Das Polizei-Aufkommen war am frühen Donnerstagmorgen riesig in Castrop-Rauxel. Grund dafür war nicht nur die groß angelegte Durchsuchungsaktion von Polizei Recklinghausen und Staatsanwaltschaft Dortmund. Eine zweite, international angelegte Razzia fand wohl parallel statt: In einem „Schlag gegen die organisierte Kriminalität“ wurde ein „international agierender Schleuserring [...] gesprengt“. Das melden die Staatsanwaltschaft Landshut und Bundespolizei – der Schwerpunkt der Aktion war in Niederbayern. Als möglicher Chef der Schleuser Bande wurde allerdings ein 31-jähriger Syrer aus Castrop-Rauxel festgenommen.
250 Beamte im Einsatz
Insgesamt zwölf Wohnungen wurden durchsucht, größtenteils in niederbayerischen Ortschaften, aber auch in Castrop-Rauxel, meldet die Staatsanwaltschaft. Insgesamt waren 250 Beamte sowie Spezialkräfte der Zollverwaltung mit Bargeldspürhunden im Einsatz.
Die Bande steht im Verdacht, seit mindestens 2021 Schleusungen über die sogenannte Balkanroute organisiert und durchgeführt zu haben. Zwölf Männer im Alter zwischen 20 und 37 Jahren mit syrischer und deutscher Nationalität sind beschuldigt, in mindestens 25 Fällen banden- und gewerbsmäßig mehrere Hundert Migranten, vorwiegend syrischer und türkischer Nationalität gegen Bezahlung über die österreichische Grenze nach Deutschland eingeschleust zu haben.
Organisation der Schleuser aus Castrop-Rauxel?
Beim Transport der Personen sei die Bande laut Polizei und Staatsanwaltschaft sehr „planvoll und professionell“ vorgegangen. Und der Kopf der Bande soll diese Organisation aus Castrop-Rauxel heraus übernommen haben. Der 31-jährige Syrer sei schon länger polizeilich bekannt, heißt es. Er soll mit weiteren Organisatoren zusammengearbeitet haben, um Unterbringung und Transport entlang der Balkanroute zu ermöglichen.
Die Ermittlungen ergaben den Verdacht, dass er auch deutsche Staatsbürger, insbesondere junge Frauen, als Fahrerinnen für die Schleusungen rekrutiert habe, um das Entdeckungsrisiko gering zu halten. Die Frauen sollen dabei teilweise unter Androhung von Gewalt von ihm gezwungen worden sein, die Schleusungsfahrten durchzuführen.
Der Castrop-Rauxeler ist einer von vier Verdächtigen, gegen die ein Untersuchungshaftbefehl vollstreckt wurde, melden die Behörden. Zwei Kraftfahrzeuge konnten sichergestellt werden, die für die Schleusungen benutzt worden sein sollen. Zudem wurde umfangreiches Beweismaterial, insbesondere zahlreiche Smartphones sowie Tablets, Notebooks und Speichermedien, sichergestellt. Dieses muss nunmehr ausgewertet werden, heißt es. Die Ermittlungen dauern derweil weiter an.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 27. Juli 2023.
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