Razzia nach Massenschlägerei in Castrop-Rauxel Aufgebrachte Familie – Mordkommission ermittelt weiter

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Update. 15.30 Uhr: Neben Kräften der Kriminalpolizei kamen bei der Razzia in Castrop-Rauxel auch Spezialkräfte der Polizei, die Einsatzhundertschaft und Diensthunde zum Einsatz.

„Die heutige Durchsuchungsaktion zeigt, dass wir sehr personalintensiv und konsequent die Hintergründe und Tatbeteiligungen der gewalttätigen Auseinandersetzung Mitte Juni aufhellen. Neben den Ermittlungen ist für mich weiterhin wichtig, durch die verstärkte Präsenz sehr genau hinzusehen, was sich in der Stadt tut“, sagt die Recklinghäuser Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen. Nach der Massenschlägerei wurde das Polizei-Aufkommen in Castrop-Rauxel erhöht, auch unabhängige Schwerpunktkontrollen wurden im Stadtgebiet durchgeführt.

Update, 14.40 Uhr: In einer kurzen Mitteilung melden sich Polizei und Staatsanwaltschaft zur Razzia in Castrop-Rauxel zu Wort: „Bei den Durchsuchungen stellte die Polizei Messer, PTB-Waffen, Datenträger, Mobiltelefone und Bekleidung sicher. Die Durchsuchungen verliefen störungsfrei“, lauten die neuen, noch nicht zuvor bekannten Informationen. Sogenannte PTB-Waffen sind Reizstoff-, Schreckschuss- und Signalwaffen.

Die eingerichtete Mordkommission ermittelt wegen eines versuchten Tötungsdeliktes im Zuge der Massenschlägerei. Ein Mann wurde durch ein Messer im Juni an der Wartburgstraße schwer verletzt. Einen Tag später wurde eine Maschinenpistole beim Feststellen von Personalien einer Person gefunden.

Update, 13.45 Uhr: Die Durchsuchung eines Kfz-Zulassungsservice und Privatwohnungen am Westring 220 hat für erhitzte Gemüter gesorgt. Der Bruder des Geschäftsinhabers bestätigt auf Nachfrage vor Ort, dass die Polizei die Wohnungstür aufgesprengt habe und in das Haus gekommen sei. Der Mann bestätigt, mit Nachnamen Omeirat zu heißen. Seinen Vornamen wolle er nicht nennen. Er spricht auch über die möglichen Gründe für die Durchsuchung: „Irgendwas mit Totschlag.“ Die Polizei hat derweil noch keine Gründe für die Razzia genannt, wollte allein die Zusammenhänge zur Massenschlägerei im Juni an der Wartburgstraße bestätigen.

Insgesamt wurden drei Privatwohnungen und eben die Gewerbeimmobilie am Westring durchsucht, bestätigt Polizei-Pressesprecher Andreas Lesch vor Ort auf Nachfrage. Die Polizei stellte mögliche Beweismittel sicher und trug diese in Kisten aus den Räumen des Auto-Anmeldeservices. Zu festgenommenen Personen wollte sich Andreas Lesch nicht äußern, allerdings seien zwei Personen für „erkennungsdienstliche Behandlungen“ auf die Polizeiwache gebracht worden.

Razzia in Castrop-Rauxel nach Masenschlägerei
Die Polizei trug im Zuge der Durchsuchung sichergestelltes Material in Kisten aus der Gewerbeimmobilie am Westring. © Jan Keuthen

Bei der von der Durchsuchung betroffenen Familie ist der Ärger derweil groß: „Warum sind die nicht zu denen gegangen“, wiederholt der Bruder des Inhabers mehrmals. „Die müssen immer zu uns kommen.“

Der Ärger richtet sich vorwiegend gegen NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU / 70): „Wenn Herr Reul ein Wort sagt, die müssen immer bei Herrn Reul kommen, weil wir hier Verdächtige sind.“

Das Vorgehen sei nicht neu für die Familie, bestätigt der Angehörige: „Immer wieder kommen die rein, ein Mal im Monat, mit einer falschen Begründung, damit sie alles durchsuchen können.“ Finden würde die Polizei laut seiner Aussage aber nichts. Der Mann spricht von Diskriminierung: „Wo ist die Regierung, wir leben doch in einer Demokratie.“

Er selber sei bei der Massenschlägerei vor Ort gewesen, zeigt noch sichtbare Wunden, die er am Arm und am Kopf davongetragen hat. „Das waren die Syrer“, meint er. Und er fordert, dass auch bei der zweiten Partei der großen Massenschlägerei in Castrop-Rauxel Durchsuchungen durchgeführt werden. „Kann denn keiner was gegen die machen? Wir wollen sie anzeigen, aber es geht nicht“, meint er.

Der Kfz-Zulassungsdienst am Westring 220 wurde von der Polizei durchsucht. Auch die Privatwohnung der Inhaber-Familie sei betroffen gewesen.
Der Kfz-Zulassungsdienst am Westring 220 wurde von der Polizei durchsucht. Auch die Privatwohnung der Inhaber-Familie sei betroffen gewesen. © Jan Keuthen

Auf seinem Handy zeigt er Videos aus der Wohnung. Dort sei seine 80-jährige Mutter von den Polizeibeamten überrascht worden. „Sie hatte fast einen Herzinfarkt“, beschreibt er. Er zeigt die aufgesprengte Tür und den Flur. Auch der Zaun im Garten sei von den Einsatzkräften „kaputt gemacht“ worden, damit sie Zugang zum Grundstück erhalten.

Update, 11.03 Uhr:

Aktuell wird ein Kfz-Zulassungsservice am Westring 220 durchsucht, der wohl mit einer dort ansässigen Werkstatt zusammenhängt. Das kleine Büro liegt nur etwa 300 Meter entfernt vom Westring Center. Die Polizei ist mit mehreren Einsatzkräften und einem Hund vor Ort.

Unsere Erstberichterstattung:

Am frühen Morgen sammelten sich zahlreiche Einsatzkräfte und auch Spezialeinheiten der Polizei in Castrop-Rauxel. Grund war eine geplante Razzia. Wie Polizeisprecher Andreas Lesch bestätigt, besteht direkter Zusammenhang zu den Ermittlungen der nach der Massenschlägerei an der Wartburgstraße eingerichteten Mordkommission.

Der Grund für den lauten Knall

Insgesamt habe die Polizei vier Objekte, vorwiegend Wohnobjekte, durchsucht. Wie zahlreiche Meldungen in Sozialen Netzwerken bestätigen, ist auch ein lauter Knall weiträumig in Castrop-Rauxel zu hören gewesen. „Wir mussten uns in zwei Fällen mit Spezialkräften Zugang zu den Räumen verschaffen“, erklärt Lesch. Erste Gerüchte eines ausgeraubten Bankautomaten entkräftet der Polizeisprecher damit.

Ermittlungen laufen weiter

Die Polizei war zwar an vielen Knotenpunkten in Castrop-Rauxel sichtbar, Straßensperrungen habe es allerdings nicht gegeben, sagt Lesch. Aufgrund der Vielzahl der Menschen, die an der Massenschlägerei Mitte Juni beteiligt war, sei die Polizei aber mit einem großen Aufkommen bei der Razzia vor Ort gewesen.

Die Ermittlungen laufen derzeit noch weiter. Im Laufe des Tages wollen Polizei Recklinghausen und Staatsanwaltschaft Dortmund weitere Informationen öffentlich machen.

Wir berichten an dieser Stelle weiter.

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