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Pläne für großen Umbau am Castroper Bahnhof Süd aus der Schublade zurück
Obere Münsterstraße
Die Bahn macht offenbar Druck auf die Stadt Castrop-Rauxel: Am Bahnhof Süd an der Oberen Münsterstraße darf es eigentlich nicht bei solch einem beschrankten Bahnübergang bleiben.
Der „höhengleiche Bahnübergang“ am Altstadt-Bahnhof Süd ist der Deutschen Bahn ein Dorn im Auge. Nicht erst seit gestern, sondern genauer gesagt seit 50 Jahren. Und doch ist das Thema, das seither immer mal wieder in der Schublade der Castrop-Rauxeler Stadtverwaltung verschwand, jetzt wieder aktuell.
Es gab Gespräche und gibt darum neuen Handlungsdruck. Die Pläne der Fachleute sehen jedenfalls nach einem großen Umbau aus. Der Straßenverkehr in der Altstadt würde sich entscheidend ändern.
„Die DB Netz AG ist neuerlich bestrebt, die Umsetzung der Kreuzungsvereinbarung aus 1973 / 1974 zu erreichen“, heißt es jetzt in einer Verwaltungsvorlage, über die die Politik in der kommenden Woche in den Fachausschüssen und in der Woche drauf im Stadtrat informiert wird. Ob die Pläne danach wieder jahrelang in der Schublade verschwinden, ist offen.
Früher waren es drei, bald wäre es nur noch ein Bahnübergang
Die Vereinbarung zwischen Deutscher Bundesbahn und der Stadt sah in den 1970er-Jahren vor, dass der Bahnübergang Obere Münsterstraße nach dem Bau des Altstadtrings ebenso verschwindet wie der an der Gaswerkstraße. Es bliebe also nur noch der an der Dortmunder Straße erhalten.
In den 80er-Jahren wurde aber die Obere Münsterstraße als Geschäftsstraße mit Fördermitteln ausgebaut, ohne am beschrankten Bahnübergang etwas zu verändern. Die Autos konnten also weiter aus der Altstadt über die Obere Münsterstraße in Richtung Altstadtring / Holzstraße fahren. Im Jahr 2004 dann stellte die Stadt ein Planungskonzept vor, das hier eine Fußgängerunterführung vorsah – für Autos wäre dann hier gesperrt.

Fußgänger und Radfahrer könnten vom Biesenkamp aus weiterhin in Richtung Obere Münsterstraße passieren. Autofahrer dagegen nicht, wenn es nach den Wünschen der Bahn liefe. © nts Ingeniergesellschaft
Das Verwaltungsgericht stellte 2007, das Oberverwaltungsgericht 2008 fest, dass die Verpflichtung zum Umbau auch bestehen bliebe. Einsprüche der Stadt bis vors Bundesverwaltungsgericht blieben wirkungslos.
So wurde 2013 die Planungsvariante überarbeitet: Treppen wurden um einen Aufzug zum barrierefrei erreichbaren Bahnsteig anstelle von Rampenanlagen ergänzt. Bis 2021 wurden für das Vorantreiben der Planung Gelder im Haushalt eingeplant.

So sähe es nach dem Umbau nach aktuellen Visualisierungen der Planer von der Oberen Münsterstraße / Ecke Thomasstraße aus. © nts Ingenieurgesellschaft
Und nun? Nun hat 2021 die DB Netz AG und die DB Station & Service AG das vor allem teure und offensichtlich in Castrop-Rauxel ungeliebte Thema bei der Stadt wieder angemeldet. Die Bahn will bis Mitte 2023 eine Genehmigungsplanung. Ein Baubeginn sei für 2027 und eine Inbetriebnahme für 2028 angestrebt.
Planungskonzept von 2013 nun aktualisiert
Die Stadt hat nun also daran gearbeitet und Anfang 2022 das Plankonzept von 2013 neu visualisiert. Sie verweist darauf, dass die Obere Münsterstraße Teil des Kernbereichs der Altstadt als Nahversorgungs-, Einkaufs- und Dienstleistungszentrums und in einer „Stadt der kurzen Wege“ über den Bahnübergang gut erreichbar sei.
In der Kommunalpolitik tauchte dieses Thema über die Jahrzehnte hinweg immer mal wieder auf. Doch da hier Millionensummen fällig würden und vielen die Durchfahrtmöglichkeit für Autos ein Anliegen ist, verschwand es nach zum Teil heftig geführten Debatten wieder in der Versenkung.
Zunächst wird der Betriebsausschuss 3 am Donnerstag, 24.3., darüber in seiner Sitzung beraten. Los geht es im Ratssaal um 17 Uhr. In der Folgewoche steht das Thema auch auf der Tagesordnung des Stadtrates: am Donnerstag, 31.3., um 17 Uhr in der Europahalle.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
