Der Marktschänke-Inhaber Karl-Heinz van Loon aus Castrop-Rauxel erlebt derzeit einen riesigen Shitstorm. © Natascha Jaschinski (A)
Corona-Regeln
Riesiger Shitstorm nach 2G-Ankündigung: Kneipen-Wirt macht Rückzieher
Eigentlich wollte Karl-Heinz van Loon auf 2G umstellen. Den Druck von Hunderten Hass-E-Mails hält der Kneipier aus der Castroper Altstadt jedoch nicht aus.
Karl-Heinz van Loon hatte es groß angekündigt: In der Marktschänke in Castrop-Rauxel sollten ab dem 15. September nur noch Geimpfte oder Genesene bedient werden. Getestete sollten nicht mehr in die Innenräume der Kneipe in der Mühlengasse gelassen werden.
Jetzt zieht der Kneipenwirt zurück. „Ich halte den Druck nicht aus“, gibt Karl-Heinz van Loon offen zu. Denn nach seiner 2G-Ankündigung ist eine Welle aus Hassnachrichten über den Inhaber der Marktschänke gerollt. „Es gab so einen Shitstorm. Ich habe bestimmt 600 E-Mails bekommen“, sagt van Loon.
In diesen E-Mails wird der Kneipen-Besitzer aufs Schärfste beleidigt. Als „Nazi“ oder „Mensch zweiter Klasse“ wird er von anonymen E-Mail-Verfassern beschimpft.
Viele negative Bewertungen auf Google nach 2G-Ankündigung
Allerdings sind Hass-E-Mails an den Kneipier längst nicht alles. Auf Google erscheinen fast täglich neue negative Bewertungen für die Castrop-Rauxeler Marktschänke. Dabei waren bis vor kurzem noch 4 bis 5 Sterne-Bewertungen die Regel. Seit einigen Tagen rieselt es hauptsächlich 1 Sterne-Rezensionen mit scharfer Kritik.
So schreibt der Google-User „Rajko“ beispielsweise: „Der Laden ist ein Volkslokal der NSDAP. Hier werden Ideologien gelebt.“ Die Userin „Miss Sophie“ schreibt: „Armes Deutschland sag ich dazu nur. Einfach nur traurig was mittlerweile in diesem Land passiert.“ Auf das Lokal selbst bezieht sich kaum eine der neuen negativen Bewertungen.
Kneipenbesitzer wollte mit Regel-Änderung Gäste schützen
Karl-Heinz van Loon findet diese Reaktion sehr schade und unverständlich: „Ich wollte damit meine Gäste und Mitarbeiter schützen.“ Außerdem hatte er gehofft, so einem weiteren Lockdown im Winter entgehen zu können. „Ich habe Angst, dass wir bald wieder zumachen müssen, wenn die Inzidenz weiter steigt“, sagt van Loon. „2G ist auch eine Sicherheit für mich.“
Wer sich hinter den Verfassern der Nachrichten versteckt, das kann der Kneipenwirt nur vermuten. „Ich habe viele Gäste, die 2G akzeptieren. Es sind auch etwa 90 Prozent meiner Stammgäste geimpft“, sagt Karl-Heinz van Loon. „Aber man kann natürlich kaum nachvollziehen, ob die Verfasser der Nachrichten aus Castrop-Rauxel kommen oder nicht. Die schreiben alle anonym.“
Der Inhaber der Marktschänke hat jedenfalls für sich entschlossen: Es bleibt weiterhin dabei, dass neben Geimpften und Genesenen auch Getestete in seiner Kneipe bedient werden. Die angekündigte Umstellung auf 2G wird es nach dem Shitstorm vorerst nicht geben.
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