
© Tobias Weckenbrock
NS-Schmierereien in Deininghausen nach einem halben Jahr noch nicht entfernt
Rechtsextremismus
Auf diese Wand schaut jeder, der über die Dresdener Straße in die Deininghausener Siedlung fährt: Seit einem halben Jahr sind Nazi-Schmierereien zu lesen. Warum werden sie nicht entfernt?
Im vergangenen Jahr trieben Unbekannte im ganzen Stadtgebiet ihr Unwesen. Sie sprühten nationalsozialistische Parolen beispielsweise an Stromkästen und Haltestellen. Ein Überbleibsel davon gibt es allem Anschein nach noch in Deininghausen.
„NS Zone“ ist dort auf einer grauen Wand an der Dresdener Straße zu lesen. Weiß, rot, und schwarz - wahrscheinlich nicht ganz zufällig in den drei Farben der Reichsflagge der Nazi-Diktatur.
Wer auf den Bus wartet, blickt zwangsläufig auf die Schmierereien
Wer an der Haltestelle gegenüber auf den Bus Richtung Castrop wartet, der schaut genau darauf. Wer aus dem Kiosk kommt, kann eigentlich nicht dran vorbeisehen. Die graue Waschbetonwand ist schon an sich kein schöner Anblick, aber jetzt noch weniger. Und die aufgesprühten Schmierereien sind sogar zum Teil rechtswidrig.

Schmierereien wie diese tauchten im vergangenen Jahr im Stadtgebiet auf. © Tobias Weckenbrock
Über die CAS-App gemeldet wurde dieser Vandalismus Schaden Anfang Mai dieses Jahres. Aber da nicht zum ersten Mal: Schon vor vielen Wochen soll eine Mitteilung an die Stadtverwaltung ergangen sein, auch über die CAS-App, die den Schaden anzeigte. „Da in der ersten übermittelten Meldung die Beschreibung und die angegebene Adresse nicht übereingestimmt haben, war eine direkte Zuordnung von Ort und Immobilie nicht möglich. Dies wurde zunächst geklärt“, so Stadtsprecherin Nicole Fulgenzi auf Anfrage der Redaktion.
In der Vergangenheit reagierte die Stadt sehr schnell
Getan hat sich seither an dieser Stelle nichts. Warum nicht? Ist doch die Stadtverwaltung an mehreren Stellen in der Stadt, wo in der Vergangenheit Nazischmierereien zu finden waren, relativ zeitnah angerückt, um sie zu entfernen. Verkehrsschilder wurden ausgetauscht, wie zum Beispiel am Hinweisschild zum Wildgehege im Grutholz oder an der Bahnüberführung am Knepper-Gelände zwischen Deininghausen und Mengede.
Ganze Stromkästen an der Dorlohstraße in Dingen wurden schwarz übermalt, um Schwarz-Weiß-Rot zu tilgen. Schriftzüge wie 88 oder Nazizone in greller grüner Farbe wurden von Bushaltestellen entfernt, Glascontainer wurden entweder umgedreht oder ausgetauscht.
Darum entfernt die Stadt die Schmierereien nicht
Doch die Schmierereien an der grauen Wand in Deininghausen bestehen seit einem halben Jahr. „Im konkreten Fall handelt es sich um ein privates Gebäude, somit ist der Eigentümer für die Reinigung bzw. Entfernung der Schmierereien zuständig. Der Eigentümer wurde auch bereits auf die Schmierereien hingewiesen“, sagt Stadtsprecherin Nicole Fulgenzi. Würde es sich um eine öffentliche Fläche handeln, „übernimmt der EUV-Stadtbetrieb die Reinigung und entfernt die Schmierereien kurzfristig, mitunter noch am selben Tag und gegebenenfalls am Wochenende durch die Bereitschaft“, so Fulgenzi.
Somit bleiben die Schmierereien auch weiterhin deutlich sichtbar an der Wand, bis der Eigentümer diese irgendwann entfernt - oder auch nicht.
Will die Stadt mit den Schmierereien leben?
„NS Zone“, „Nazi“, „88“ - wer will diesen Müll lesen? Niemand! Und was tut die Stadt Castrop-Rauxel dagegen? Nichts. Verstehen Sie das? Ich persönlich nicht. Ich verstehe vollkommen, dass der Eigentümer dafür verantwortlich ist, diese Schmierereien zu entfernen. Das kann natürlich etwas dauern, denn leider reagiert nicht jede Person sofort. Doch ein halbes Jahr lang? Das kann und darf nicht sein. Da muss gehandelt werden. Die Stadt Castrop-Rauxel möchte, dass sich die Bürger wohlfühlen. Doch wer täglich auf diese Schmierereien blicken muss, kann nicht fröhlich gestimmt sein - und ich bin es bei diesem Anblick auch nicht. MARCEL WITTEVon Freunden "rasender Reporter" genannt. Immer auf der Suche nach neuen Themen - Sport und Lokal. Im "Juwel im Revier" (Castrop-Rauxel) zuhause.

Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
