Die Dattelner Kinder- und Jugendklinik ist die drittgrößte Einrichtung ihrer Art in Deutschland. Die Patientenzahl liegt pro Jahr inzwischen bei rund 70.000, wobei der ambulante Bereich mit 60.000 Patienten den Großteil ausmacht. Medizinisch spielt das Dattelner Krankenhaus in der Champions-League. Die Ausstattung mit Parkplätzen dagegen ist gelinde gesagt nur Kreisklasse. Seit mehr als zwei Jahrzehnten versucht die Klinik, diese Parkplatznot zu beseitigen. In den letzten Monaten haben Bürgermeister André Dora und Geschäftsführer Dr. Martin Meyer intensiv an einer Lösung dieses Dilemmas gearbeitet. Und es sieht in der Tat danach aus, dass eine Lösung nun in greifbare Nähe gerückt ist. Noch sind einige Hürden zu nehmen. Aber die seien im Vergleich zu früheren Ideen absolut überwindbar, betonen Dora und Dr. Meyer im Gespräch mit unserer Redaktion. Der Klinik-Geschäftsführer spricht von einem „Befreiungsschlag“, wenn die Pläne umgesetzt werden können. Ein „Befreiungsschlag“, der schon 2026 - so der Stand der Planungen - stattfinden könnte.

Noch im Frühjahr lagen die Vorschläge von Klinik und Stadt Datteln weit auseinander, auch wenn beide Parteien die Schaffung zusätzlicher Parkplätze mit oberster Priorität verfolgen. Die Kinderklinik in Datteln hat inzwischen ein riesiges Einzugsgebiet. Viele auswärtige Eltern, die mit ihren kranken Kindern nach Datteln kommen, sind immer wieder dazu gezwungen, vor dem Arztbesuch erst einmal zig Runden zu drehen, bis einer der viel zu wenigen Parkplätze frei wird. Oder sie müssen weit entfernt parken und mit dem kranken Kind einen längeren Fußmarsch zur Klinik absolvieren.
Behörden inzwischen offen für Wald-Lösung
Im Frühjahr favorisierte die Stadt noch den Bau eines Parkhauses, bzw. einer doppelstöckigen Parkplatte. Der Klinik lag ein positiver Bescheid aus dem Rathaus für eine entsprechende Bauvoranfrage vor. Die Klinik dagegen favorisierte das Anlegen zusätzlicher Parkplätze in den am Hauptparkplatz angrenzenden Zechenwald. „Zum damaligen Zeitpunkt lehnten verschiedene Behörden diesen Eingriff in den Zechenwald aber kategorisch ab“, erläutert André Dora, warum man im Rathaus die Idee der Klinik nicht unterstützen konnte. Das hat sich inzwischen offensichtlich geändert. Laut Dora liegen im Rathaus mittlerweile diverse Stellungnahmen besagter Behörden vor, in denen man sich offen zeige für die Waldlösung und das als machbar eingestuft wird. Das hat den Weg für die Wunschlösung der Klinik offenbar freigemacht. Woher der Sinneswandel? Dora sagt, er habe intensive Gespräche geführt.
Parkhaus kann Klinik nicht bezahlen
Die Parkhauslösung kommt aus Sicht von Dr. Martin Meyer aus mehreren Gründen für die Klinik nicht infrage, auch wenn das Projekt genehmigungsfähig wäre. Dr. Meyer nennt als Erstes den Kostenaspekt. Für die Parkpalette liegt eine Kostenschätzung von mehr als 5 Mio. Euro vor. Zudem dürfte der hohe Grundwasserspiegel in dem Bereich den dauerhaften Betrieb von Pumpen erforderlich machen, was die Kosten weiter nach oben treiben würde. Noch gravierender ist die Tatsache, dass für den Bau dieser Parkpalette der bestehende Hauptparkplatz, auf dem die Palette errichtet würde, monatelang nicht zur Verfügung steht. „Das ist gar nicht machbar“, sagt der Geschäftsführer.

