Alte Bahntrassen zu schönen Radwegen umzugestalten, ist im Ruhrgebiet längst zum Trend geworden. Der Radweg über die alte Lothringen-Trasse vom Castrop-Rauxeler Stadtteil Merklinde bis nach Bochum-Gerthe ist schon seit über zwei Jahren in Planung. Er soll parallel zur Gerther Straße und zum Bövinghauser Hellweg verlaufen und an die fast zehn Kilometer lange Lothringen-Trasse anschließen.
Die Strecke über die Gerther Straße und den Bövinghauser Hellweg ist für viele Fahrradfahrer zu gefährlich. Wegen des Industriegebiets direkt an der Bochumer Stadtgrenze herrscht dort ein hohes LKW-Aufkommen. Zudem müssen die Fahrradfahrer auf der Straße fahren, weil es keinen separaten Fahrradweg gibt.

Rodungen für Nachhaltigkeit
Fahrradfahrer können sich freuen, denn der Radweg über die ehemalige Lothringen-Trasse soll laut Nicole Fulgenzi, Sprecherin der Stadt Castrop-Rauxel, Ende 2025 fertig sein. Als Kosten nennt sie einen hohen sechsstelligen Bereich.
Der Radweg verlaufe parallel zur Gerther Straße, am Sportplatz des SuS Merklinde vorbei, über den Jägerweg und die Lothringer Straße bis auf die Wittener Straße. Er solle für einen Lückenschluss im Nahmobilitätsnetz sorgen und zu einer nachhaltigen und klimagerechten Mobilität beitragen, sagt Fulgenzi.
Damit genug Fläche für den Radweg zur Verfügung steht, müssen einige Bäume gefällt werden. Die Rodungsarbeiten beginnen noch in diesem Jahr. Einige Anwohner in der Nachbarschaft finden die Maßnahme weder optimal noch zeitgemäß. „Wir verstehen nicht, warum die Natur kaputt gemacht wird“, bemängeln sie. Der Radweg sei zwar sehr wichtig, um den Fahrradverkehr sicherer zu gestalten, aber so viele Bäume zu fällen sei unfortschrittlich.

Wem gehört der Garten?
Der Radweg solle ihrer Ansicht nach lieber einige Meter weiter über das Feld führen, sodass keine oder zumindest weniger Bäume gefällt werden müssen. Nicole Fulgenzi erklärt: „Mit dem Grundstückseigentümer [Anm. d. Red: des Feldes] konnte trotz intensiver Verhandlungen kein Grundstückserwerb vereinbart werden.“
Stattdessen mache die Stadt sich für die zukünftige Fahrradstrecke eine Grünfläche zu eigen, die augenscheinlich zu einem der Häuser gehöre, erzählen die Anwohner. Im Moment werde das geschätzt 120 Quadratmeter große Stück von den Anwohnern als verwilderter Garten für Insekten genutzt.
Das Problem, erklärt Fulgenzi, der Garten war offiziell nie im Besitz der Anwohner. Deshalb könne die Stadt die Fläche für den Radweg benutzen. Nach der Fertigstellung sei die Stadtverwaltung für eine „vertragliche, rechtlich korrekte, Nutzung der Restfläche aufgeschlossen“, so Fulgenzi.
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