Rumoren bei Rütgers und im Rochus: Die zwei großen R’s der Stadt und ihr Medienecho

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Rumoren bei Rütgers und im Rochus: Die zwei großen R’s der Stadt und ihr Medienecho

rnMein Thema 2019

Die beiden großen R’s aus Castrop-Rauxel sorgten 2019 für Aufsehen: die Firma Rütgers und das Rochus-Hospital. Ich beschäftigte mich mit beiden Institutionen der Stadt - und spürte auch Gegenwind.

Castrop-Rauxel

, 31.12.2019, 16:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Als wir am 6. März über die Sterbegeldkasse bei Rütgers berichten, da ist das Thema schon seit einer Woche in der Welt: Der Stadtanzeiger hatte auf einen Hinweis eines ehemaligen Mitarbeiters am 27. Februar über Unstimmigkeiten berichtet. Einen Brief hatte der Gesamtbetriebsrat der Rütgers Germany schon am 22. Februar an die Mitarbeiter verschickt. Doch unsere weiteren Recherchen lösten ein riesiges Echo aus.

Ein paar Euro im Monat über Jahrzehnte hinweg

Kleine Eurobeträge pro Monat und Todesfall eingezahlt hatten Mitarbeiter, über Jahrzehnte hinweg. Alles in dem Glauben, dass ihre Angehörigen im Fall des Todes einen Anspruch auf rund 1000 Euro Beihilfe gehabt hätten. Das sollte mit einem Mal vorbei sein, das Geld könnte nicht mehr oder nur teilweise ausgezahlt werden, weil die Kasse leer sei. Ein Skandal, der das Ansehen des Unternehmens beschmutzte.

Wirbel gab es auch um das zweite große R der Stadt, das Rochus-Hospital: Als wir eine Patientenbeschwerde über Schimmel und Dreck in einem Krankenzimmer im Februar zum Thema machten, zog das weitere Beschwerden nach sich und Lob für unseren Mut, das zu thematisieren. Aber auch Beschwerden, warum wir Einzelmeinungen so großen Platz einräumten. Es sei sauber und gut im Rochus gewesen, meinten einige Kritiker unserer Berichterstattung.

Attacke in der Notaufnahme

Im April attackierte ein Patient in der Notaufnahme eine Nachtschwester. Die Geschäftsführung sprach von einem Standardfall, aber auch davon, dass solche Fälle zunehmen würden. Im Mai kam die Gerichtsverhandlung zu einem Tumult, den ein anderer Mann im Dezember 2018 ausgelöst hatte, hinzu: Der Mann beschimpfte damals eine Krankenschwester. Die Polizei nahm den Mann mit in die Ausnüchterungszelle. Der Mann entschuldigte sich aber beim Arzt und kam mit 500 Euro Bußgeld davon. Nur ein paar Monate vorher beklagte eine Patientin, eine Krankenschwester habe sich absichtlich auf ihre erkrankte Hand gesetzt.

Die Rochus-Geschäftsführung ärgerte sich über diese Serie negativer Berichte. So wie die Rütgers-Geschäftsführung. Beide beschwerten sich bei mir. Waren wir als Redaktion über das Ziel einer neutralen, fairen und sauber recherchierten Berichterstattung hinaus geschossen?

Gratwanderung bei heiklen Themen

Diesen Fragen sind wir ausgesetzt, wenn es heikle Themen gibt. Wir stellen sie uns, wandeln aber auf einem schmalen Grat. Die großen Rs haben das 2019 zu spüren bekommen. Oder kommen wir nur so unserer Aufgabe nach, Anwalt unserer Leser zu sein?

Im Rochus kam mein Sohn zur Welt. Ich gehe seit Jahren zum Babyschwimmen, Woche für Woche. Ich habe nie etwas gegen das Rochus-Hospital gehabt. Mit dem Rütgers-Geschäftsführer bin ich Anfang 2020 auf einen Kaffee verabredet. Auch gegen Rütgers habe ich nichts. Im Gegenteil: Ich schätze, dass ein so bedeutendes Unternehmen auch in diesen Zeiten der Stadt die Treue hält. Ich freue mich auf das Treffen - aber sage auch: Wir werden weiter genau hinschauen.

Mein Thema 2019

In der Serie „Mein Thema 2019“ haben unsere Redakteure aufs Jahr in Castrop-Rauxel zurück geblickt. Welches Thema hat sie am meisten begeistert, mitgenommen, betroffen gemacht oder bewegt? Sie schilderten auf den Punkt, warum es diese Geschichten geschafft haben, in Erinnerung zu bleiben.