Am Evangelischen Krankenhaus gibt es jetzt einen betreuten Stadttaubenschlag. © privat

Tierschutz

Ruhrpottmöwen: Mit Leitern und Gipseiern auf der Suche nach Taubennestern

Für die einen sind Tauben „Ratten der Lüfte“, für die anderen saubere und schützenswerte Vögel. Der Verein Ruhrpottmöwen hat einen betreuten Taubenschlag geöffnet und tauscht Eier aus.

Castrop-Rauxel

, 12.01.2021 / Lesedauer: 3 min

Stadttauben führen ein elendes Leben. Und sie vermehren sich zahlreich. Um beides zu verhindern, engagiert sich „Ruhrpottmöwen“. Der in Datteln ansässige Verein ist auch in Castrop-Rauxel aktiv. Und das auf mehrfache Weise.

Regelmäßig tauschen die Mitglieder Taubeneier gegen Gipseier aus. Immerhin sieben bis achtmal sorgt ein Taubenpärchen im Jahr für jeweils zwei Eier. So vermehrt sich die Population stark. Außerdem, so die Vorsitzende Stefanie Hellinger, gesellen sich immer wieder Brieftauben zu den Stadttauben, die ihren Heimatschlag nicht finden.

Mithilfe einer langen Leiter konnten Mitglieder der Ruhrpottmöwen an einer Autobahnbrücke in Castrop-Rauxel Eier austauschen. © privat

Seit Kurzem besitzt der Verein eine sehr lange Leiter, mit der die Mitglieder auch hoch gelegene Brutplätze unter Autobahnbrücken wie an der A42-Abfahrt Bladenhorst erreichen können. Denn Stadttauben sind Höhenbrüter und bevorzugen dunkle Nischen. Steffi Hasler, die in Castrop-Rauxel eine Pflegestelle für verletzte Tauben hat, erläutert: „Durch das Tauschen der Eier verhindern wir den Schlupf neuer Tauben und verhindern so neues Tierleid, indem die Population klein gehalten wird.“

Stadttauben haben zu Unrecht einen schlechten Ruf

Es gebe andere Maßnahmen wie den Einsatz von Falknern oder Spikes, also Spitzen auf Dächern oder Simsen, so die Taubenfreundin: „Aber die lösen das Problem nicht, sondern verschieben oder vergrößern es sogar, indem sich die Tiere verletzen.“

Das Team der Ruhrpottmöwen war bei einem Einsatz in Castrop-Rauxel erfolgreich. © privat

Stefanie Hellinger weiß um den schlechten Ruf, den Tauben haben. Und setzt dagegen: „Sie sind saubere Tiere, friedfertig und klug. Und sie übertragen nicht mehr Krankheiten als jede Amsel.“

Regelmäßig sind die Ruhrpottmöwen unterwegs, um die Eier auszutauschen. Dabei werden die Eier durchleuchtet, so Stefanie Hellinger. Ausgetauscht werden dann nur Eier, in denen sich noch keine Küken entwickelt haben. Außer in Castrop-Rauxel werden Eier in Datteln, Oer-Erkenschwick und Recklinghausen ausgetauscht – 800 waren es bisher.

Erster betreuter Stadttaubenschlag steht am Evangelischen Krankenhaus

Auch am Evangelischen Krankenhaus gibt es Tauben. Hier hat der Verein jetzt den ersten betreuten Taubenschlag in Castrop-Rauxel aufgebaut. Nachdem einige Tauben in einer Gewöhnungsphase im Schlag eingesperrt waren, können sie seit Sonntag (10.1.) frei fliegen. „Wir hoffen, dass sie immer zurückkommen“, sagt Stefanie Hellinger.

Jedes Ei wird durchleuchtet, bevor es dem Nest endgültig entnommen wird. © privat

Im Taubenschlag finden die Tauben Brutgelegenheiten. Die Eier werden auch hier ausgetauscht. Und sie bekommen das richtige Futter. Stefanie Hellinger: „Stadttauben sind reine Körnerfresser.“ Und genau solche Körner finden sie nicht in der Stadt. Das führe zu Durchfall und letztlich auch zu der Verschmutzung, die viele Menschen stört. Sie macht deutlich, wie schlecht die Bedingungen für die Stadttauben sind: „Die meisten werden zwei bis drei Jahre alt, sie könnten aber bis zu 20 Jahre leben.“

Informationen zu Nestern in der Innenstadt fehlen bisher

Viele Tauben finden sich auch in der Innenstadt. Rund 100, so schätzt Stefanie Hellinger, könnten es am Bunker sein. Auch hier würde der Verein gerne Eier gegen Attrappen tauschen. „Aber wir wissen nicht, wo sie brüten“, so die Vorsitzende. „Wir freuen uns, wenn Menschen uns mitteilen, wenn sie Stadttaubennester in der Innenstadt entdecken.“

Und noch einen Wunsch hat sie: „Es wäre toll, wenn wir vorab kontaktiert werden würden, bevor irgendwo Vergrämungsmaßnahmen vorgenommen werden sollen. Wir stehen dabei gern beratend und tierschutzkonform unterstützend zur Seite.“

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