Das Ehepaar Burmann on „Tour" von Rauxel nach Nizza.

Das Ehepaar Burmann on „Tour" von Rauxel nach Nizza. © Privat

Ein Rauxeler Ehepaar radelt nach 30 Jahren erneut an die Côte d’Azur

rnBesondere Radreise

1992 radelten die Burmanns das erste Mal nach Südfrankreich. 30 Jahre später fahren sie die rund 1450 Kilometer erneut – mit Trekkingrädern. Auch 2022 lassen sie wieder besondere Souvenirs mitgehen.

06.08.2022, 17:30 Uhr / Lesedauer: 4 min

„Der Weg war das Ziel. Das hat uns jeden Tag neu motiviert“, erklärt Beate Burmann (57) ihre Beweggründe für die Revival-Tour vor einigen Wochen.

Ehemann Hubert Burmann (58) ergänzt: „Die Côte d’Azur war schon immer ein beliebtes Reiseziel von uns. Nach der Fahrt im Jahre 1992 haben wir geheiratet. Wir hatten uns vorgenommen, die Tour irgendwann einmal zu wiederholen. In diesem Jahr war es dann soweit.“

Während ihrer Erzählungen zeigen die Beiden immer wieder auf die alte Landkarte, die ihnen damals als Orientierung diente: „Hier sieht man unsere Stationen, die wir mit der Hand eingetragen haben.“

30 Jahre später nutzen die Burmanns die App „Komoot“, mit der sie den groben Verlauf ihrer Tour planten. „Es hat sich gezeigt, dass wir jetzt ziemlich parallel zur damaligen Strecke gefahren sind“, berichtet Hubert Burmann.

Beate und Hubert Burmann mit den "tourgerechten" T-Shirts.

Beate und Hubert Burmann mit den "tourgerechten" T-Shirts. © Dieter Düwel

Eine Tour mit Trekkingrädern

Wer glaubt, dass die Revival-Tour mit E-Bikes unternommen wurde, täuscht sich. „Wir haben uns im letzten Jahr neue Trekkingräder gekauft und sie bei einer Tour an der Ostsee eingeweiht“, berichtet Beate Burmann. „Das hat so viel Spaß gemacht, dass wir beschlossen, die Nizza-Fahrt in diesem Jahr zu machen.“

Am 22. Mai war es soweit. Ausgestattet mit mehreren Packtaschen, Flickzeug, Ersatzschläuchen und Regenkleidung ging es auf die rund 1450 Kilometer lange Tour gen Süden.

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Die Route führte zunächst auf deutschem Gebiet den Rhein entlang bis Straßburg. Nach dem Überqueren der Europabrücke bei Kehl verliefen die weiteren Etappen über Mühlhausen, die Burgundische Pforte, den Rhein-Rhone-Kanal, Lyon und Valence. Kurz vor Avignon ging es dann Richtung Côte d’Azur.

Ohne Pannen und Unfälle – aber gegen den Mistral

„Wir hatten 14 Etappen eingeplant, sodass wir im Schnitt 100 Kilometer pro Tag geradelt sind“, erzählt Hubert Burmann. „Wir haben bei der Planung noch diskutiert, ob wir über die Alpen fahren sollten, aber da hat meine Frau nicht mitgemacht.“

Kaum zu glauben: ohne Pannen, Unfälle oder Verletzungen erreichte das Rauxeler Ehepaar das Ziel ihrer Radtour, nicht ohne auf der letzten Etappe noch einmal richtig in die Pedalen treten zu müssen.

„Das war die anstrengendste Teilstrecke“, erinnert sich Beate Burmann. „Wir hatten stark mit dem Mistral zu kämpfen. Auf gerader Strecke konnten wir nicht schneller als 8-9 km/h fahren, am Vortag lief’s noch gut mit 25 km/h. Hinzu kamen noch die hohen Temperaturen von fast 40 Grad.“

17 km/h im Durchschnitt

Insgesamt hielten sich die Strapazen aber in Grenzen. Die gut ausgebauten Radwege in Frankreich, die oft über alte Eisenbahntrassen führten, ermöglichten den Rauxeler Radlern eine Durchschnittsgeschwindigkeit von ungefähr 17 km/h.

Anfängliche leichte körperliche Probleme taten dem Reisevergnügen keinen Abbruch. „Ab und zu tat der Popo schon mal weh, vor allem an den ersten drei Tagen. Dann musste man mal eine Pause machen oder im Stehen essen, dann ging‘s wieder“, so Beate Burmann.

