Der Knotenpunkt 36 am Radweg entlang des Rhein-Herne-Kanals © Dieter Düwel
Radfahren
Radeln nach Zahlen: Funktioniert das neue Knotenpunktsystem im Ruhrgebiet?
Fahrradtouren ohne Papierkarten oder Apps genießen: Das Knotenpunktsystem des Radreviers Ruhr hat diesen Anspruch. Aber klappt das auch? Wir machten den Test bei einer Tour in Castrop-Rauxel.
Das Ruhrgebiet und vor allem die Umgebung von Castrop-Rauxel ist eine ideale Gegend für Fahrradtouren. Das Netz der Fahrradwege wurde erweitert, es gibt umfangreiches Kartenmaterial und Apps für Radtouren. All das macht das Radeln im Revier zum Vergnügen.
Der Spaß an den Radtouren soll nach Meinung des Regionalverbands Ruhr (RVR) nun durch ein neues Knotenpunktsystem noch gesteigert werden. Nach dem durchschlagenden Erfolg in den Niederlanden kommt dieses System auch im Ruhrgebiet jetzt flächendeckend zum Einsatz.
Eine Reihe von Infotafeln, die an Sehenswürdigkeiten, Bahnhöfen und Radwegekreuzungen aufgestellt wurden, liefern Radtouristen die nötigen Informationen für ihre Tour.
Aber wie funktioniert das System? Wir haben den Test gemacht. Das simple Prinzip: Jeder Knotenpunkt ist mit einer Nummer zwischen 01 und 99 versehen. Auf den Wegweisern, die in Richtung der nächstgelegenen Ortschaften oder Sehenswürdigkeiten zeigen, wurden die Nummern der Knotenpunkte angebracht. So ist man immer über den Weg zum nächsten Zwischenstopp einer Tour informiert.
Die Übersichtskarte des Knotenpunktsystems mit den Castrop-Rauxeler Knotenpunkten © Dieter Düwel
Knotenpunkte im Castrop-Rauxeler Stadtgebiet
Zusätzlich steht im Regelfall an jedem Wegweiser der Knotenpunkte eine Orientierungstafel mit einer Karte des Netzsystems, den Nummerierungen, einem Notrufsystem sowie weiteren touristischen Informationen.
Auf Castrop-Rauxeler Stadtgebiet liegen drei dieser Knotenpunkte: der Knotenpunkt 36 (am Rhein-Herne Kanal/Brücke am Westring), der Knotenpunkt 38 (am König-Ludwig-Hafen) und der Knotenpunkt 76 (an der Dorlohstraße nahe der Halde Schwerin).
Wir wollten wissen, ob man sich auf dieses System verlassen kann, ob man also wirklich ausschließlich mit dieser Beschilderung auskommt. Dazu wählten wir eine Strecke aus, die zum großen Teil über Castrop-Rauxeler Stadtgebiet verläuft. Ausgangspunkt war der Knotenpunkt 36 am Westring in der Nähe von Schloss Bladenhorst. Von da aus ging es Richtung Osten zum Schiffshebewerk Henrichenburg. Bis dahin sind es 8,1 Kilometer, immer am Rhein-Herne-Kanal entlang.
Bauarbeiten im Bereich der Mülldeponie zwingen die Radfahrer zu einer Umleitung. © Dieter Düwel
Umleitung an der Mülldeponie
Ein Problem: Diese Strecke ist aufgrund von riesigen Bauarbeiten am „Emscherland“ zwischen der Mülldeponie und der Wartburginsel unterbrochen. Die Umleitung, die leider zum Teil über schlechte Wegstrecken führt, ist sehr gut ausgeschildert.
An dieser Stelle ein Hinweis an Stadtplaner: Das Teilstück der Pöppinghauser Straße, das zum Emscherradweg führt, sollte einen neuen Bodenbelag erhalten und zur Fahrradstraße ausgebaut werden.
Das Teilstück der Pöppinghauser Straße, das zum Emscherradweg führt, sollte zur Fahrradstraße ausgebaut werden. © Dieter Düwel
Erfreulicherweise ist der Radweg, der durch das Gelände des Schiffshebewerks führt, auch sehr gut beschildert. Eine Warnung an Radler, die nicht mit dem E-Bike unterwegs sind: Innerhalb der alten Schleuse muss man einen recht steilen Anstieg bewältigen. Dafür wird man aber kurz vor dem Knotenpunkt 32 mit einem herrlichen Blick auf das alte Schiffshebewerk belohnt.
Vandalismus an der Beschilderung
Es folgt ein kurzer Abschnitt unserer Route entlang des Dortmund-Ems-Kanals bis zur Oberwieser Brücke, wo sich Knotenpunkt 31 befindet. Hier trifft der Radfahrer auf ein Beispiel des weit verbreiteten Vandalismus: Die hilfreiche Übersichtskarte an diesem Knotenpunkt ist besprüht worden und kaum noch nutzbar.
Leider werden immer wieder die Schilder und Karten an den Radwegen verschandelt, wie hier am Knotenpunkt 31. © Dieter Düwel
Laut Melissa Kohnen vom Ruhr Tourismus ist das ein großes Problem auf ausgeschilderten Radwegen: „Leider führt der Vandalismus immer wieder zu fehlenden oder fehlerhaften Wegweisern. Wir empfehlen daher, eine analoge Karte oder digitale Navigation als Plan B mitzunehmen.“
Um die Schäden möglichst schnell zu beheben, gibt es ein Netzwerk von Radwegepaten, die vom RVR betreut werden und mehrmals im Jahr ihren Abschnitt abradeln und Fehler melden. Aktuell hat der RVR zusätzlich mehrere Lastenräder angeschafft, die mit Personal besetzt sind und quasi als Ranger die Radwege abfahren. Sie können direkt kleinere Arbeiten leisten.
Familienfreundliche Wegstrecken
Auch in dem letzten Abschnitt unserer Testfahrt bis zum Knotenpunkt 76 (Halde Schwerin) gab es keine Orientierungsprobleme. Die Beschilderung auf den Wegen von Ickern über Deininghausen bis zur Dorlohstraße ist eindeutig.
So fällt unser Fazit sehr positiv aus: Das Knotenpunktsystem funktioniert sehr gut, ist aber abhängig von der aktuellen Beschilderung. Daher sollte man den Rat des RVR befolgen, immer einen Plan B in der Tasche zu haben. Ob es eine analoge Fahrradkarte ist oder eine digitale Alternative, ist Geschmackssache.
Ein weiteres Plus des Knotenpunktsystems ist die Beschaffenheit der Wege auf unserer Testfahrt, die über knapp 20 Kilometer führte. Meistens radelt man über wassergebundene Decken oder Asphaltwege. Nur selten wird man über befahrene Straßen geführt. Damit eignet sich diese Tour auch für Radausflüge mit der ganzen Familie.
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