Die Paulus Gemeinde an der Brückenweg 30 in Castrop-Rauxel.

© Nora Varga

LGBTQ+ Menschen unterstützen: Castroper Gemeinde bringt Regenbogen an

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Ein Regenbogen ziert seit einigen Tagen das Fenster direkt über dem Eingang einer Castroper Kirche. Aber die Flagge soll nur der Auftakt für mehr sein, wie der Pfarrer uns erklärt.

Castrop

, 12.08.2021, 08:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Spätestens seit der Fußball-EM hängt die Regenbogen-Flagge an vielen Gebäuden. Sie soll die Solidarität mit Menschen aus der LGBTQ+ Community zeigen. Bei der EM hatte die UEFA untersagt, die Allianz Arena in München in Regenbogenfarben anzustrahlen. Die Stadt München wollte mit dem Zeichen gegen die homosexuellenfeindliche Politik in Ungarn demonstrieren.

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Um gegen die Entscheidung der UEFA zu demonstrieren, wurden an vielen Gebäuden und Institutionen Regenbogenflaggen angebracht. Auch Kirchen hatten als Zeichen der Solidarität Regenbogen gehisst. Vor einigen Tagen hat die Paulus-Kirche in Castrop-Rauxel ein Schild in Regenbogenfarben aufgehängt, direkt über das Kirchenfenster am Eingang .

Was bedeutet LGBTQ+?

Das Akronym LGBTQ+ kommt aus dem Englischen und steht für lesbian, gay, bisexual, transgender und queer, also lesbisch, schwul, bisexuell, transgener. Der Begriff queer hat keine adäquate deutsche Übersetzung. Er umfasst das Spektrum all jener, die sich nicht in klassische sexuelle oder geschlechtliche Rollenbilder einordnen lassen. Das „+“ soll dabei all jede inkludieren, die sich mit keiner der anderen Definitionen identifizieren können. Der Begriff „LGBTQ+“ beschreibt die Gemeinschaft der geschlechtlichen und sexuellen Minderheiten. Es gibt etliche Abwandlungen und Abweichungen des Akronyms.

Für Pfarrer Arno Wittekind ein wichtiges Zeichen: „Wir haben uns schon länger mit der Frage beschäftigt und dann hat sich das Presbyterium dafür entschieden, den Regenbogen in dieser Form anzubringen.“ Der Beschluss wurde schon vor der Fußball-EM gefasst. Vorgeschlagen wurde es von den jüngeren Gemeindemitgliedern. Obwohl es in der katholischen Kirche viel Streit um die Anerkennungen der gleichgeschlechtlichen Beziehungen gab, ist man sich in der Paulus-Kirche einig: „Da gab es keinen Konflikt.“

Arno Wittekind ist Pfarrer in der Paulus Gemeinde und Vorsitzender des Presbyteriums.

Arno Wittekind ist Pfarrer in der Paulus Gemeinde und Vorsitzender des Presbyteriums. © Kirchenkreis

Laut Wittekind wird die Toleranz auch im normalen Kirchenalltag gelebt: „Dass Menschen, die homosexuell sind, nicht nur am Gemeindeleben teilnehmen, sondern es auch gestalten, ist für uns eine Selbstverständlichkeit.“ Es sei nicht ein Symbol an die LGBTQ+-Gemeinschaft, sondern ein Symbol aus der Gemeinde heraus.

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Einen Widerspruch zu den religiösen Grundwerten der Kirche gebe es nicht: „Die evangelische Kirche ist da stark engagiert. Wir sind in der Theologie breit aufgestellt.“ Der Zeitgeist zwinge auch konservative Kräfte sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Auch in den katholischen Gemeinden sieht Arno Wittekind diese Bewegung: „Da gibt es von der Basis überall den Druck sich dieses Thema anzunehmen.“

Der Regenbogen über dem Eingang der Paulus Kirche wird wohl für einige Monate bleiben.

Der Regenbogen über dem Eingang der Paulus Kirche wird wohl für einige Monate bleiben. © Nora Varga

Diskussionsrunden sind in Planung

Neben dem symbolischen Akt wolle man aber noch mehr tun: „Mit dem Aufstellen eines Schildes ist es ja noch nicht getan. Sobald es die Pandemie wieder zulässt, werden wir Diskussionen und Vorträge zu dem Thema angehen.“ Wie lange der Regenbogen über dem Eingang der Paulus-Kirche hängen bleibt, habe das Presbyterium noch nicht entschieden. Arno Wittekind: „Für den Augenblick ist es notwendig. Für einige Monate wird es wohl so bleiben.“