NRW-Innenminister Reul spricht von einem „ernstzunehmenden Hinweis“ gegenüber der Deutschen Presseagentur. Dieser „Hinweis“ löste einen SEK-Einsatz in der Langen Straße aus.
Zur Einsatzzentrale wird die Hauptwache der Feuerwehr in Castrop-Rauxel. Seit etwa 19 Uhr am Samstag (7.1.) bereiten Polizei und Feuerwehr dort einen großen Einsatz vor. Ein Mann steht unter Terrorverdacht. Der 32-jährige Iraner wird verdächtigt, sich Rizin und Cyanid beschafft zu haben.
Was sind Rizin und Cyanid?
Rizin ist ein Gift, das in der Kriegswaffenliste als biologische Waffe aufgeführt wird. Ursprünglich stammt das Gift aus den Samen der Pflanze Ricinus communis. Eine ursprünglich im tropischen Afrika beheimatete Pflanze, die als Zierpflanze auch in Deutschland bekannt ist. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) können sich Vergiftungen durch Übelkeit bis hin zu Krampfanfällen äußern. Cyanid ist auch als Blausäure bekannt und sehr giftig. Bereits kleine Mengen wirken beim Menschen tödlich.
Am späten Abend trafen wohl deshalb auch Mitarbeiter des RKI an der Feuerwache in Castrop-Rauxel ein.
Haftbefehl?
Bis 0.19 verhängte die Polizei eine Nachrichtensperre, um den Einsatz nicht zu gefährden. Unsere Reporter verfolgten die gesamte Nacht das Geschehen in der Langen Straße und berichteten.
Die „Bild“ berichtet, dass ein „befreundeter Geheimdienst“ über die Anschlagsgefahr informiert habe. Gegen 0 Uhr werden zwei Personen festgenommen.
Die ABC-Einheit der Feuerwehr Dorsten richtet einen Dekontaminationsplatz an der Hauptfeuerwache ein. Gegen 0.40 Uhr treffen dort SEK-Kräfte ein, die sichergestellte Gegenstände in die Dekontaminationsfässer packen.
Die zwei abgeführten Personen sollen unterschiedlichen Quellen zufolge miteinander verwandt sein. Am Sonntagmittag teilt die dpa mit, dass der Bruder zum Zeitpunkt des Zugriffs ebenfalls in der Wohnung gewesen sei. Er sei der Polizei bekannt, jedoch nicht im Zusammenhang mit islamistischem Terror. Ob er in die Pläne eingeweiht war, stehe noch nicht fest. Seit 2015 sollen sich die Männer in Deutschland aufhalten.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt am Tag nach dem Einsatz weiter. Zunächst müsse man die gesicherten Beweismittel auswerten. Am Nachmittag dann die erste Entwarnung: Giftstoffe habe man nicht finden können. Aber: Es gebe andere Beweismittel. Wie weit die Anschlagspläne fortgeschritten gewesen seien, dazu äußern sich die Ermittler noch nicht.
Am Abend dann der Antrag auf Haftbefehl. Gegen die Brüder Monir J. (32) und J. J. (25) werde wegen des Verdachts der Verabredung zu einem Verbrechen, nämlich einem Mord ermittelt. „Ihnen wird u.a. vorgeworfen, miteinander verabredet zu haben, einen islamistisch motivierten Anschlag zu begehen, indem sie sich Giftstoffe – Cyanid und Rizin –beschaffen wollten, um mit diesen eine unbestimmte Anzahl von Personen zu töten“, teilt Oberstaatsanwalt Heming mit. Drei bis 15 Jahre Gefängnis drohen bei einer Verurteilung. Bis dahin gelte die Unschuldsvermutung.
Der festgenommene 32-Jährige soll nicht im Auftrag staatlicher iranischer Behörden gehandelt haben, das hat die dpa aus Sicherheitskreisen gehört. Danach soll der Verdächtige Anhänger einer sunnitischen islamistischen Terrorgruppe sein.
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