Kriegt Mathias Richter (FDP) eine zweite Chance? Ehemaliger Staatssekretär will in den Bundestag

Ex-Staatssekretär Mathias Richter will in den Bundestag
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Anfang Dezember wählte die Kreis-FDP ihren Vorsitzenden wenig überraschend zum Direktkandidaten für den Wahlkreis Recklinghausen I (Recklinghausen, Castrop-Rauxel, Waltrop). Nun hat Mathias Richter (57) auch noch einen „interessanten Listenplatz“ für die vorgezogene Bundestagswahl am 23. Februar 2025 erobert. Der Recklinghäuser scheint es tatsächlich ernst zu meinen mit dem Sprung nach Berlin.

In Bielefeld wählte die NRW-FDP am Sonntag (15.12.) ihre Landesliste. Mathias Richter landete auf Platz 15. Das klingt angesichts der derzeit miesen Umfragewerte der Liberalen von etwa vier Prozent, nach D-Day-Papieren und einem mutmaßlich von langer Hand geplanten Koalitionsbruch nicht nach einer sicheren Fahrkarte ins Hauptstadt-Parlament.

Doch Mathias Richters Arithmetik ist eine andere. Der Mann, der fünf Jahre als Staatssekretär neben Ministerin Yvonne Gebauer an der Spitze des NRW-Schulministeriums stand, erinnert sich gerne an das Jahr 2017. „Damals hatte ich denselben Listenplatz und wäre in den Bundestag eingezogen.“ Wäre. Es kam anders. Parteichef Christian Lindner höchstpersönlich beorderte Mathias Richter als Staatssekretär ins NRW-Schulministerium.

Mathias Richter bei der FDP-Wahlversammlung in Bielefeld am Rednerpult.
Mathias Richter bei der FDP-Wahlversammlung in Bielefeld. © FDP

Bei der Bundestagswahl 2017 holte die FDP 10,7 Prozent. Von einem solchen Ergebnis ist die Partei derzeit so weit entfernt wie ein Stadtflitzer von der Formel 1. Aber noch ist ja Zeit. Sagt Mathias Richter und spricht einen Satz, in dem auch viel Wunsch mitschwingen dürfte: „Ich glaube an ein zweistelliges Ergebnis in Nordrhein-Westfalen, was für Platz 15 reichen könnte.“

Der Vater von vier Kindern sieht sich als „liberale Stimme des nördlichen Ruhrgebiets“. Der Diplom-Volkswirt will vor allem die Mitte der Gesellschaft entlasten, Subventionen nur für wenige Großbetriebe sieht er kritisch. Ebenso wie das „leistungslose Bürgergeld“. Richter steht nach eigener Aussage für ein weltoffenes und tolerantes Land, fordert aber „harte Grenzen bei illegaler Migration“. Staatliche Fördermittel will er schwerpunktmäßig auf das Instandsetzen von Straßen und Brücken verwenden.

Mathias Richter und Armin Laschet stehen nebeneinander. Sie halten eine dunkle Mappe mit NRW-Wappen in den Händen.
Karriere in Düsseldorf: 2017 erhielt Mathias Richter seine Ernennungsurkunde zum Staatssekretär vom damaligen Ministerpräsidenten Armin Laschet. © picture alliance / Rolf Vennenbe

In Recklinghausen ist Mathias Richter als pointierter Redner bekannt, der sein Publikum bestens unterhält – in der Politik wie im Karneval, wo Richter als Senatspräsident der Poahlbürger fungiert und eine feste Größe der Närrischen Ratssitzung ist. Seine 2022 mit der damaligen Kabinettsumbildung zu Ende gegangene Zeit als Staatssekretär fiel zum großen Teil in die Coronakrise. Damals gab es Kritik an seinem Kommunikationsmanagement. Heute sieht sich Richter durch die Jahre als Staatssekretär gereift: „Ich habe einen riesigen Erfahrungsschatz erworben und dazugelernt, wie Politik in Regierungsverantwortung funktioniert.“

Den Bruch mit der Ampelkoalition hat der Bundestagskandidat bis zuletzt verteidigt. Dessen Protagonist, FDP-Chef Christian Lindner, landete in Bielefeld auf Platz 1 der Landesliste. Ein weiteres bekanntes Gesicht, den Ex-Justizminister und designierten neuen Generalsekretär der Bundes-FDP Marco Buschmann, (Gelsenkirchen) wählten die rund 400 Delegierten auf Platz zwei.