Polizeihauptkommissar Detlev Stier schaut durch den Sucher in der Laserkamera, die laut Aufkleber mit „VD2 Herten“ benannt ist: Es ist sonnig an diesem Dienstagnachmittag, rund 19 Grad an der Dortmunder Straße in Castrop-Rauxel. 290 Meter weit misst das Geschwindigkeits-Messgerät des Verkehrsdienstes des Polizeipräsidiums Recklinghausen, der in Herten stationiert ist.
Oben am Hang endet die Sicht, da, wo die Autos auf der Landesstraße also die Kuppe überfahren und dann aus Schwerin in Richtung Altstadt rollen. Breit ausgebaut ist die Straße hier. Eigentlich lädt sie ein dazu, etwas schneller zu rollen, denn es geht geradeaus und alles ist gut einzusehen. Aber an diesem Dienstag nach 15 Uhr sollte man sich das besser sparen. Wenn man nicht etwas Geld zu viel hat.

Der Fahrer lächelt ganz freundlich und sieht einsichtig aus. Er biegt auf den Parkplatz ab und das Thema ist nach drei Minuten ausdiskutiert: Der Fahrer sei verärgert gewesen, weil er auf Schwerin schon ein Parkknöllchen bekommen habe, erzählt Detlev Stier uns hinterher. Aber hier kam er trotzdem um weitere 40 Euro Verwarnungsgeld nicht herum. Er ist der Erste, der an diesem Tag hier gemessen wird, auch weil die Polizei schon von ganz oben zu sehen ist. Aber eben nicht, wenn man zu schnell herunterkommt und nicht ganz aufmerksam ist.
Der Mann zahlt die 40 Euro direkt am Kartenlesegerät des Polizeibeamten. Keine Diskussion wert, und außerdem hat er es eilig, weil er seine Mutter abholen müsse. Die könne nicht warten.
Detlev Stier ist nur in einer Art Hospitanz dabei: Er arbeitet sonst in einer Hundertschaft, erzählen die beiden Beamten. Michael Trute hingegen ist fest im Verkehrsdienst tätig. Sein Einsatzgebiet sei aber eher Recklinghausen, Haltern am See, Marl, also eher die nordwestliche Ecke des Kreises. Dennoch kenne er diese Stelle in Castrop-Rauxel: „Hier mischt sich freizeitlicher Fußgänger- und Radverkehr mit Autoverkehr“, sagt er. Darum sei die Stelle eine der Stellen, an denen in dieser Woche verstärkt kontrolliert werde. So wie an Schulen, Seniorenheimen und Co., wo die Speedweek ihre Schwerpunkte setzt.
Die Initiative läuft zwischen dem 7. und dem 13.4.2025 in vielen Bundesländern und auch anderen europäischen Staaten, um die Verkehrsteilnehmer zu sensibilisieren.

Die Verschärfung des Bußgeldkatalogs habe schon ihre Wirkung gehabt, meint Michael Trute. Das könne er nicht statistisch belegen, aber es sei seine Wahrnehmung aus dem Alltag, der in dieser Woche durch Tempomessungen bestimmt ist.
Der Fahrer des Maybach war freundlich. Die Gespräche liefen nicht immer so friedlich und einvernehmlich. Aber wenn man mit der Verkehrssicherheit argumentiere, ruhig und sachlich, dann kämen die meisten doch am Ende zur Einsicht: Es gehe nicht ums Abkassieren, sondern darum, ein Gefühl zu vermitteln, dass die Polizei jederzeit hinter jedem Busch stehen könne. Erst dann würden sich viele Autofahrer an die Regeln halten.

Weitere Einsätze nach dem am Dienstag bis Ende der Woche sollen folgen. Aber angekündigt wird nichts. „Ich weiß noch nicht, was ich morgen mache“, sagt Michael Trute. Dann blickt er durch den Laser. Die meisten Autos, die von da oben kommen, fahren an diesem Nachmittag regelkonform...
Im Interview: Polizist Michael Trute über seine Erfahrungen mit Autofahrern auf rn.de/castrop