Zunächst war alles weiß. Sämtliche Tische in der Castrop-Rauxeler Pizzeria Bambino – mit einer dünnen weißen Schicht überzogen. Der große Pizzaofen, die Theke, die Kasse, Besteck und Gläser waren wie der gesamte Gastraum weiß eingepudert. Die Gäste von Kesavan Sivasubremaniam, der das Restaurant an der Kleingartenanlage in Deininghausen betreibt, boten ihre Hilfe an, weil sie dachte, es sei Mehl.
Nun ist alles leer. Eine, von der Versicherung beauftragte Fachfirma hat alles mitgenommen. Denn das weiße Puder war kein Mehl, sondern Löschpulver. Nachdem bisher unbekannte Täter in der Nacht auf den 30.3. (Sonntag) in die beliebte Pizzeria Bambino einbrachen, versuchten sie ihre Spuren zu verwischen, indem sie alles mit zwei Pulver-Feuerlöschern besprühten. Laut Polizei ist die Vorgehensweise nicht neu, das aggressive Pulver soll Fingerabdrücke zerstören. Aber es zerstört noch mehr – etwa teure Küchengeräte. Denn während sich der finanzielle Verlust durch die gestohlenen Waren und das geklaute Bargeld mit rund 1000 Euro einigermaßen in Grenzen hält, fürchtet Kesavan Sivasubremaniam trotzdem einen großen Schaden.
Angst, Kunden zu verlieren
Vergangene Woche holte die Fachfirma alle Geräte und auch sonst alles aus der Küche und dem Gastraum ab. Nur die Fliesen und Tapeten kleben noch an den Wänden. Die sollen gereinigt und möglicherweise überstrichen werden. Ansonsten sind die Räume komplett leer. „Jetzt wird kontrolliert, was noch funktioniert und was nicht“, sagt der Gastronom. Seit vergangenem Freitag wartet Kesavan Sivasubremaniam fieberhaft auf den Anruf der Versicherung.
Denn er will unbedingt wiedereröffnen: „Das Geld interessiert mich nicht, ich möchte wieder aufmachen.“ Eigentlich hatte er sich Anfang Mai als Neustart vorgenommen, inzwischen sei der 15. Mai aber wohl realistischer. Zehn bis 15 Anrufe bekommt der Gastronom jeden Tag von Kundinnen und Kunden, die sich nach der Wiedereröffnung erkundigen. „Mit jedem Tag, den die Pizzeria geschlossen bleibt, mache ich Verlust. Außerdem habe ich Angst, meine Kunden zu verlieren“, sagt Kesavan Sivasubremaniam: „Acht Jahre habe ich gekämpft und mir das aufgebaut.“ Seit er 1989 aus Sri Lanka nach Deutschland kam, habe er „jeden Tag geackert“. Nachdem er sich 2000 bei einem Arbeitsunfall den Arm verletzt hatte, wechselte er in die Gastronomie.
„Ich komme nirgends weiter“
Jeden Morgen schaut Kesavan Sivasubremaniam aktuell kurz an seiner Pizzeria vorbei, guckt, ob noch alles in Ordnung ist. Tun kann er gerade eigentlich nicht viel. „Ich komme nirgends weiter“, sagt der 54-Jährige. Online schaut er bereits nach Alternativen für möglicherweise unbrauchbare Küchengeräte und schaute sich auch schon einige in den entsprechenden Geschäften an. Eine neue Zapfanlage habe er sogar bereits gekauft, sagt er. Bald soll es Krombacher und nicht wie bisher Kronen vom Fass geben.

Auch von der Polizei habe Kesavan Sivasubremaniam seit dem Einbruch nichts mehr gehört. Er habe ein schlechtes Gefühl und fürchtet, dass das Feuerlöschpulver tatsächlich alle Spuren verwischt hat.
Am Karsamstag veranstaltet der Kleingartenverein Deininghausen auf seinem Parkplatz an der Nierholzstraße ab 17 Uhr ein Osterfeuer. Es gibt einen DJ, Besuch vom Osterhasen, Getränke und Speisen. In den Vorjahren öffnete auch die Pizzeria Bambino und ihr Betreiber verkaufte fleißig Pizzen. Auch wenn das aktuell nicht möglich ist, wird Kesavan Sivasubremaniam beim Osterfeuer trotzdem dabei sein. Er wolle erst gar nicht das Gerücht aufkommen lassen, dass die Pizzeria länger als nötig geschlossen bleibt.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 16. April 2025.