Knapp 20 Jahre lang hat das Schuhgeschäft Grosse-Kreul auf der Münsterstraße die Castrop-Rauxeler Altstadt mit Schuhen vieler Marken versorgt. Jetzt wurden Stammkunden per Postkarte überraschend über die Schließung der Filiale informiert.
Herr Grosse-Kreul, im Frühjahr sollte Ihre Filiale in der Castroper Altstadt noch renoviert werden. Nun wurde ihre Schließung bekannt gegeben. Wie kam es zu dieser Entscheidung und wie schwer fiel sie Ihnen?
Als Unternehmer fiel mir diese Entscheidung sehr schwer. In den letzten fünf bis acht Jahren wurden viele Geschäfte geschlossen oder haben Insolvenz angemeldet. Als Einzelhändler waren wir immer etwas wendiger als große Konzerne, in den letzten Monaten mussten wir dieser Entwicklung aber auch Rechnung tragen. Daran ist weder die Stadt noch eine bestimmte Person Schuld. In ganz Deutschland gibt es ein Handelsproblem, das sogar Großstädte betrifft.
Was ist Ihr persönlicher Bezug zu Castrop-Rauxel?
Das Ladenlokal in Castrop-Rauxel gehörte damals unserem Vermieter in Gladbeck. Als der Vormieter seinen Laden aufgab, wurden wir direkt gefragt, ob wir dort eine weitere Filiale eröffnen wollen.
Im Mai gab es bereits im Rahmen der Renovierungsarbeiten einen großen Abverkauf. Zu dem Zeitpunkt sagten Sie uns gegenüber noch, dass Sie sich um Insolvenz keine Sorgen machen. Was hat sich geändert?
Der Umbau und der Ausverkauf haben sich leider nicht so entwickelt wie erwartet. Seit Juni wurde die Lage immer schwieriger. Sogar die bestellten neuen Möbel stehen noch verpackt in einer Ecke. Letztendlich war es eine rein wirtschaftliche Entscheidung.
Sie haben neben zwei weiteren Filialen in Gladbeck auch einen Onlinehandel. Sind hier Änderungen geplant?
In den Gladbecker Filialen bleibt alles beim Alten. Unseren Onlineshop gibt es seit 2016 und er ist insbesondere während der Corona-Pandemie rasant gewachsen. Momentan ist da keine Entwicklung, aber auch kein Rückschritt zu beobachten.
Wie hat sich das Castroper Geschäftsleben in den letzten 20 Jahren verändert?
Der Einzelhandel geht zurück. Für uns als Schuhhändler war schon die Schließung des Modehauses Borgerding 2014 ein Problem. Ein Textilladen zieht als Vollsortimenter viel Kundschaft an, von der auch wir profitieren. Die fiel damit weg. Das gleiche Problem trat bei der Schließung des Schuhhauses Schlatholt 2019 auf. Der Wettbewerb kann eben auch Vorteile bieten.
Wie sieht die Zukunft des Einzelhandels aus?
Ich sehe ein Hybrid-System als die Zukunft. Wir haben uns schon lange damit arrangiert, dass es ohne parallelen Onlinehandel nicht mehr funktioniert. Nach unserem Ansatz geht alles, was angeliefert wird, erstmal auf die Fläche. Trotzdem muss auch der stationäre Verkauf erhalten bleiben, sonst bricht das System zusammen.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 23. September 2024.