Rain Carbon entlässt Personal in Castrop-Rauxel Deutsche Standorte von Stellenkürzungen betroffen

Rain Carbon entlässt Personal: Ruhrgebiet von Stellenkürzungen betroffen
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Gerüchte gab es schon vor dem Castrop-kocht-über-Wochenende. Auch eine Anfrage unserer Redaktion ist schon eine Woche alt. Nun ist klar, dass es auch eine Grundlage für die Informationen gibt: Rain Carbon streicht Stellen an seinen Werksstandorten in Castrop-Rauxel und Duisburg. An beiden Standorten, Castrop-Rauxel ist der bedeutendere, werden 54 von 570 Arbeitsplätzen gestrichen. Das wurde bei einer Belegschaftsversammlung am Freitag (7.6.2024) bekannt gegeben.

Das Unternehmen, früher bekannt als Rütgers Chemical, spricht von „Personalanpassungen“ und „Fit für die Zukunft machen“. Man wolle den von der „Umstrukturierung betroffenen Mitarbeitern“ die Möglichkeit bieten, sich für eine von elf freien Stellen im Unternehmen umzuqualifizieren. Alle anderen sollen in eine Transfergesellschaft wechseln, die die Beschäftigten dann in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit innerhalb von einem Jahr qualifizieren und für eine neue berufliche Perspektive vorbereiten soll. „Zudem erhalten alle ausscheidenden Mitarbeiter eine Abfindung“, heißt es.

Ulrich Sternemann (Betriebsratsvorsitzender) kämpft bei Rain Carbon für die Interessen der Mitarbeiter. Er war auch in die aktuellen „Personalanpassungen“ involviert.
Ulrich Sternemann (Betriebsratsvorsitzender) kämpft bei Rain Carbon für die Interessen der Mitarbeiter. Er war auch in die aktuellen „Personalanpassungen“ involviert. © Tobias Weckenbrock (A)

Die Stellenstreichungen seien gemeinsam mit Arbeitnehmervertretern beider Werke und der Gewerkschaft IGBCE konzipiert worden, heißt es. Ulrich Sternemann, der seit über 45 Jahren im Betrieb arbeitet, ist seit 2018 Vorsitzender des Betriebsrats und vertritt als solcher die Beschäftigten. Die Einigung, heißt es im Schreiben von Rain Carbon Inc. von Freitagnachmittag, sei Ergebnis einer mehrmonatigen gemeinsamen Analyse zwischen Unternehmensführung und den Arbeitnehmervertretern gewesen.

Der Geschäftsführer der Rain Carbon Deutschland GmbH, Dr. Christoph Börner, kommentierte die Entscheidung so: „Wir bedanken uns bei den Betriebsräten und der IGBCE für die gute Zusammenarbeit.“ Die Gespräche seien vom Willen auf allen Seiten geprägt gewesen, „den bestmöglichen Kompromiss für die Beschäftigten sowie für unser Unternehmen zu finden“.

Dr. Guenther Weymans war 2017 COO bei Rain Carbon in Castrop-Rauxel. Damals zeigte er, wie wasserklare Harze aussehen (Mitte). Sie sind eines der Produkte des Unternehmens.
Dr. Guenther Weymans war 2017 COO bei Rain Carbon in Castrop-Rauxel. Damals zeigte er, wie wasserklare Harze aussehen (Mitte). Sie sind eines der Produkte des Unternehmens. © Tobias Weckenbrock (2017)

Mit der Anpassung sei man überzeugt davon, einem „sehr herausfordernden globalen Markt- und Wettbewerbsumfeld“ besser begegnen zu können. Explizit nennt Börner dabei chinesische Konkurrenten, die nicht staatlich subventionierte Unternehmen unterbieten könnten. „Wir sind optimistisch, dass wir durch unser nachhaltiges Engagement zur Verbesserung unseres Unternehmens auch in den kommenden Jahren erfolgreich agieren und weiterhin wichtige wirtschaftliche Beiträge für unsere Gemeinden in der Region Castrop-Rauxel und Duisburg leisten können“, so Börner.

Die Rain Carbon Inc. ist ein weltweit tätiges Unternehmen mit 15 Standorten und 1650 Beschäftigten. Sie bezeichnet sich als Marktführer für Kohlenstoffprodukte und chemische Grundstoffe. In Castrop-Rauxel werden zum Beispiel wasserweiße Harze gewonnen, die als Grundstoff für Lebensmittelverpackungen und Hygieneprodukte höchsten Anforderungen genügen. Die sogenannte HHCR-Anlage wurde 2022 vollständig in Betrieb genommen. Sie kostete insgesamt 130 Millionen Euro und gilt als Bekenntnis in den Standort Castrop-Rauxel. Mehr investierte das Unternehmen noch nie in einer Geschichte in eine Einzelmaßnahme.

Man werde jährlich mindestens 10 Millionen Euro in die Modernisierung der Technologie, der Produktionsanlagen und in Innovationsinitiativen investieren, um die Modernisierung der Standorte fortzusetzen, heißt es. An der Ausbildungsstrategie halte man fest: 65 Azubis arbeiten zurzeit für Rain Carbon Deutschland. Jährlich wolle man auch künftig zehn neue Auszubildende einstellen, um neue Fachkräfte für das eigene Unternehmen zu formen.