Umso größer ist bei ihm die Freude, dass nun die Parkplatzlösung im Zechenwäldchen greifbar nahe ist. Deren Kosten sind mit 1,5 Mio. Euro kalkuliert, also deutlich weniger als das Parkhaus. Das Zechenwäldchen ist im Besitz der Stadt Datteln. André Dora macht sich nach eigenen Angaben dafür stark, der Klinik das Gelände, das für den Parkplatz benötigt wird, zu verpachten, nicht zu verkaufen, was sich natürlich positiv auf die Projektkosten auswirkt. „Dafür ist allerdings die Zustimmung der Dattelner Politik erforderlich“, so Dora. Die Klinik arbeitet laut Dr. Meyer aktuell an der Kostenkalkulation. Zudem muss abgeglichen werden, ob schon vorhandene Gutachten für den Zechenwald eventuell aktualisiert werden müssen. Sollten hier keine gravierenden Dinge für Verzögerungen sorgen, kann sich Dora vorstellen, dass zum Ende der ersten Jahreshälfte 2025 die notwendigen politischen Beschlüsse vorliegen können. „Unser Planungsamt wird das Projekt in jedem Fall priorisiert bearbeiten“, sagt der Dattelner Verwaltungschef. Läuft alles nach Plan, ist ein Baustart im Jahr 2026 aus Sicht von Dr. Martin Meyer realistisch.
220 zusätzliche Stellplätze geparkt
Und das ist geplant: Wenn man von der Herdiekstraße auf den Hauptparkplatz der Klinik fährt, soll direkt am Anfang rechts die Zufahrt ins Zechenwäldchen angelegt werden. Die neue Parkplatzanlage ähnelt einem Ohr, sagt Bürgermeister Dora. Hier sollen 220 zusätzliche Parkplätze angelegt werden, und zwar nicht auf einer versiegelten Fläche, sondern mit Rasengittersteinen, also wasserdurchlässig. Zum Vergleich: Aktuell gibt es 155 Parkplätze an der Kinderklinik. Die „Ohr-Lösung“ im Wald ist nicht nur deutlich günstiger als das Parkhaus, sie bietet auch mehr Parkplätze als die Parkpalette. Kein Wunder, dass Dr. Martin Meyer von einem „Befreiungsschlag“ spricht, sollte das so umgesetzt werden können. Baulich sind für das Gelände Aufschüttungen für einen entsprechenden Höhenausgleich und Verdichtungen notwendig, also nichts Kompliziertes.
Entlastung auch für die Beisenkamp-Siedlung
Einig sind sich André Dora und Dr. Martin Meyer, dass die lang ersehnte Parkplatzaufstockung nicht nur für die Eltern der jungen Patienten und für die Mitarbeiter eine Entlastung darstellt. Auch die Anwohner der Beisenkamp-Siedlung dürften drei Kreuzzeichen machen, wenn die Kinderklinik deutlich mehr Parkplätze anbieten kann und sich Mitarbeiter und Eltern in den engen Straßen der Kolonie nicht mehr einen Parkplatz suchen müssen. Das dürfte vor allem auch mit Blick in die Zukunft wichtig sein. Denn Dr. Meyer geht fest davon aus, dass die Zahl der Patienten in der Ambulanz und in den Tageskliniken zunehmen wird, und damit auch die Verkehrsbelastung. Allerdings, so macht der Geschäftsführer deutlich, wird es nach der Parkplatzerweiterung auf allen Stellplätzen eine Parkraumbewirtschaftung geben, um die Investition gegenfinanzieren zu können. „Aber ich kenne auch kein Krankenhaus, dass nicht Parkgebühren erhebt“, sagt Dr. Meyer, mit dem Hinweis, dass die Gebühren auf dem Klinikparkplatz in jedem Fall sozialverträglich ausfallen werden.