Als im Oktober 2019 eine neue Kunst-Galerie in Habinghorst eröffnete, da verwunderte vor allem der Name: Franz Niewelt und Peter G. Schäfer, die beiden Macher, nannten sie „Hanf legal“. Niewelt, der sein Berufsleben als Drogenberater arbeitete, und Schäfer, der als angestellter Kunstlehrer im Berufsalltag mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen am Adalbert-Stifter-Gymnasium zu tun hatte. Nun kommt es 2024 womöglich zu einer Legalisierung der bisher verbotenen Droge namens Cannabis. Klar, dass wir die beiden dazu befragen.
Als wir uns am Donnerstag in der Galerie treffen, der vermutlich kleinsten Galerie der Region, in einem gemütlichen kleinen Lokal von gerade 20 bis 30 Quadratmetern, da war eine neue Information aus Berlin noch gar nicht so alt. Aber Niewelt wusste es schon: Die eigentlich geplante erste Lesung des Gesetzesentwurfs im Deutschen Bundestag wurde von der Tagesordnung am Freitag abgesetzt. Warum, ist nicht ganz klar: Es könnte aufgrund der aktuellen Ereignisse in Israel geschehen sein, sagen die einen; die anderen gehen davon aus, dass die Positionen von Union und Ampel-Koalition zu konträr sein könnten.
Das spielt aber auch keine so große Rolle. Klar ist wohl nur, dass das den Zeitplan der Regierung aus dem Tritt bringen könnte: „Gras“ bis Januar 2024 zu legalisieren, wird nun wohl eng, auch wenn das Bundeskabinett schon zugestimmt hat. Die Unionsfraktion hat einen Gegenantrag gestellt, der die Legalisierung stoppen soll.
„Ich kenne das Thema seit 50 Jahren“, sagt der 73-jährige Niewelt. Es gebe seit Jahrzehnten dieselben Argumente Pro und Contra. „Aber es steht nicht der Klient, der Mensch im Mittelpunkt, sondern das Geschäft drumherum“, meint er. Das Argument der Entkriminalisierung des Handels von und mit Cannabis, sei zwar nachvollziehbar, aber nicht der Kern des Ganzen.
„Seit Jahrzehnten Diskriminierung“
„Es könnte zu einer Legalisierung kommen“, meint er, „aber es muss nicht.“ Es gebe jetzt wohl den politischen Willen, „das in einer Ampel-Qualität umzusetzen, aber es steht das Geschäft im Mittelpunkt. Es geht um Lizenzen, es stinkt nach Kohlemachen“, so Niewelt. Menschen, die sich auf eine andere Stimulanz als Alkohol eingelassen hätten, würden schon seit Jahrzehnten diskriminiert, das sei das Kernproblem.
Man müsse das Rad nicht neu erfinden, „weil wir in Deutschland wieder mal das beste Gesetz der Welt kreiert haben“, meint Niewelt: „Warum kann man nicht pragmatisch vorgehen und sich an Beispielen orientieren, die seit Jahren laufen, wie in Uruguay, dem Pionier der Legalisierung weltweit, an Holland oder Tschechien?“

Bei „Hanf legal“ werde man kein Cannabis kaufen können. Heute nicht, auch in Zukunft nicht. „Das ist gar kein Thema bei uns.“ Aber man könne sich hier wie bisher auch schon ehrenamtlich und kostenfrei beraten lassen: zu einem sicheren Gebrauch zum Beispiel. Soziale Schieflagen seien sein Thema. „Wir könnten eine Anti-Diskriminierungsstelle für Kiffer sein“, meint Franz Niewelt.
- Wer den Galerie-Macher und Drogenexperten Franz Niewelt sprechen möchte, hat dazu jeden Donnerstag von 9 bis 12 Uhr in der Galerie Hanf legal (Hugostraße 19) die Möglichkeit. Dort ist zurzeit auch eine Fotografie-Ausstellung von Peter Knauf zu sehen (auch Fr. 15-18 / Sa. 10-12 Uhr).
- Niewelt und Schäfer sind im Vorstand des Vereins Save the Planet, der früher Open-Air-Festivals veranstaltete und heute neben der Galerie auch die „Wurstküche“ und den Hinterhof als Konzert-Veranstaltungsorte bespielt.
Ein Interview mit Franz Niewelt in der Galerie „Hanf legal“ zum Anhören auf rn.de/castrop
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