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Radio Ruhrpott will helfen: Kinder und Jugendliche sollen kostenlos lernen
Mit Video
Das Musical Radio Ruhrpott konnte wegen Corona nicht aufgeführt werden. Bald geht es wieder los. Aber vorher wollen die Ensemble-Mitglieder ein Herzensprojekt in die Tat umsetzen.
„Radio Ruhrpott, du gibst mir alles, was mir fehlt. Radio, wenn ich auf deine Sendung dreh“ – Musical-Kenner werden die Zeilen kennen und sie noch im Ohr haben. Das Musical aus dem Ruhrgebiet „Radio Ruhrpott“ konnte wegen der Corona-Pandemie fast 18 Monate nicht vor Publikum aufgeführt werden.
Vorverkauf hat begonnen
Für das Ensemble war das eine entbehrungsreiche Zeit, die mit Frust und Enttäuschungen verbunden war. Doch jetzt will Radio Ruhrpott wieder auf Sendung gehen.
Der Vorverkauf für die Shows ab 9. September läuft bereits. Das „Ruhrical“, das die Liebesgeschichte zwischen Petra, der Tochter eines Reviersteigers, und dem Bergmannssohn Richie untermalt von echten Ruhrgebiets-Hymnen zeigt, wird in der Stadthalle Castrop-Rauxel am Stadtmittelpunkt zu sehen sein. Termine gibt es bis März 2022.
Das Ensemble hat aber noch viel mehr vor und kurzerhand ein Startup auf die Beine gestellt. In den Sommerferien sollen Kinder und Jugendliche die Chance bekommen, bei den Ensemble-Mitgliedern in Gesang, Schauspiel, Tontechnik, Break-Dance, Saxofon oder Beat-Boxen unterrichtet zu werden.
Kleine Kostprobe
Bei einem Pressetermin im Ruhrstadion an der Castroper Straße in Bochum gab das Ensemble eine kleine Kostprobe. Kevin O‘Neal (29) gibt den Beat für das Lied „Radio Ruhrpott“. Der deutsche Meister im Beatboxen hat nach eigener Aussage sein Instrument immer dabei, weil es quasi angewachsen sei. Mit seinem Mund erzeugt er einen Rhythmus, zu dem sich Tänzer und Choreograf J. J. Bakumba bewegt.
Viele der Musical-Darsteller arbeiten zusätzlich in Musikschulen, haben eigene Tanzstudios oder Proberäume.
So kam dem künstlerischen Leiter Bernd Böhne aus Kamen die Idee, das Ensemble zu Dozenten zu machen. „Wir haben unsere gesellschaftliche Verantwortung gespürt“, sagt Bernd Böhne. Im Rahmen der Radio-Ruhrpott-Akademie haben Kinder die Möglichkeit, sich auszuprobieren. Zunächst wird es das Angebot nur in den Sommerferien geben.
Aber Bernd Böhne und Michael Kloßek von Radio Ruhrpott sind sich einig, dass die Akademie auch danach bestehen kann. Für die Teilnehmer sind die Kurse kostenlos.
Kurse für Kinder im Ruhrgebiet
Durch Radio Ruhrpott, die Krankenkasse Knappschaft und den Versicherer Signal Iduna ist ein fünfstelliger Betrag zusammengekommen, um das Projekt zu starten. Denn nicht allein die Kinder sollen von der Idee profitieren, sondern auch die Dozenten, die als Künstler im Lockdown schwere Zeiten durchlebt haben.

Klaus Bernatzki spielt Saxofon. Unterricht bietet er in seinem großen Proberaum in Bochum Stahlhausen an. © Lydia Heuser
Die Kurse finden beinahe im gesamten Ruhrgebiet statt. Claudia Stern bietet Einblicke in ihr Tonstudio in Unna-Massen an. Dort können sogar eigene Songs aufgenommen werden. Wer beispielsweise erst bei den Sängerinnen Julia Kohlhepp oder Roni Goehlich war und am Gesang gepfeilt hat, könnte danach sein eigenes Lied aufnehmen.
Klaus Bernatzki gibt in seinem Proberaum in Bochum-Stahlhausen Saxofon-Unterricht. J. J. Bakuma zeigt seine Moves und Choreografien in seinem Tanzstudio in Unna.

Claudia Stern bietet in ihrem Tonstudio in Unna Massen Kindern und Jugendlichen an, selbst Songs aufzunehmen oder einen Einblick in die Welt des Toningenieurs zu erhalten. © Lydia Heuser
Die Dozenten der Akademie sind aber auch bereit, an anderen Orten ihr Wissen weiterzugeben. Bernd Böhne kann sich zum Beispiel vorstellen, dass ein Unternehmen Räumlichkeiten hat und auch gleich die Teilnehmer. „Das wäre auch kein Problem“, sagt er.
Anmeldungen sind ab Freitag (9.7.) möglich. Es reicht, eine E-Mail an akademie@radioruhrpott.de zu schreiben. In Mail gehört die Info, was man gerne lernen will. Die Akademie meldet sich dann zurück, um die Einzelheiten zu besprechen.
Die Akademie ist außerdem auf der Suche nach Menschen, die das Startup unterstützen wollen und das nicht nur finanziell. Räumlichkeiten oder andere besondere Ideen, „die den Geist der Radio Ruhrpott Akademie aufgreifen“, wünschen sich die Initiatoren.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
