Was ist eigentlich bei Rütgers los? Seit Tagen dieser penetrante Geruch in der Luft: Solche Fragen finden sich manchmal in den sozialen Netzwerken. Vermutungen folgen. Was müssten Castrop-Rauxeler beachten, wenn es tatsächlich einen folgenreichen Störfall im Werk von Rain Carbon geben würde? Und wie würden sie davon erfahren?
Mit diesen Fragen hat sich Ratsfrau Notburga Henke im September im Rat an die Stadt gewandt, die ihre Fragen an die Bezirksregierung Münster weiterleitete. Sie ist nicht allein. Im Betriebsausschuss 2 hatten am Donnerstag (17.11.) mit Carola Leuchtmann und Marianne Holtmann zwei sachkundige Bürgerinnen ähnliche Fragen zum Thema Rain Carbon, Störfall und Probealarm gestellt.

Notburga Henkes erste Erkenntnis auch nach Kontakten mit dem Kreis: „Die Bezirksregierung verweist auf die Katastrophenschutzbehörde des Kreises, dieser verweist auf die Bezirksregierung.“ Ihr geht es vor allem darum, dass die Bevölkerung Informationen erhält, ohne dass sie sich diese abholen oder anderweitig selbst besorgen müsse.
Notfallbroschüre klärt auf
„Ich habe solche Informationen noch nie bekommen“, sagt Notburga Henke, die in der Nachbarschaft des Werkes von Rain Carbon wohnt. Gemeint ist eine Notfallbroschüre von Rain Carbon. Die gibt es tatsächlich. Auf 18 Seiten informiert hier das Unternehmen über die Störfallverordnung, Sicherheitsstandards, Verhaltensweisen der Bevölkerung und wie bei einem tatsächlichen Störfall informiert wird.
Die wichtige Nummer für das Umwelttelefon (02305) 705275 ist da auch gleich an mehreren Stellen aufgeführt. Hier soll man anrufen, wenn man beispielsweise außergewöhnliche, intensive Gerüche wahrnimmt. So machten es auch Bürger, als im vergangenen Juni ein aromatisches Öl aus dem Wärmetauscher in das Kühlwasser einer Verdunstungskühlanlage ausgetreten war. Diese Aromaten sind sehr geruchsintensiv. Die Werks-Feuerwehr rückte aus. Anschließend erklärte Rain Carbon den Vorfall, eine Gefährdung von Mensch und Umwelt habe nicht bestanden.
Rain Carbon komme der Informationspflicht nach, so schreibt die Bezirksregierung in ihrer Antwort auf die Anfrage von Notburga Henke. Doch so einfach zu finden sind diese Informationen offensichtlich nicht.
Schwer zu finden
Zum einen werden die Informationen auf der Internetseite der Firma veröffentlicht. Da dies aber nicht einfach zu finden ist, gibt die Bezirksregierung direkt den Hinweis, die Broschüre unter Eingabe „Rain Carbon Informationen der Nachbarschaft Castrop-Rauxel“ in einer Suchmaschine zu finden. Zudem liegen Informationen an der Pforte des Betriebes aus, so die Bezirksregierung.
Sie führt außerdem auf: „Regelmäßiges Verteilen der Information in der Nachbarschaft des Betriebes nach Absprache mit den zuständigen Katastrophenschutzbehörden des Kreises Recklinghausen“. Genau daran hapere es aber, so Notburga Henke und sieht den Grund darin, dass sich bei Bezirksregierung und Kreis seit Jahren niemand zuständig fühle. „Das ist ein Skandal“, sagt sie.
Inzwischen aber habe sich der Kreis noch einmal bei ihr gemeldet. Man wolle aktiv werden, im Januar solle mit den Beteiligten abgesprochen werden, in welchem Rahmen die Informationen verteilt werden. Der Radius reiche südlich von Rain Carbon bis zur A42, hat Notburga Henke weiter erfahren. Der parteilosen Ratsfrau ist noch eins wichtig: „Es gibt Fluktuation in vielen Häusern. Die Informationen müssen regelmäßig in den Briefkästen landen.“
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