Der Stadtrat tagte wegen des Coronavirus zum zweiten Mal in der Stadthalle.

© Tobias Weckenbrock

Rats-Geplänkel: Graebers Sekt-Geschenk und sechs Anträge in zwei Minuten

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So eine Sitzung des Stadtrates kann stellenweise auch amüsant sein. Sie dauerte fast fünf Stunden - und wir haben die unterhaltsamsten Minuten aus Castrop-Rauxel für Sie zusammengefasst.

Castrop-Rauxel

, 26.06.2020, 14:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Stadtrat tagte zum zweiten Mal unter Corona-Bedingungen in der Stadthalle. Das bedeutete: nur die Hälfte der eigentlich rund 50 Ratsmitglieder waren dabei. Auch auf den Besucherrängen verlor sich nur gut ein Dutzend Bürger, auf der Pressetribüne neben dem CAS-TV-Team und unserem Reporter (und der Pressesprecherin der Stadt) niemand. Doch an den Schirmen daheim oder im Park verfolgten in der Spitze 90, im Durchschnitt um die 60 Personen den Livestream.

Sie sahen auch diese amüsanten Szenen:

(1) Historisch albern?

Beim Mehrweg-Windel-Antrag der Grünen ging es um Kinderkot und das Vorsäubern mit einem Küchenmesser, um energieeffizientes Waschen - und um die Frage, ob das einer der albernsten oder lächerlichsten Anträge der Ratsgeschichte war. So konnte man zumindest Nils Bettingers (FDP) Einwurf verstehen, das Stadtarchiv möge sich dessen mal annehmen - er sei in dieser Weise historisch.

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(2) Drei Flaschen zum Dank

Marlies Graeber (CDU) verteilte Geschenke, weil die Gründung einer neuen Gesamtschule fest steht: an Katrin Lasser-Moryson, Beate Kruck und Regina Kleff für die hervorragende Zusammenarbeit. Es war Graebers vorletzte Ratssitzung. Bei der Kommunalwahl im September tritt sie nicht wieder an.

Marlies Graeber (CDU) verteilte Geschenke, weil die Gründung einer neuen Gesamtschule fest steht: an Katrin Lasser-Moryson, Beate Kruck und Regina Kleff für die hervorragende Zusammenarbeit. Es war Graebers vorletzte Ratssitzung. Bei der Kommunalwahl im September tritt sie nicht wieder an. © Tobias Weckenbrock

Als Marlies Graeber (CDU) sich von ihrem Sitz erhob und zum Rednerpult schritt, da trug sie eine Tasche in der Hand - und man fragte sich: Was wird das jetzt? Sie wollte sich bedanken, und das ist nicht unbedingt üblich im Stadtrat: Beim Tagesordnungspunkt Schulentwicklungsplanung sprach sie ihren Dank aus den drei Personen, die sich besonders für die Gründung der neuen Gesamtschule Ickern und die Pläne zur Schließung der Sekundarschule Süd eingesetzt hätten: Katrin Lasser-Moryson (SPD), die die interfraktionelle Runde dazu leitete, Schul-Bereichsleiterin Beate Kruck und Sozialdezernentin Regina Kleff. Sie verteilte an die drei Angesprochenen je eine Flasche in der Geschenktüte. Es war wohl auch eine Art Abschiedsgeschenk: Graeber wird nur noch einmal im Rat sitzen - in der Herbstsitzung kurz nach der Kommunalwahl.

(3) Sechs Anträge in zwei Minuten

50 Tagesordnungspunkte - das war schon ein sportliches Programm. Darum brauchte es auch mehrere Sprints, zu denen der Vorsitzende Bürgermeister Rajko Kravanja mehrfach ansetzte. Einmal nach der halbstündigen Essenspause, dann noch mal bei einer Serie von Anträgen der Unabhängigen Bürger-Partei UBP. Die hatte gleich sechs Anträge gestellt, die binnen zwei Minuten abgearbeitet waren:

Die Einführung der NRW-Ehrenamtskarte lehnten alle ab, die FDP enthielt sich. Eine Bürgerratssitzung lehnten alle ab. Eine Resolution für mehr Demokratie - abgelehnt. Einen Antrag auf Erlass von Gebühren für Außengastronomie-Fläche wegen der Corona-Pandemie bezeichnete Kravanja als Konsens in allen Fraktionen und sagte, dass gerade mehrere Städte gemeinsam klären wollen, wie sich das im Haushalt abbilden kann - Antrag zurückgezogen. Den Antrag, auf Parkgebühren zu verzichten, um das Einkaufen in der Altstadt attraktiver zu machen: unmöglich wegen des Stärkungspaktes, so Kravanja - Antrag zurückgezogen. Und den Antrag darauf, weiter Ratssitzungen online live zu übertragen. Das wolle man den Ältestenrat in einer Grundsatzentscheidung klären lassen, so Kravanja. Antrag zurückgenommen.

(4) CAS-TV-Buchungsanfrage

Der Stadtrat tagte wegen des Coronavirus zum zweiten Mal in der Stadthalle. Wieder sorgte ein Team von CAS-TV für die Liveübertragung ins Internet.

Der Stadtrat tagte wegen des Coronavirus zum zweiten Mal in der Stadthalle. Wieder sorgte ein Team von CAS-TV für die Liveübertragung ins Internet. © Tobias Weckenbrock

Ein halbes Dutzend CAS-TV-Kameraleute waren involviert, um die Ratssitzung live ins Internet zu übertragen. Kurz gab es etwas Stress, als Kravanja nach zweieinhalb Stunden eine halbstündige Pause verordnete und fest stand, dass man mit vier Stunden nicht hinkommen würde. Länger kann man aber bei YouTube einen Livestream nicht laufen lassen. Am Ende lief es doch, rund 5 Stunden lang. Und der Rat lud die Ehrenamtler ein, sich am Büffet versorgen zu lassen - auf Kosten des Hauses. Kravanja berichtete, es habe schon Anfragen von anderen Bürgermeistern gegeben, wo man dieses hochprofessionelle Kamerateam buchen könne. Vier Kameras, Live-Regie, Spitzen-Tonqualität, tolle Stream-Performance. Das war reibungslos. Kravanja habe geantwortet, dass man die nicht buchen könne und man stolz sei, sie in Castrop-Rauxel zu haben.