Rund 750 Geflüchtete leben aktuell in der Notunterkunft (NU) in Castrop-Rauxel-Habinghorst. Das erklärte Yvonne Pape am Donnerstag (20.4.) im Sozialausschuss. Die Hauptdezernentin für die Unterbringung von Flüchtlingen bei der Bezirksregierung Münster war während ihres Berichtes voll des Lobes für die Stadt. „Es ist toll, dass das Vorhaben hier auf Akzeptanz gestoßen ist. Das ist nicht selbstverständlich“, sagte sie.
Dass die Akzeptanz womöglich aber nicht in der gesamten Bevölkerung gegeben ist, ließ eine Anfrage der CDU erahnen, die Dezernentin Pape und auch Ragnar Eitelberg, Leiter der Einrichtung, während der Sitzung beantworteten. Die Fraktion hatte zehn Fragen gestellt und sie damit begründet, dass „durch die Errichtung des Zeltes für Flüchtlinge an der B 235 bei den Bürgerinnen und Bürgern der umliegenden Wohngebiete viele Fragen und auch große Verunsicherungen entstanden“ seien.
Die Fragen und Antworten
Wie viele Menschen leben dort zurzeit?
In der Einrichtung leben derzeit (26.4.) 756 Menschen. Sie kämen, führte NU-Leiter Ragnar Eitelberg aus, überwiegend aus Syrien, Irak, Iran, Afghanistan sowie afrikanischen Ländern.
Wie alt sind die Menschen, die in der Flüchtlingsunterkunft leben?
Kinder bis sechs Jahre gibt es mit Stand vom 17.4. insgesamt 50. Bis elf Jahre alt sind 57 Kinder und bis 17 Jahre alt 51. 310 Erwachsene sind bis 30 Jahre alt, 215 bis 45 Jahre. 36 Erwachsene bis 60 Jahre bewohnen die Unterkunft und außerdem drei Menschen, die über 60 Jahre alt sind.
Beim Vorbeifahren mit einem Pkw entsteht der Eindruck, dass nur Männer unterwegs sind. Sind dort auch Frauen und Kinder untergebracht und in welchem Verhältnis?
In der Einrichtung sind alleinreisende Frauen, alleinreisende Männer und Familien untergebracht. „Der überwiegende Teil zurzeit sind doch alleinreisende Männer zu über 52 Prozent“, erklärte Einrichtungsleiter Ragnar Eitelberg im Ausschuss. 20 Prozent, so die Bezirksregierung Münster, machten Familien aus und zehn Prozent alleinreisende Frauen. 15 Prozent seien alleinreisende Frauen oder Männer mit Kindern sowie Paare ohne Kinder.
Wie lang ist die voraussichtliche Aufenthaltsdauer in den Zelten und welche Aussichten haben die Menschen, in Wohnungen in Castrop-Rauxel oder anderen Städten untergebracht zu werden?
Momentan sind einige Bewohner seit Mitte Januar in der Einrichtung untergebracht. Die Zuweisungen in die Kommunen erfolgt über die Bezirksregierung Arnsberg.
Wie ist die Versorgung gewährleistet? Kommuniziert wird, dass diese Menschen von einem Restaurant zu hohen Preisen versorgt werden, die tatsächliche Versorgung jedoch nicht dem Preis entspricht. Ist gewährleistet, dass die Versorgung auch den unterschiedlichen religiösen Anforderungen gerecht wird?
Die Versorgung erfolgt über den Caterer Stolzenhoff. Dieser, so erklärte Pape, habe in der Verpflegung in Einrichtungen für geflüchtete Menschen Erfahrung und könne daher auch den unterschiedlichen religiösen Anforderungen, zum Beispiel während des Ramadans (wir berichteten), gerecht werden.
Haben die Menschen die Möglichkeit, auf die Kleiderkammer zuzugreifen und ist ihre Bekleidung der Jahreszeit entsprechend?
In der Einrichtung ist eine Kleiderkammer vorhanden, die vom Deutschen Roten Kreuz betrieben wird. Die Menschen werden bei der Ankunft mit der nötigen Bekleidung ausgestattet. Bei Bedarf werde auch weitere Bekleidung ausgegeben, so Pape. „Es fehlt ihnen an der Stelle wirklich an nichts“, betonte sie.
Gibt es ausreichende Beschäftigungsmöglichkeiten für Erwachsene und Kinder und Struktur in ihrem Tagesablauf?
In der Einrichtung ist ein Freizeitzelt vorhanden, in dem Aktivitäten für Frauen und Familien vormittags und für die Männer nachmittags und abends angeboten werden.
Bestehen Kontakte zu Dolmetschern und Übersetzern?
Bei dem Betreuungs- und Sicherheitsdienst vor Ort sind Mitarbeitende aus verschiedenen Nationen beschäftigt, sodass eine Sprachmittlung überwiegend gewährleistet ist. Ferner spreche ein Mitarbeiter der Bezirksregierung arabisch, erklärte Dezernentin Pape.
Haben die Menschen Möglichkeiten, ihre Wertsachen, Dokumente usw. gesichert zu verschließen?
Nein. Dies sei in einer Notunterkunft wie der in Habinghorst leider nicht vorgesehen.
Wie sind die Erfahrungen der umliegenden Geschäfte mit diesen geflüchteten Menschen?
Hierzu könne „aufgrund der kurzen Laufzeit noch keine Aussage getroffen werden“, erklärte Yvonne Pape.

Den Mitgliedern des Sozialausschusses brannten auch noch andere Fragen und Sorgen unter den Nägeln. So erzählte Petra Lückel (SPD), die nahe der NU wohnt, dass „es regelmäßig vorkommt, dass die Menschen über die B235 gehen und dass es da häufig zu brenzligen Situationen auf dem Standstreifen kommt“.
Dies sei der Bezirksregierung Münster bekannt, erklärte Yvonne Pape: „Den Punkt schätzen wir auch als sehr gefährlich ein.“ Da sich die Ampel laut Straßen.NRW aber nicht einschalten lasse, sei geplant, den Haupteingang zu verlegen. „Am aktuellen Hintereingang gibt es einen Fußweg, dort ist es sicherer“, sagte die Dezernentin.
Die Notunterkunft in Habinghorst ist im Dezember 2022 eröffnet worden. Sie soll vorerst noch bis Ende des Jahres betrieben werden.
Maximal 800 Menschen können dort leben. „Eigentlich war sie als eine Puffereinrichtung vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise gedacht“, erklärte Yvonne Pape. Da der Zustrom aus dem Land aktuell aber nicht so hoch sei, seien „derzeit nur Personen aus dem Regelasylsystem untergebracht“.
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