Die Ankunft am Mittelmeer war für die Burmanns sehr beeindruckend: „Wir waren nur glücklich, aber auch ein wenig stolz. Während der letzten Kilometer entlang der Küstenstraße haben wir jeden Meter genossen.“

Beate Burmann genießt die letzten Kilometer an der Küstenstraße.

Beate Burmann genießt die letzten Kilometer an der Küstenstraße. © privat

Starker Wille und gutes Frühstück

Da sie das Ziel schneller als geplant erreichten, suchten sie denselben Campingplatz wie vor 30 Jahren auf, mieteten ein Mobilheim und verbrachten dort einen erholsamen Strandurlaub.

Gab es angesichts der langen Strecke mal den Gedanken, die Tour abzubrechen? Das kam für beide nicht in Frage. „Entscheidend war, dass wir die Tour wirklich machen wollten, das haben wir uns jeden Tag vor Augen gehalten“, berichtet der Rauxeler.

Seine Frau ergänzt: „Wichtig war jeden Morgen ein gutes Frühstück, entweder im Hotel, im Airbnb oder am Zeltplatz. Unser kleiner Gaskocher sorgte immer für einen guten Kaffee. Mit einer positiven Grundeinstellung freuten wir uns auf den Tag.“

Kommunikation mit Händen und Füßen

Welche Eindrücke von der Radtour nach Nizza werden Beate und Hubert Burmann in Erinnerung behalten? „Auf jeden Fall die netten und hilfsbereiten Menschen, die wir unterwegs getroffen haben. Oft sind wir auch mit anderen Fernradfahrern einige Strecken zusammengefahren. Man kommt immer schnell ins Gespräch und tauscht sich aus“, erinnert sich Beate Burmann.

Dabei war die Sprache kaum ein Problem. Teilweise verlief die Kommunikation auch mit Händen und Füßen. Hubert Burmann fügt augenzwinkernd hinzu: „Meine Sprachkenntnisse reichen immer für ein Bier und ein Baguette aus!“

Das Spiegelbild der beiden Radler in Colmar.

Das Spiegelbild der beiden Radler in Colmar. © privat

Airbnb mit Familienanschluss

An ein Beispiel von Hilfsbereitschaft erinnert sich das Ehepaar besonders gern. Eines späten Abends sahen sie ein Haus mit dem „Airbnb“-Zeichen. Es stellte sich leider heraus, dass es keine freien Zimmer gab. Auf die Frage der Burmanns, ob man nicht im Garten zelten könne, wurde ihnen ein noch nicht ganz fertiges Dachzimmer angeboten.

Beate Burmann ist heute noch beeindruckt: „Es war ein tolles Zimmer, außerdem bekamen wir noch ein schönes Abendessen und am nächsten Morgen ein tolles Frühstück. Es war umso bemerkenswerter als die Familie noch unerwarteten Besuch aus Straßburg im Haus hatte. Eine Übernachtung mit Familienanschluss!“

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Schließlich wurde auch ein Souvenir in Erinnerung an die Fahrt vor 30 Jahren aufgefrischt, wie Hubert Burmann erzählt: „In Châteauneuf-du-Pape, nördlich von Avignon, haben wir wieder ein Glas Wein getrunken, wie wir es vor 30 Jahren gemacht hatten, und natürlich haben wir auch wieder zwei Weingläser als Souvenirs mitgenommen, wie vor 30 Jahren!“

Nächste Fahrt von CAS nach CAS?

Schweren Herzens stand nach drei Wochen die Rückfahrt mit dem Zug an. So problemlos sich die Hinfahrt per Rad gestaltet hatte, umso nerviger war die Tour mit der Bahn. Die Rauxeler erzählen: „Die Fahrt mit dem TGV bis Straßburg verlief reibungslos nach Plan. Auf deutschem Gebiet war es ein einziges Chaos: Zugausfälle, Platzprobleme im ICE trotz Reservierungen, überfüllte Züge.“

Wie fällt das Fazit der „Burmänner“ aus? Beide sind sich einig: Es war ein tolles Erlebnis und weitere Touren sollen folgen. Hubert Burmann hat schon recht konkrete Vorstellungen: „Ich würde gern mit dem Rad von CAS nach CAS fahren, also von Castrop nach Casablanca, das wären dann ungefähr 3000 Kilometer.“ Wen wundert’s, dass seine Frau Beate bei diesem Gedanken doch ein wenig skeptisch schaut.