Karl (2) malt einen Regenbogen aus: „Alles wird gut", steht darüber, „Wir bleiben zu Hause“ darunter. Für den jungen Ickerner sollte eigentlich Anfang April der Kindergarten losgehen. © Ranft
Kontaktverbot
Familienleben in Zeiten des Coronavirus: Zwei Beispiele und viele Tipps aus Castrop-Rauxel
Familien in Castrop-Rauxel müssen ihren Alltag umstrukturieren: Arbeiten im Home Office, Kinder ohne Betreuung, kein Besuch von Oma und Opa. Wie schaffen Familien das? Wir haben Beispiele.
Zwei Familien aus Castrop-Rauxel berichten, wie sie ihren neuen Alltag bestreiten:
Familie Ranft aus Ickern
Für Stella Ranft (33) hat sich vor zwei Monaten die Welt geändert. Das Coronavirus ist dagegen ein Klacks: Sie brachte ihre Tochter Luise zur Welt, Karl bekam eine kleine Schwester. „Da ich ja eh mit beiden Kindern zu Hause bin, hat sich für mich nicht viel verändert“, sagt die Ickernerin jetzt zu ihrem Familienleben. In anderen Familien änderte sich dagegen vieles.
„Für mich ist das nicht ganz so ungewohnt“, sagt Stella Ranft. „Was nervt ist, dass die Kinder nicht miteinander spielen können, dass sie nicht zu Oma und Opa können, dass wir Muttis nicht mal eine Auszeit mit der Freundin auf einen Kaffee genießen können.“
Für Stella Ranft aus Ickern ist die Situation vergleichsweise einfach: Sie hat vor zwei Monaten ihre Tochter Luise bekommen und ist ohnehin zu Hause. Da kann sie auch ihren Sohn Karl (2) betreuen. Papa Jonas arbeitet beim EUV. © Ranft
Genaues Planen, was eingekauft werden muss und was man kochen kann – für zwei Wochen hat Stella Ranft den Plan fertig. Gemüse und Obst lässt sie sich zusammen mit Nachbarn von Heinzerling aus Merklinde liefern.
Am 6. April sollte für Sohn Karl eigentlich die Eingewöhnung in die Kita am Meisenweg beginnen – über ein halbes Jahr später als geplant. Das fällt ebenso aus wie der Elternabend. Eine Geburtstagsparty bei Freunden vergangene Woche: abgesagt.
„Am meisten vermissen wir aber unsere Freunde“, sagt Stella Ranft. „Gemeinsame Spielstunden mit dem besten Kumpel und die spontanen Abendessen mit beiden Familien; einfach spontan sein und sich treffen; raus, die Welt entdecken; sorglos sein; den Schwimmkurs besuchen.“
Jonas Ranft (hinten links) arbeitet als Fahrer bei der Müllabfuhr. Er ist jeden Tag mit dem EUV im Stadtgebiet unterwegs – daran hat sich noch nichts geändert. © EUV Stadtbetrieb
Videotelefonie oder kurz mit der Oma an der Tür mit extra viel Abstand quatschen: Das gehe noch. Ein Lagerkoller sei noch nicht aufgekommen: „Das Wetter ist gut, wir können die Kinder noch gut lüften.“
Und was steht sonst an? Der Salzteig für die Osterdeko, malen und basteln, kneten, tanzen oder einfach mal abschalten bei einer Folge Conni im Fernsehen und als Hörspiel. „Und Hände waschen“, sagt Stella Ranft mit einem Lachen.
Die Dilcherts aus Frohlinde
Ähnlich geht es Familie Dilchert aus Frohlinde. Ihr Mann Jan (31) geht weiterhin arbeiten, jedoch den ganzen Tag mit Maske und mit drei anstatt acht Leuten im Großraumbüro, erzählt Laura Dilchert (31). „Ich bin seit zwei Wochen im Home Office.“
Mara (2) wohnt in Frohlinde. Sie kann wegen des Coronavirus ihre Freundin in der Nachbarschaft nicht mehr besuchen. Stattdessen spielt sie viel zu Hause, im Garten und näht mit Mama Laura hübsche Atemschutzmasken. © Laura Dilchert
Langsam werde es etwas nervig: „Ein kurzer Austausch mit den Kollegen wird zu einem stundenlangen Hinterhertelefonieren“, berichtet sie. Auch die Kaffeepause alleine mache nur halb so viel Spaß. „Da wird einem schon sehr bewusst, wie ernst die ganze Situation ist.“
Gerade für ihre Tochter Mara (2) sei es schwer zu verstehen, warum sie nicht wie gewohnt einfach zu ihrer Freundin kann, die zwei Häuser weiter wohnt. „Unser Garten bietet aber zum Glück gute Ablenkung: Die Matschküche wurde aus der Garage geholt, Kreide malen auf der Terrasse, basteln oder spontane Tanz- und Sportstunden zu dritt stehen da auf dem Programm“, sagt Laura Dilchert. Abendessen kochen sie jetzt auch immer gemeinsam.
Ihre Eltern sehe sie noch regelmäßig, weil sie Mara morgens betreuen. Kontakt zu Jans Familie halte man über Video-Chats. „Mein Schwiegervater ist ein Risikopatient“, erzählt Laura Dilchert.
Opa Horst (Schneider) und seine Enkeltochter Mara in Frohlinde: Bei Familie Dilchert ist vieles, aber noch nicht alles anders. Mutter Laura und Vater Jan versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. © Laura Dilchert
Lagerkoller, sagt sie, stelle sich erst mal nicht ein. „Jan geht zur Arbeit, ich muss zum Stall das Pferd versorgen und einkaufen. Alles mit Mundschutz versteht sich, um meine Eltern zu schützen“, so Laura Dilchert.
Eine Sorge bleibe: Was wird aus geplanten Urlauben und Geburtstagen und Feiern? Laura Dilchert meint: „Die Zeit wird es zeigen. Bleibt entspannt zu Hause und genießt die Zeit als Familie.“
Einen ähnlichen Rat hat Stella Ranft: „Zufrieden sein mit dem, was man hat. Zu Hause bleiben, zusammen halten.“ Und: „Es kommen auch wieder andere Zeiten.“
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