Neujahrsempfang der Stadt Zwei Judoka empfinden die Einladung als „Schlag ins Gesicht“

Neujahrsempfang: Für zwei Judoka ist die Einladung „ein Schlag ins Gesicht“
Lesezeit

Der Neujahrsempfang des Bürgermeisters hat Tradition. Es ist Gelegenheit für Rajko Kravanja, Menschen, die sich ehrenamtlich einsetzen für die Stadt Castrop-Rauxel, für ihr Engagement zu würdigen. Zuletzt in der Corona-Pandemie fiel der Empfang aus. 2023 wird es ihn wieder geben. Die Einladungen sind raus.

Nina Koch und ihre Tochter Jana sind zwei der Castrop-Rauxeler und Castrop-Rauxelerinnen, die Ende Februar dabei sein könnten. Sie haben eine „Einladung zum Neujahrsempfang in der Europahalle mit Speis und Trank“, bekommen, wie Nina Koch, Vorsitzende des Vereins Judoka Rauxel, erzählt. Beide wurden im vergangenen Sommer von der Stadt und dem Stadtsportverband geehrt. Nina Koch erhielt den Ehrenpreis Sport, ihre Tochter Jana wurde mit der Sportplakette der Jugend ausgezeichnet.

Zum Neujahrsempfang sagt Nina Koch: „Es geht um die Ehrungen der Sportler, Gesellschaft, Kultur.... Ernsthaft? Ist das wirklich ernst gemeint oder ein verfrühter Aprilscherz?“ Die beiden Frauen haben abgesagt – aus Protest.

10-Grad-Woche schreckt ab

Gerade hat das Judo-Training wieder begonnen in zwei Kindergruppen und einer Seniorengruppe. Es ist eine „warme Woche“. Doch die Erinnerung an die erste 10-Grad-Woche im Dezember in der Turnhalle der Waldschule ist wach. Etliche Kinder kamen nicht, ihre Eltern wollten sie nicht der Kälte aussetzen. Wegen der Energieeinsparungen werden viele Turnhallen nur jede zweite Woche auf 17 Grad hochgeheizt, in der anderen Woche kann es je nach Außentemperatur bis zu 10 Grad kalt sein.

„Wir zittern den nächsten kalten Wochen entgegen. Wir Trainer haben unsere dicken Socken und Pullis neben unserem Judoanzug in der Tasche und planen intensiv, wie wir unseren Judo-Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen weiterhin das Sporttreiben ermöglichen können“, so Nina Koch. Doch Energiesparen sei wichtig und deshalb täten alle im Verein ihr Bestes.

Lieber ein Extra-Warmtag

Doch die Einladung zum Empfang empört sie. „Das ist ein Schlag ins Gesicht“, sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. „Viele Sportler müssen in ihren Turnhallen frieren und kämpfen um den Erhalt der Vereine und ihrer Mitglieder und unser Bürgermeister macht es in der Europahalle muckelig warm und spendiert Essen? Wie kann man dies mit den Energiesparmaßnahmen und einem Gewissen vereinbaren? Wir sind sprachlos.“

Aus Sicht von Mutter und Tochter Koch ist die Veranstaltung in der heutigen Zeit mehr als überflüssig. „Auch die anderen Vereinsmitglieder sehen das so“, sagt Nina Koch. Ihr Vorschlag: „Anstatt die Europahalle zu heizen, könnten einige Sportler einen Extra-Warmtag in ihrer Halle bekommen, anstatt Buffet und Getränke aufzufahren, könnten Sportvereine einen Zuschuss bekommen, um während der kalten Zeit andere Angebote für die Kinder zu organisieren.“

Ihr Appell an andere Vereine: „Wir hoffen, dass auch die anderen Castroper Sportler dem Herrn Bürgermeister zeigen, dass wir Sportvereine etwas anderes brauchen, als Politik in der warmen Europahalle.“

Castrop-Rauxeler Judoka über kältere Hallen: „Bedeutet mehr als keinen Sport zu machen“

Aufgebrachte Eltern, einstimmige Politik: Energiesparplan der Stadt Castrop-Rauxel beschlossen

Großer Auflauf vor Ratssitzung: Die Bilder von der Demonstration in Castrop-Rauxel