Polizei sucht den Feuerteufel von der Wasserwerkstraße

Polizei sucht den Feuerteufel von der Wasserwerkstraße

rnBrandstiftung in Tiefgarage

Vier Jahre lang hatten die Bewohner Ruhe: Jetzt bangen sie wieder um ihre Sicherheit. Bei dem Brand in der Tiefgarage eines Hauses an der Wasserwerkstraße in Castrop-Rauxel ermittelt die Polizei wegen Brandstiftung. Ist es der gleiche Feuerteufel, der hier schon 2014 sieben Brände legte?

Castrop-Rauxel

, 14.02.2018, 18:12 Uhr / Lesedauer: 4 min

Vor der Brandschutztür, die zur Tiefgarage führt, riecht es auch gut zwei Wochen nach dem Feuer immer noch nach Rauch und Ruß. Drinnen liegen vereinzelt verschmorte Kabel auf dem Boden. Es sind die Spuren eines Großeinsatzes der Feuerwehr am 27. Januar. Ein angeblicher Kellerbrand, der gemeldet worden war, stellte sich den Rettern vor Ort als brennendes Fahrzeug dar. Der VW Golf stand zu diesem Zeitpunkt schon lichterloh in Flammen - direkt unter den 33 Wohnungen mit Zugang über die Obere Münsterstraße. Die Hoffnung der Anwohner, dass hier ein technischer Defekt und keine Brandstiftung vorliegt, erfüllt sich offenbar nicht. Denn genau deshalb ermittelt die Polizei jetzt.

Dank eines Brandschutztores hat sich das Feuer nicht auf den weitaus größeren Teil der Tiefgarage unterhalb der Wasserwerkstraße ausgebreitet. "Dadurch wurde Schlimmeres verhindert", sagt Thorsten Drelmann, der als Brandwache vom Wohnungseigentümer LEG beauftragt worden ist und bereits zwei Stunden nach dem Alarm vor Ort war. Er habe aus erster Hand von den Ermittlern der Kriminalpolizei gehört, dass es sich um "Brandstiftung" gehandelt hat, sagt Drelmann.

24 Stunden nicht bewegt

"Das Feuer soll unter einem Golf gelegt worden sein. Die Besitzerin hat gesagt, dass sie den Wagen 24 Stunden nicht benutzt hatte. Das und die Tatsache, dass die Batterie in Ordnung gewesen sei, sprechen nicht dafür, dass das Auto einfach so in Brand geraten ist. Das hat die Polizei gesagt", erinnert sich Thorsten Drelmann. Ein Foto des Wagens, das einen Tag nach dem Brand aufgenommen wurde, zeigt ein Wrack, das kaum noch als Auto zu identifizieren ist. Die von Drelmann geschilderten Details möchte die Polizei auf Nachfrage nicht bestätigen, wohl aber: "Wir ermitteln wegen des Verdachts der Brandstiftung, eventuell wird der Vorwurf auf den Verdacht der schweren Brandstiftung ausgeweitet, weil durch das Feuer Menschenleben gefährdet waren", sagt eine Sprecherin.

Keiner der Bewohner in den Wohnungen über der Tiefgarage - in dem Gebäude an der Oberen Münsterstraße befinden sich neben den Wohnungen auch noch Gewerbeflächen - war durch den Brand verletzt worden. Gertrud Wernau lebt in der 4. Etage. "Ich habe zuerst nur die Feuerwehrwagen gesehen, wusste aber nicht, wo es brennt. Dann hat mir eine Nachbarin Bescheid gesagt, die den Qualm bis in die 4. Etage gerochen hatte. Wenig später kam ein Feuerwehrmann und sagte, ich solle in meiner Wohnung bleiben", erzählt Wernau.

