Früher gab es fast an jeder Ecke in Castrop-Rauxel eine Kneipe zum Fußball gucken, erinnert sich Philipp Greulich: „Jeder Stadtteil hatte zwei oder drei Fußball-Kneipen.“ Heute hat der BVB-Fan zusammen mit seinem Kumpel Dejan Kloj selbst eine Gastronomie, in der Sky, Dazn und Amazon Prime laufen. Doch damit sind „Die Zwei“ in Ickern eine von wenigen Ausnahmen in der Europastadt. Hinzu kommen noch die Marktschänke und das Haus Henze in Castrop, die Nachtschicht am Bahnhof und das Brauhaus Rütershoff in Obercastrop. Viel mehr dürfte es nicht geben.
Kosten je nach Raumgröße
„Für Sky, Amazon Prime und Dazn zahlen wir jeden Monat rund 1000 Euro“, rechnet Philipp Greulich zusammen. Das sind über 150 Euro mehr als vor rund eineinhalb Jahren, als „Die Zwei“ eröffnete. Etwa ein Drittel von den 1000 Euro gehe für Dazn drauf, der Rest für Sky – wobei Amazon Prime aktuell noch in den Sky-Kosten enthalten ist. Wollte der Gastronom auch noch die Europa League am Donnerstag und das eigentlich attraktive Zweitliga-Topspiel am Samstagabend zeigen, bräuchte er auch noch RTL + und Sport1 als weitere Streaminganbieter.
Die Kosten fürs Streaming werden nach den Quadratmetern der Gastronomie berechnet, allerdings nicht haargenau, sondern für verschiedene Größenordnungen. „Wir fallen in den zweiten Bereich mit 30 bis 110 Quadratmetern“, erklärt Philipp Greulich. In den zwei Gasträumen hängen zwei große Fernseher. Während im Hauptraum in der Regel der BVB gezeigt wird, könne es nebenan auch schon mal die Konferenz sein.
Wie viele Gäste kommen, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Spielt der BVB zuhause, schauen weniger Gästen in der Kneipe als bei Auswärtsspielen. Wird das Spiel auf Sky gezeigt, kommen weniger Gäste als bei Dazn-Übertragungen, weil mehr Menschen ein Sky-Abo haben. Auch Bundesligakonferenzen ohne den BVB aber mit Teams wie Augsburg, Wolfsburg oder Hoffenheim tragen nicht gerade dazu bei, dass am Samstag viele Gäste in die Kneipe kommen.
„Zum Bus“ zeigt kein Fußball mehr
Wie viele Menschen bei „Die Zwei“ regelmäßig Fußball schauen? „Mal 30 oder 40, aber an schlechten Tagen auch mal nur 10“, sagt Philipp Greulich. An besonders guten Tagen – etwa wenn der BVB gegen Bayern spielt oder das Revierderby ansteht – seien es auch schon mal 80 bis 100 Gäste. Aus wirtschaftlicher Sicht tut dem BVB-Fan der Abstieg der Schalker also weh: „Seitdem sie in der zweiten Liga spielen, kommen wenig Schalke-Fans.“
In anderen Kneipen in Castrop-Rauxel wird gar kein Live-Fußball mehr gezeigt. „Wir zeigen Fußball nur noch in der ‚Nachtschicht‘, nicht mehr in der Kneipe ‚Zum Bus‘“, sagt Athanasios Topalli, Betreiber der beiden Kneipen. Auch er musste jeweils knapp 1000 Euro fürs Streaming zahlen – pro Kneipe. „Das war nicht mehr rentabel“, sagt er und beendete das Fußballgucken in „Zum Bus“, auch wenn dort noch ein großes Sky-Schild über der Tür hängt. Das kam nicht bei allen Kunden gut an: „Viele sind verärgert.“
Das Haus Ratte in Frohlinde verzichtet seit rund vier Jahren komplett auf Sky und co. Betreiber Michael Henke fragt: „Wie viele Fässer Bier soll ich denn verkaufen, um 10.000 Euro pro Jahr wieder reinzuholen?“ Auch das Haus Henze haben die hohen Kosten zu einem Schritt getrieben. Dort läuft nur noch Sky, aber kein Dazn mehr.

Ein Vorteil, denn „Die Zwei“ aus Ickern im Vergleich zu anderen Kneipen haben: Sie ist ein Mix aus Kneipe und Restaurant. Viele Gäste essen beim Fußballschauen beziehungsweise nach oder zwischen den Spielen. „90 Prozent verzehren über 10 Euro“, sagt Philipp Greulich. Das Konzept der Gaststätte ist stark aufs Fußballgucken ausgelegt. Deshalb wollen Philipp Greulich und Dejan Kloj trotz steigender Preis an den Sendern festhalten.
„Aber klar, wenn Sky jetzt auf einen Schlag um 500 Euro erhöht, dann müssen wir auch schauen, ob das noch Sinn ergibt“, sagt Philipp Greulich. Zumal ja gerade nicht nur die Kosten für die Streaming-Anbieter steigen, sondern ebenso für Lebensmittel und Energie – „und auch die mögliche Wiedereinführung der 19 Prozent Mehrwertsteuer in der Gastronomie trifft uns stark“, sagt der junge Gastronom.
Marlen Kempf schließt Gastro-Standbein in Castrop-Rauxel: Hof-Flohmarkt bietet Schnäppchen
Wo gibt es den besten Döner in Castrop-Rauxel?: Die Top-5 steht – Wählen Sie jetzt den Sieger
Spezielles Bier auf dem Weihnachtsmarkt: Erstmals Castroper Weihnachtsbräu frisch vom Fass