Meinung
Rütgers-Plan für Castrop-Rauxel zeigt: Die Einschläge kommen näher
Wenn Rain Carbon in den USA die Entscheidung trifft, die HHCR-Anlage außer Betrieb zu stellen, dann wird die Energiekrise in Castrop-Rauxel erstmals ganz konkret. Es ist nur der Anfang.
Die globalisierte Welt, das Leben in Castrop-Rauxel: Alles hängt heute mit allem zusammen. Und das wird nun erstmals sicht- und spürbar. Rain Carbon, das weltweit agierende US-Chemie-Unternehmen hat eine Entscheidung gefällt, die sich bei uns auswirkt.
Die neue HHCR-Anlage, die in Rauxel seit 2020 wasserklare Harze produziert, pausiert. Sie wurde als größte Einzelinvestition des Unternehmens in den vergangenen Jahren gefeiert. Es ist schwer zu durchschauen, welche Gründe dafür sprachen, genau diese Anlage an genau diesem Standort auszuwählen. Aber klar ist: Unternehmen sparen Energiekosten da ein, wo der Betrieb einer Anlage sich angesichts der Kosten nicht rentiert.
Wenn Gas, wie die Industrieverbände zuletzt oft vorrechnen, in Deutschland acht- oder zehnmal teurer ist als anderswo auf der Welt, wenn der Preis sich im Großeinkauf an der Gasbörse verdoppelt, vervierfacht, verachtfacht hat, dann ist jede unternehmerische Entscheidung in dieser Weise nachvollziehbar.
Verbraucher spüren die Gaspreiserhöhung nun auch: Eine Kilowattstunde im Grundversorgungstarif ist heute fast doppelt so teuer wie noch vor einem Jahr. Und der Preis wird weiter rauf gehen, wenn es keine Deckelung gibt.
So entsteht doppelter Druck. Und mehr noch: Interessiert uns zunächst überhaupt nicht, ob in Castrop-Rauxel wasserklare Harze destilliert werden oder nicht, werden sie entweder künftig woanders hergestellt. Oder ein Industriezweig, der sie weiterverarbeitet zu Produkten, die wir nutzen, bekommt den Rohstoff nur noch sehr teuer oder gar nicht mehr. So setzt sich eine Abwärtsspirale in Gang.
Grünen-Politiker Sven Lehmann wollte am Wochenende bei Twitter anhand dreier Grafiken unterstreichen, dass die Bundesregierung einen guten Job macht: „Robert Habeck ist der beste Wirtschafts- und Energieminister, den Deutschland in Zeiten des Krieges haben kann“, schrieb der Bundestags-Abgeordnete. Er mache Deutschland „in beeindruckendem Tempo unabhängig von russischem Gas“.
Er zeigte drei Grafiken, die das belegen sollen: Der Gasimport aus Russland in Europa sank auf 8 Prozent. Die Gasspeicher sind zu 87 Prozent gefüllt. Und der Gasverbrauch in Deutschland sei seit Januar um 30 Prozent gesunken.
Doch die Bundesregierung muss mehr tun. Dass unsere Wirtschaft auf importierten fossilen Energieträgern basiert, spüren wir stärker denn je. Das zeigt sich nun an Rütgers in Rauxel. Die Einschläge kommen näher. Es müssen Lösungen her. Jetzt.
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