Als Adnan Causevic über eine Agentur nach Deutschland kam, war er 22 Jahre alt. In seiner Heimat Bosnien-Herzegowina gab es keine Arbeit und auch keine Zukunftsaussichten für den jungen Mann, der den Beruf der Pflegefachkraft erlernt hatte. Heute, auf den Tag genau vier Jahre später, ist er es, der anderen Menschen hilft, die in Herne, Castrop-Rauxel und Witten im Pflegebereich Fuß fassen wollen.
Der 26-jährige Pflegefachmann ist Integrationsmanager in der Evangelischen Krankenhausgemeinschaft Herne Castrop-Rauxel (EvKHG) und kümmert sich um die Rekrutierung der angehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Ausland. Somit arbeitet er Hand in Hand mit seiner Kollegin Gül-Nihal Cam, die seit drei Jahren als erste Integrationsmanagerin zur Evangelischen Krankenhausgemeinschaft kam.
Diesen Posten rief damals Pflegedirektorin Beate Schlüter ins Leben, die um die logistischen Herausforderungen dieses Jobs wusste. Sie sagt: „Ausländische Pflegekräfte ins Land holen, sie im Alltag unterstützen und sich so um sie kümmern, dass sie auch bleiben können, ist keine Aufgabe, die man nebenher tun sollte.“
Bewerber aus aller Welt
Es bedeutet Arbeit genug, um nun noch eine zweite Person als Integrationsmanager mit ins Boot zu holen. So wie eben Adnan Causevic. Er berichtet: „Die Bewerberinnen und Bewerber kommen aus aller Herren Länder: aus Tunesien, Thailand, Serbien, Marokko oder Indien.“ Am Tag, an dem dieser Text entsteht, hat er bereits drei Gespräche hinter sich. Sie verlaufen online über Zoom-Meetings.
Erst wenn sich die Anwärterinnen und Anwärter als qualifiziert erweisen, gibt es eine zweite Runde, erneut per Videokonferenz. Dann ist auch Pflegedirektorin Beate Schlüter dabei, oder eine der Pflegedienstleitungen. Selbst hat sich Adnan Causevic in kurzer Zeit ein nahezu perfektes Deutsch angeeignet hat. „Ich war sehr streng zu mir selbst“, sagt er.
Streng ist er auch bei den Auswahlverfahren. Denn erst, wenn alle Voraussetzungen stimmen, kümmert sich der Integrationsmanager gemeinsam mit seiner Kollegin Gül-Nihal Cam um alle Formalitäten. Dazu gehören neben der Einreise und der Unterbringung in Herne, Witten, Castrop-Rauxel und Gelsenkirchen auch zahlreiche Behördengänge.
Adnan Causevic lächelt, zuckt die Schultern und sagt: „Bürokratie in Deutschland ist nicht immer einfach. Aber meist klappt es ja dann doch.“
Er ist sich sicher: „Wir können alle nur von den ausländischen Pflegekräften profitieren“, und nennt es eine „Triple-Win-Situation“ für das Land, den Arbeitgeber sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Was bei ihm gut funktioniert hat, möchte er als Integrationsmanager weiterführen.
Die andere Hälfte seiner Arbeitszeit ist Adnan Causevic als Pflegefachmann am EvK Castrop-Rauxel angestellt und erfüllt somit eine Doppelrolle.
Kein leichter Weg
Bis hierher war es kein leichter Weg für den jungen Mann: Er musste trotz seiner vierjährigen Ausbildung in seiner Heimat zusätzlich 900 Stunden am EvK Castrop-Rauxel sowie 120 Stunden am Canisius-Campus in Dortmund absolvieren. So wollten es die Statuen, um am Ende als Pflegefachmann in Deutschland arbeiten zu dürfen.
Bereut hat er den Aufwand bis heute nicht. „Ich würde die Wahl jederzeit wieder genauso treffen“, sagt er und lacht herzlich. Doch nun muss er wieder los, die Pflicht ruft: Er muss ran als Pflegefachmann in Castrop-Rauxel. Erst am nächsten Tag geht es in seiner Rolle als Integrationsmanager weiter.