Vier Ideen zur Wiederbelebung der Castroper Altstadt Hausbesitzer Philipp Walkenhorst setzt auf Licht

Philipp Walkenhorst hat vier Ideen zur Wiederbelebung der Altstadt
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Eine Schließungswelle geht durch die Castrop-Rauxeler Altstadt. Alleine in der vergangenen Woche haben vier Geschäfte ihren Rückzug verkündet. Das Optik-Fachgeschäft Mues Sehen & Hören hat nach 52 Jahren seinen Laden in der Münsterstraße 7 leergeräumt. Auch Simone Hendrich schließt ihr Strumpfgeschäft Ende März. „Der Einzelhandel ist eine Katastrophe und der Biesenkamp ist tot“, erzählte die Geschäftsfrau Mitte Februar im Gespräch mit der Redaktion. Foto Jürgensen und Oliver Turrek mit seinem „Vinyl-Pop-Up-Store“ machen dann ebenfalls zu. Letzterer ist aber auf der Suche nach einem neuen, passenden Ladenlokal in der Altstadt.

Das Förderprogramm gegen Leerstand für die Castroper Altstadt wurde verlängert, trotzdem stehen Ladenvermieter wie Hans-Josef Knust und Elisabeth Westholt dem Ganzen skeptisch gegenüber. Das Geschwisterpaar hat mit dem Secondhand-Geschäft „Schatztruhe“ zuletzt eigene Erfahrungen damit gemacht. Als Startmöglichkeit sei das sinnvoll, die Miete zu reduzieren. Es müsse aber eine realistische Grundlage geben, damit sich ein Geschäft auch langfristig halten könne, erklärte Immobilien-Eigentümer Knust im Januar gegenüber der Redaktion.

Philipp Walkenhorst (70) ist unter anderem Vorsitzender im Verein „Hände weg vom Stadtgarten Castrop“, lebt sein Leben lang in seiner Geburtsstadt Castrop-Rauxel und ist selbst Hausbesitzer. Für ihn ist der Zustand der Fußgängerzone „fast schon kriminell“. Ideen, wie die Innenstadt wieder glänzen könnte, hat er deshalb auch.

Idee 1: Kunst statt Leerstand

Anstatt beim Gang durch die Altstadt in dunkle, leere Geschäftsräume zu blicken, würde sich der 70-jährige Hausbesitzer lieber Kunst angucken. „So lange Leerstände existieren, könnten die Vermieter, zum Beispiel Fotografen und Künstlern, die Möglichkeit bieten, bei ihnen auszustellen.“ Inspirieren lassen hat er sich von einer Bahnreise durch Rumänien und Bulgarien.

Dort hat er die Stadt Silistra an der Donau kennengelernt. „Das ist eine ganz arme Stadt eigentlich, von Gott und der Welt verlassen. Aber die hatten eine pfiffige Idee, und zwar haben die auf alle ihre Stromschaltkästen Gemälde gemalt.“ Die müssen, so schätzt Walkenhorst, von Kindern oder Jugendlichen gemacht worden sein.

Er vermutet dahinter ein Schulprojekt und bekommt daraufhin direkt die nächste Idee für Castrop-Rauxel. „Vielleicht sollte man auch in der Europastadt mit Schulen zusammenarbeiten und Schüler mit Ideenwettbewerben in den Planungsprozess miteinbeziehen.“ Auch die Aktion der CDU-Frauen im letzten Sommer fand Walkenhorst gelungen. „Die Dekoration der Blumenkübel war eine wunderbare Idee – davon gerne mehr.“

Simone Hendrich schließt ihren Strumpfladen am Biesenkamp 8 in der Castroper Altstadt Ende März.
Simone Hendrich schließt ihren Strumpfladen am Biesenkamp 8 in der Castroper Altstadt Ende März. © Anna Katharina Wrobel

Idee 2: Licht ins Dunkle bringen

Wenn man Abends durch die Innenstadt streift, dann sind viele Ladenlokale vollkommen dunkel, bemerkt Walkenhorst. „Mit heutiger Lichtspartechnik ist es überhaupt kein Thema, da eine sehr helle Beleuchtung zu installieren, die 10 Watt verbraucht, oder teilweise nur 5 Watt, aber einfach das Sicherheitsgefühl der Menschen erhöht.“ Das hört er oft, dass Leute sagen, ich gehe Abends gar nicht mehr raus, das ist mir zu dunkel und gefährlich.

Der 70-jährige Hausbesitzer setzt selbst auf atmosphärisches Licht. Eins seiner Häuser ist das Wohn- und Geschäftshaus mit dem Friseurladen und Optiker am Münsterplatz. „Licht macht mir Spaß – das finde ich schön“, so Walkenhorst. Auch er beleuchtet die Fassade seines Hauses.

„Also wir haben Downlights, die nach unten leuchten, also die Ladenzeilen die ganze Nacht anleuchten“, erklärt der Hausbesitzer. „Am Haupteingang, da haben wir dann Uplights, die nach oben leuchten.“ Das sei ja auch am Marktplatz bei einem Teil der Gebäude der Fall. Das macht die Stadt gleich viel „wohnlicher“.

Idee 3: Schaufenster designen

Auch die Gestaltung der noch existierenden Ladenlokale bietet, laut Walkenhorst, ungenutzte Potenziale für die Attraktivität der Innenstadt. „Leider muss man sagen, es lohnt sich bei den meisten Läden überhaupt gar nicht ins Schaufenster zu gucken.“ Dagegen, so die Idee von Philipp Walkenhorst, könnte man mit einem Förder- oder Unterstützungsprogramm Fachleute heranziehen, die sich mit Schaufensterdesign auskennen und ein Schaufenster so gestalten, dass Leute da auch gerne hingucken.

Idee 4: Weniger Online-Shopping

Vielleicht hilft es auch schon, weniger im Internet zu shoppen und mehr auf lokale Geschäfte zu setzen. „Die Kundschaft muss sich natürlich auch fragen, wenn ich alles im Internet bestelle, dann wird das Problem auch umso größer.“ Auf der anderen Seite müssen sich die Ladenbesitzer auch den Anforderungen der Kunden und des Internets stellen.

Walkenhorst hat da auch schon negative Erfahrungen gemacht als er sich etwas kaufen wollte, was nicht mehr im Bestand war. „Ich bin auch bereit, 10 Euro mehr zu zahlen, wenn sie es mir übers Internet besorgen, weil ich keine Lust habe, mich an den Rechner zu setzen.“ Damit wollte er letztendlich auch dazu beitragen, dass sich bestimmte Geschäfte in der Innenstadt auch halten.

Die Reaktion schockiert den Rentner. „Das können wir nicht, das lässt unser Chef nicht zu.“ Damit stößt der Mitarbeiter bei Walkenhorst auf Unverständnis. „Dann seid ihr dafür verantwortlich, wenn ihr eines Tages den Laden dichtmachen müsst.“