Die anderen Fahrzeuge, die in der Tiefgarage abgestellt waren, blieben weitestgehend unbeschädigt. "Die waren aber alle ganz schwarz", sagt Thorsten Drelmann. Durch die Hitze, die bei dem Brand entstanden war, sind viele Kabel verschmorrt. Dadurch fiel einige Tage der Fahrstuhl aus, der mittlerweile wieder repariert ist. "Die Belüftungsschächte, die Frischluft in die Tiefgarage bringen sollen, sind noch ausgeschaltet. Die sind auch noch voller Ruß", sagt Drelmann. Welche enorme Hitze sich durch den Brand entwickelt hat, sieht man an der Stelle, an der das Auto gestanden hat. Der Beton an der Decke darüber wirft Blasen. 

Brandserie bereits im Jahr 2014

Es ist nicht das erste Mal, dass in dieser Tiefgarage Feuer gelegt wurde. Im Jahr 2014 sorgte eine Serie von Brandstiftungen für Aufsehen. Sieben Mal wurde damals zwischen dem 28. März und dem 20. Mai Feuer gelegt - entweder in der Tiefgarage oder den angrenzenden Treppenhäusern. Auch damals gingen Autos in Flammen auf. Erst brannte ein abgemeldeter Pkw, dann ein Renault Clio. Hinter der Heckscheibe des Kleinwagens soll damals ein Zettel gefunden worden sein, mit der Warnung: „Das ist unser Parkplatz. Ich zeige Sie an!“ Das hat die Polizei nie bestätigt, auch nicht die Tatsache, dass es sich damals um einen Parkplatz-Krieg gehandelt haben soll.

Fest steht aber, dass es sich damals wie heute um Brandstiftungen handelte. 2014 geriet ein Ehepaar in das Visier der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Dortmund. Die hatte bei der LEG nachgefragt, ob es besonders auffällige Mieter gebe, die sich ständig beschweren würden. So kam die Staatsanwaltschaft auf ein Ehepaar, auf das lange Zeit die Ermittlungen konzentrierten. "Den beiden Tatverdächtigen konnte aber nichts nachgewiesen werden. An den Tatorten gab es zudem auch keine auswertbaren Spuren, sodass die Ermittlungen dann eingestellt wurden", sagt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft auf Nachfrage.

Der aktuelle Fall liegt der Staatsanwaltschaft noch nicht vor. Wenn dies der Fall sein sollte, wird auch ein Blick zurück auf die Vorkommnisse von 2014 geworfen. "Natürlich schauen wir uns auch immer die alten Fälle an, wenn es Zusammenhänge zu aktuellen Ereignissen geben könnte. Irgendwann hört es ja mit Zufällen auf. Ob es aber einen Zusammenhang zwischen der Brandserie von 2014 und dem aktuellen Fall gibt, dazu lässt sich noch gar keine Aussage machen", sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Gertrud Wernau hat durchaus Sorge, dass es sich wieder um den oder dieselben Täter von damals handeln könnte. "Es ist ja auffällig, dass die sich wieder die Tiefgarage ausgesucht haben. Ich habe schon Angst, dass die Täter wieder an den Tatort zurückgekehrt sind", sagt Wernau.

Kameras sollen installiert werden

Seit dem Brand am 27. Januar sind Thorsten Drelmann und zwei Kollegen rund um die Uhr in der Oberen Münsterstraße im Einsatz. Sie sind von der LEG als Brandwachen beauftragt worden und kontrollieren stündlich die Situation in der Tiefgarage. Drelmann zeigt auf die Decke und sagt: "Hier sollen jetzt Kameras installiert werden." 

Am Dienstag waren der Mitarbeiter der LEG vor Ort. "Wir haben die Brandschutzvorkehrungen überprüft, der TÜV war auch schon da", sagt Joshua Kristan, zuständig für die LEG-Häuser in Castrop-Rauxel. "Die LEG besitzt in Castrop-Rauxel rund 2500 Wohnungen, in Nordrhein-Westfalen sind es insgesamt rund 100.000 Einheiten", sagt Kristan. Um die Kameras installieren zu können, braucht es nun die Einverständnisse der Bewohner. Gertrud Wernau hat zu Video-Kameras in der Tiefgarage eine klare Meinung: "Die hätten sie schon vor vier Jahren einbauen müssen. Alle größeren Garagen haben doch heutzutage Kameras."