Die Menge jubelte, als Kaiser Wilhelm II. am 11. August 1899 das Schiffshebewerk Henrichenburg einweihte. Noch 125 Jahre später sind die Besucher begeistert von dem gewaltigen Schiffsfahrstuhl in Waltrop, obwohl er schon seit mehr als 60 Jahren stillsteht. Grund genug, das Jubiläum in diesem Sommer gebührend zu feiern, kündigt Dr. Arnulf Siebeneicker am Freitag (3.5.) im Gespräch mit unserer Redaktion an.
Und das sogar zweifach, wie der Leiter des LWL-Industriemuseums verrät. Erstmals bei der Extraschicht, die diesmal bereits am Samstag, 1. Juni, über die Bühne geht, und zum zweiten Mal beim bekannten Steampunk Jubilee, das am 11./12. August auf dem Terminkalender steht. Dann wird der „Kaiser“ mit seiner Gemahlin Auguste Victoria höchst selbst in Waltrop auftreten!

Aber zunächst zur Extraschicht, die diesmal an 35 Spielorten in 19 Städten des Ruhrgebiets ausgetragen wird: Bekanntlich steigen die Fans der zahlreichen Industriestätten im Ruhrgebiet dann in einen Shuttlebus des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR), um das vielfältige Programm zumindest ansatzweise mitzuerleben. Haltepunkte sind unter anderem am UNESCO-Welterbe Zollverein in Essen, an der Zeche Zollern in Dortmund oder an der Zeche Ewald in Herten. Was dort präsentiert wird, kann auf der Internetseite www.extraschicht.de erkundet werden.
125 Kuchenstücke für die schnellsten Gäste
Dr. Arnulf Siebeneicker wirbt natürlich für das Angebot am Schiffshebewerk: Dort verwandelt sich die Maschinenhalle in ein buntes Birthday-Wunderland mit Luftballons und Konfetti. Um 20 Uhr wird eine riesige Torte angeschnitten – insgesamt 125 Kuchenstücke warten auf die schnellsten Gäste. Welche Konditorei das „gebackene Glück“ anfertigen darf, steht allerdings noch nicht fest.
Dazu gibt es jede Menge Spiel-Spaß: Nach einem wahren Verbrechen aus dem Jahr 1931 können die Besucherinnen und Besucher das Krimi-Rätsel um eine verschwundene Geldkassette lösen.
Musikalisch sorgt das Duo Gitello für Unterhaltung: Von Led Zeppelin bis Coldplay, von Queen bis Adele – die Kombi aus Gitarre und Cello verwandelt die größten Hits noch einmal in etwas völlig Neues. Auch Walking Acts dürfen auf dem Museumsgelände bewundert werden, so der Museumschef. Und wer eine Schiffsfahrt auf dem Kanal unternehmen möchte, darf schon ab 18 Uhr an Bord gehen.
„Das wird richtig spektakulär“
Ein besonderer Leckerbissen für Fotografen ist die neue Lasershow, die ab 22.30 Uhr bis 0.30 Uhr alle halbe Stunde aufgeführt wird. Die etwa siebenminütige Choreografie vor den Türmen ist ganz neu und kommt aus den Niederlanden. „Das wird richtig spektakulär“, meint Dr. Siebeneicker. In den Vorjahren hatte es am Hebewerk „nur“ eine Feuershow gegeben - und die Stunttruppe aus dem letzten Jahr war fürs Auge schwer zu verfolgen.
„Bleibt zu hoffen“, sagt der Museumschef, „dass das Wetter mitspielt - und dass die Dortmunder Borussia nicht ins Champions-League-Endspiel kommt.“ Warum? Da das Finale ausgerechnet an diesem Abend ausgetragen wird, fürchtet er, dass die Fußballfans das BVB-Spiel vorziehen würden und nicht zur Extraschicht kommen. Aber so weit ist es ja noch nicht...
Info: Tickets für die Extraschicht sind im Internet oder in Waltrop beim ADAC (Isbruchstraße 14) sowie im LWL-Museum (Am Hebewerk 26) erhältlich. Sie kosten 20 Euro im Vorverkauf (ermäßigt 16 Euro) und 24 Euro an der Tageskasse.

Daten & Fakten: 125 Jahre Schiffshebewerk Henrichenburg
- Bei seiner Eröffnung 1899 galt das Schiffshebewerk Henrichenburg als technisches Wunder. Schiffe mit bis zu 750 Tonnen Ladefähigkeiten konnten wie in einem riesigen Fahrstuhl 14 Meter hoch- und runtergefahren werden. Das war nötig, um Kohlen über den Dortmund-Ems-Kanal nach Emden oder Erz nach Dortmund zu fahren.
- Es war das erste Mehrschwimmer-Hebewerk der Welt und stellte mit seiner Leistungsfähigkeit alle anderen Hebewerke in den Schatten. Bis 1962 wurden hier täglich Schiffe gehoben. Mit der Eröffnung des Neuen Schiffhebewerks verlor es jedoch an Bedeutung und verfiel langsam.
- Als der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) 1979 beschloss, ein Industriemuseum zu gründen, war es in einem entsprechend schlechten Zustand. Nach jahrelanger Restaurierung eröffnete das heutige Museum 1992 seine Tore.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 5. Mai 2024.