Eigentlich schien alles in geregelten Bahnen zu laufen: In einem Architektenwettbewerb sollte ermittelt werden, nach welchem Entwurf (oder welchen Entwürfen) ein neues Eingangsgebäude zum Schiffshebewerks-Museum gestaltet wird. Außerdem ging es um eine Aufzugs-Lösung zur Überbrückung der Höhendifferenz zwischen Unter- und Oberwasser.
Die Preisgerichts-Sitzung fand im Juni statt, wie man hört, tagte die Jury bis in den Abend. Auch mit Waltroper Beteiligung: Bürgermeister Marcel Mittelbach (SPD), Theo Hemmerde (CDU) als Vertreter aus dem zuständigen Rats-Fachausschuss und Andrea Suntrup von der Stadt Waltrop als Fachfrau saßen mit in dem Gremium. Tags drauf, so hatte es geheißen, sollten Medien und Waltroper Ratsmitglieder über die Gewinner-Entwürfe informiert werden. Das war der 21. Juni, ein Wochentag, morgens um 10 Uhr.
Werden die siegreichen Entwürfe gebaut?
Doch der Termin für die Medien wurde kurzfristig abgesagt. Erst war von Terminschwierigkeiten die Rede, der Termin sollte im Juli nachgeholt werden. Später war die Begründung eine andere, die der LWL jetzt auch noch einmal auf Anfrage dieser Redaktion schriftlich formuliert: „Da es sich um ein laufendes, zweistufiges Verfahren handelt, kann eine Veröffentlichung erst nach der Beauftragung der Architektenleistungen aus dem Wettbewerbs- bzw. VgV-Verfahren in den nächsten Wochen stattfinden. Erst dann steht verlässlich fest, welcher der Entwürfe in die Umsetzung geht, falls das Gesamtprojekt realisiert werden kann.“ „VgV“ steht für „Vergabeverordnung“.
Das heißt übersetzt: Ob die siegreichen Entwürfe tatsächlich auch gebaut werden können, ist noch nicht klar. Und dann geht es immer noch darum, ob der LWL das Fördergeld bekommt, das er für die Umsetzung zwingend benötigt.
Soweit, so nachvollziehbar. Nicht abgesagt wurde der Termin freilich für die Ratsmitglieder. Auf Anfrage heißt es aus der LWL-Pressestelle, alle Ratsmitglieder seien „auf elektronischem Wege“ eingeladen worden, man habe „hierfür die hinterlegten E-Mail-Adressen genutzt“.
Der ganze Rat war eingeladen - es kamen zwei Leute

Das Einladungsschreiben, persönlich unterschrieben von LWL-Landesdirektor Dr. Georg Lunemann, liegt unserer Redaktion vor. Merkwürdig nur: Mehrere Ratsmitglieder beteuern auf unsere Anfrage, sie hätten keine Einladung erhalten. Der LWL berichtet jedenfalls, es seien genau zwei Ratsmitglieder erschienen aus dem 36 Personen umfassenden Gremium. Wobei das nicht ganz exakt ist, denn nur Theo Hemmerde (CDU) gehört von dem erschienenen Duo tatsächlich dem Rat an. Der zweite war nach eigener Aussage Andreas Walgenbach, der in Oberwiese wohnt. Ihn hatte Dorothee Schomberg für den Waltroper Aufbruch dorthin entsandt, weil sie als Fraktionsvorsitzende selbst verhindert war. Walgenbach durfte auch ohne Ratsmandat an der exklusiven Veranstaltung teilnehmen. Und er war auch der Einzige, für den die Informationen neu waren, die an jenem Morgen vorgestellt wurden. Theo Hemmerde hatte ja schon am Vortag der Jury angehört und kannte die favorisierten Entwürfe bereits. Die SPD als größte Ratsfraktion war gar nicht vertreten.
Verschwiegenheitserklärung abgegeben
Über Details zu den Entwürfen dürfen Hemmerde und Walgenbach derweil nicht reden: Aufgrund des laufenden Verfahrens „haben die informierten Ratsmitglieder eine Verschwiegenheitserklärung abgegeben“, heißt es von der LWL-Pressestelle. Der LWL plane, „die interessierte Öffentlichkeit nach Abschluss des Prozesses umfassend zu informieren“. Warum den Ratsmitgliedern (beziehungsweise im Falle von Andreas Walgenbach sogar einem Bürger ohne Ratsmandat) ein Zwischenstand präsentiert wurde, der breiteren Öffentlichkeit aber nicht - auf diese Frage geht der LWL in seiner Antwort nicht ein.
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