Bekannter Castrop-Rauxeler Bildhauer wütend Ein Name für den Reiter wäre "das Letzte"

Von Lars Biermann
Jan Bormann ist wütend: Ein Name für den Reiter wäre „das Letzte“
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Seit Freitag (4.11.) fehlt dem Jockey auf dem Reiterbrunnen in der Castroper-Altstadt der Kopf. Schausteller Frank Philipp hat bei den Aufbauarbeiten zur Adventsscheune auf dem Castroper-Marktplatz mit seinem Kran den Kopf von dem Wahrzeichen geschlagen.

Das Denkmal von Bildhauer Georg Grasegger erinnert an die englische Tradition der Pferderennen, die der Ire William Thomas Mulvany nach Castrop-Rauxel brachte.

Seitdem herrscht einiges an Trubel um den Reiterbrunnen und seinen kopflosen Jockey. Castrop-Rauxeler haben in den Sozialen Netzwerken einen Aufruf gestartet, einen Namen für den Reiter zu suchen. Auch in einem Artikel unserer Redaktion gab es zur Namensgebung eine Umfrage.

Jockey auf dem Castrop-Rauxeler Reiterbrunnen ohne Kopf
Der Kopf des Jockeys auf dem Reiterbrunnen wurde bei einem Unfall bei Aufbauarbeiten für den Castroper Weihnachtsmarkt abgetrennt. © Lars Biermann

Gegenwind von Künstler

Den bekannten Castrop-Rauxeler Künstler Jan Bormann freut die Namenssuche gar nicht. „Das ist das Letzte!“, schimpft er, als unsere Redaktion ihn darauf anspricht. Er hat kein Verständnis dafür, wie die Castrop-Rauxeler mit dem Denkmal umgehen. Dass man nun „alberne Namen“ suche, wird der Kunst nicht würdig, sagt Jan Bormann.

Mit Kunst kennt sich Jan Bormann aus. Er hat Jahrzehnte Erfahrung und ist „eingefleischter Fachmann“, wie er sagt. Zahlreiche Skulpturen und Kunstwerke in Castrop-Rauxel sind von ihm entworfen worden. Das bekannteste ist wohl die Sonnenuhr auf der Schweriner Halde. Seine Brunnensäule aus Diabas-Stein auf dem Lambertusplatz hat für eine lange Auseinandersetzung mit der Feuerwehr gesorgt, die den Brandschutz gefährdet sieht.

Restauration von Bormann

Der Reiterbrunnen in der Altstadt ist zwar das Werk von Georg Grasegger, doch auch Jan Bormann hat eine persönliche Verbindung zu dem Denkmal. Vor etwa 30 bis 40 Jahren hat er mit weiteren Helfern den Brunnen komplett restauriert. „Da steckt richtige Knochenarbeit drin“, erinnert sich der Künstler heute noch.

Vor allem Beschädigungen durch Witterung und sauren Regen besserte Jan Bormann damals aus. Zudem wurde eine komplett neue Wassertechnik installiert. Letztlich arbeitete der Künstler bei seiner Restaurierung auch am Reiter, der die Spitze des Denkmals ziert. Gerade deswegen liegt ihm der Brunnen auch so am Herzen. „Die Kunst ist mein Leben“, erklärt er.

Kunstwanderer Stuart Nicol steht mit Jan Bormann vor dem vom Castroper Künstler gestalteten Lambertusplatz.
Kunstwanderer Stuart Nicol (r.) steht mit Jan Bormann vor dem vom Castroper Künstler gestalteten Lambertusplatz. © Dominik Möller

Verantwortungsfrage klären

Die Verantwortung sieht Bormann klar bei Schausteller Frank Philipp. Bormann sagt, dass wer in der Nähe eines Denkmals einen Kran bedient, habe eine gewisse Verantwortung zu tragen und vorsichtig zu sein. „Der weiß doch, wie lang sein Kran ist“, sagt Bormann ohne viel Verständnis für den Unfall.

Auch sieht der Castrop-Rauxeler Bildhauer die Stadt in der Pflicht, diesen Vorfall ausgiebig zu prüfen. Doch viel Hoffnung mache er sich da nicht. Aus der Sicht von Jan Bormann hat die Stadt sich ohnehin zu wenig um das Denkmal gekümmert. An dem Brunnen, wo man einst draus trinken konnte, müsse man nun ein Schild aufstellen mit der Aufschrift „Händewaschen nach dem Händewaschen“, sagt er. Das Wasser sei schmutzig und kontaminiert.

Reparatur ausstehend

Wann das Castrop-Rauxeler Denkmal in der Altstadt wieder aussehen wird wie früher, ist noch unklar. Nach der Köpfung des Reiters kündigte der EUV-Stadtvertrieb an, Kontakt mit einem Sachverständigen aufzunehmen und die Höhe des Schadens prüfen zu lassen. Außerdem, so schreibt EUV-Sprecherin Sabine Latterner, werde ein Steinmetz den Schaden „in Kürze“ begutachten, um zu ermitteln, wie die Reparatur aussehen werde.

Jan Bormann hat unterdessen angekündigt, den Reiter „nicht noch mal zu reparieren“. So viel sei ihm die Stadt Castrop-Rauxel nicht mehr wert, erklärt der Bildhauer.

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