Detlef Goeretz ist Kunde der Postbank. Seit Jahrzehnten schon. Online-Banking – noch nie ein Problem. „Ich bin nicht auf den Kopf gefallen“, sagt der Fernmelder der Deutschen Telekom im Ruhestand. Mehr noch: Goeretz ist auch Kleinaktionär. Sein Anlagekonto und Depot hat er ebenfalls bei der Postbank. An- und Verkäufe von Aktien tätigt er auch online – über Xetra, die deutsche elektronische Börse.
„Ich bin mit der Postbank an sich zufrieden“, sagt der 68-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion. Detlef Goeretz ist wohl das, was man landläufig einen „treuen Kunden“ nennt. Jetzt aber ist für ihn eine Grenze erreicht. „Wenn sich meine Bank von mir entfernt, habe ich ein Problem damit.“ Eine (Kunden-)Beziehung mit Enttäuschung und Vertrauensbruch.
Bis Ende des Jahres verlässt die Postbank den Münsterplatz in der Castroper Altstadt. Noch ist es nicht ganz so weit, aber voraussichtlich im vierten Quartal, erklärte Postbank-Pressesprecher Oliver Rittmaiaer Ende Juni auf Anfrage unserer Redaktion.
Gestrafftes Filialnetz
Insgesamt gut 230 ihrer rund 550 Filialen wolle das Geldinstitut bis Ende 2026 schließen und sich auf „digitale Dienstleistungen“ fokussieren. „Die Postbank wird mittelfristig zu einer ‚Mobile First‘-Bank entwickelt und ihren Kundinnen und Kunden alle Produkte und Services bequem über Mobiltelefon, Tablet sowie für die persönliche Beratung über ein gestrafftes Filialnetz anbieten“, schrieb Rittmaier.
„Die frühere Hauptpost ist die einzige Zahlstelle“, sagt Detlef Goeretz. „Dann gibt es hier nichts mehr zum Einzahlen oder Geld abheben.“ Betroffen seien ebenfalls die Kunden der Commerzbank und der Deutschen Bank, die zusammen mit der HypoVereinsbank zur Cash-Group gehören.
Kunden der vier Institute können an deren jeweiligen Automaten gebührenfrei Geld abheben. Filialen und Geldautomaten von Deutscher Bank und Commerzbank waren einmal am Markt in der Altstadt. Das ist seit Ende 2021 Geschichte.
„Wenn ich künftig Geld abheben oder einzahlen möchte, muss ich bis nach Recklinghausen oder Dortmund fahren“, schimpft Detlef Goeretz. „Das kann nicht die Lösung sein, wo heutzutage alles auf Nachhaltigkeit ausgelegt ist.“ Trotz Online-Banking und digitaler Aktiengeschäfte: Der Castrop-Rauxeler hält am Bargeld fest.
