
© Tobias Weckenbrock
Schulleiter gesucht: Castrop-Rauxels Grundschulen kämpfen gegen Lehrermangel
Lehrerstellen
Zum Start des Schuljahrs 2019/20 mangelt es an Grundschullehrern im Kreis Recklinghausen. In Castrop-Rauxel ist die Leitung von Schulen offenbar eine zu große Herausforderung.
Die Lage rund um die Besetzung von Lehrerstellen in Grundschulen ist keine leichte. Im Kreis Recklinghausen nicht und auch nicht in Castrop-Rauxel. In fünf von zehn Grundschulen der Stadt gab es 2018 keine eigene Schulleitung. Auch 2019 geht der Kampf um Lehrpersonal weiter.
„Das ist eine Gemengelage, die sich weder leicht auflöst, noch mit einer einzigen Maßnahme in den Griff bekommen lässt“, konstatiert Schulrätin Marita Wrocklage. Wie auch bei den Grundschullehrern allgemein, sei der Bedarf an Personal für die Leitung weiterhin groß.
Hier ist, wie schon in den vergangenen Jahren, kreativer und geschickter Einsatz des zur Verfügung stehenden Lehrpersonals notwendig. Etwa über sogenannte Steuergruppen. Sprich Lehrerinnen und Lehrer, die sich die Leitung einer Schule untereinander teilen.
Steuergruppe statt Schulleiter
„Das läuft auch ganz prima“, so Wrocklage und nennt als Beispiele die Waldschule, die bereits durch eine solche Steuergruppe geleitet wird und die Lindenschule, bei der dies ab dem kommenden zweiten Schulhalbjahr der Fall sein wird.
Bis dahin wird die Lindenschule noch von Karin Blaton, Schulleiterin an der Grundschule am Busch, geleitet. „Wir schaffen das, auch deshalb, weil wir sehr gut organisiert sind“, sagte Blaton dazu schon bei unserer letzten Nachfrage vor einem Jahr.

Die Lindenschule in Frohlinde soll ab dem zweiten Schulhalbjahr von einer Steuergruppe aus mehreren Lehrerinnen und Lehrern geführt werden. © Foto: Tobias Weckenbrock
Das Konzept der Steuergruppe könnte auch an der Elisabethschule Einzug halten. Denn nachdem Katharina Overkott mit Ende des Schuljahres 2017/2018 aus dem Dienst ausschied, übernahm die erfahrene Konrektorin Bernadette Schwirtz die kommissarische Leitung. Die ist aber nun ebenfalls pensioniert worden.
Stellen bleiben unbesetzt
Schaut man auf die Stellen für Grundschullehrer im Kreis Recklinghausen, konnten die insgesamt 81 offenen Stellen auch 2019 nicht vollständig nachbesetzt werden. Wrocklage spricht von einer Abdeckung zwischen 94 und 96 Prozent. Veränderlich je nach Beschäftigungsverhältnissen, Krankheitsfällen und Vertretungsunterricht.
„Wir versuchen, den Bedarf so gut es geht zu versorgen, bis sich die Lage am Arbeitsmarkt verbessert“, sagt Wrocklage. Sprich: Pro Klasse solle es möglichst eine Lehrkraft geben, und alle Fächer sollten abgedeckt sein.
Zwei Jahre Grundschule, dann in die Sek II
Dafür nutze die Schulbehörde alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. So wird jungen Lehrerinnen und Lehrern, die eigentlich für die Sekundarstufe II ausgebildet sind, angeboten, für zwei Jahre in einer Grundschule zu unterrichten, bevor sie an eine weiterführende Schule kommen.
Dafür dürfen sie dann einen Wunschkreis/ eine Wunschstadt aussuchen. „Es gefällt manchen Kollegen dann so gut, dass sie nach zwei Jahren nach einer Verlängerung fragen“, sagt Wrocklage.
Genauso gebe es Unterstützung von den älteren Kollegen, die nach der Pensionierung auf Teilzeitbasis weiter unterrichten. Wie etwa an der Grundschule Alter Garten.
Förderschullehrer: gefragt und exotisch
Unverändert bleibt auch die schwierige Arbeitsmarktlage für Förderschullehrer. 18 Stellen waren im Kreis ausgeschrieben worden. Keine davon konnte besetzt werden. Genau wie im vergangenen Jahr.
Trotz aller Schwierigkeiten gibt es auch eine gute Nachricht: Im Bereich der Sozialpädagogen kann der Kreis starken Zuwachs in den Kollegien vermelden.
Nachdem die Zahlen laut Wrocklage in den vergangenen Jahren von 20 auf über 40 Kollegen angewachsen war, habe man mittlerweile 64 Sozialpädagogen an den Grundschulen im Kreis. Viele davon konnten nach Ausschreibungen vor den Sommerferien erfolgreich verpflichtet werden.
Begleitung in der Schuleingangszeit
„Um den Austausch und die Professionalisierung zu stärken haben wir drei Arbeitskreise für Sozialpädagogen im Schulamt“, so Wrocklage. Denn die Kollegen seien an ihren jeweiligen Schulen meist als einzige Kraft mit dieser Fachrichtung eingesetzt. Sie begleiten die Kinder in der Schuleingangszeit.
In Castrop-Rauxel ist an der Elisabethschule, der Grundschule am Hügel, der Wilhelmschule und der Waldschule je eine neue sozialpädagogische Lehrkraft im Einsatz.
Beruflicher Quereinsteiger und Liebhaber von tief schwarzem Humor. Manchmal mit sehr eigenem Blick auf das Geschehen. Großer Hang zu Zahlen, Statistiken und Datenbanken, wenn sie denn aussagekräftig sind. Ein Überbleibsel aus meinem Leben als Laborant und Techniker. Immer für ein gutes und/oder kritisches Gespräch zu haben.
