Eine Wäscheklammer als Sitzgelegenheit auf der Internationalen Möbelmesse. Sieht so ein Wohntrend aus? Unser Autor ist da etwas skeptisch.

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Neue Wohntrends sollen vor allen Dingen eins: richtig viel Geld kosten

rnKolumne „Wohn(t)räume“

Wohnen ist ein Lebensgefühl. In dieser Kolumne beschäftigt sich unser Autor regelmäßig mit „Wohn(t)räumen“. Heute geht es um die neuen Wohntrends, die uns alljährlich hip machen sollen.

Ruhrgebiet

, 15.10.2021, 16:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wohntrends sind das, was alle Trends sind: vergänglich. Außerdem müssen die Wohntrends unserer Tage natürlich trendy formuliert sein, also in englischer Mundart. Die IMM Cologne, also die Internationale Möbelmesse Köln, setzte das in diesem Jahr konsequent um.

Natural Luxury, Blurring Boundaries, Multifunctional, For Seasons, Sharing Spaces und Connected Living waren da die einleuchtenden Schlagworte für die wegweisenden Trends in unseren Wohnungen. Nun wissen Sie und ich also sofort ganz genau, wie wir uns zu Hause einrichten müssen, um im Trend zu sein.

Erklärungen bleiben rätselhaft

„Wohnen wird heute als ganzheitlicher Lebensbereich wahrgenommen“, erklärt man möglichen Trend-Dumpfbacken gern noch weiter. Zwar nun in deutscher Zunge, aber ebenso rätselhaft. Aber das ist sicher Absicht, denn so ist man auf Experten angewiesen, die uns erklären, wie wir eigentlich wohnen wollten, wenn wir es nur wüssten.

Besonders ansprechend fand ich dabei die folgende Deutung: „Die Wohnung als Ausdruck der Persönlichkeit zeigt kein starres Bild mehr, sondern wird zu einem kontinuierlichen Prozess. Der Wandel in der Einrichtung orientiert sich aber nicht nur am Trendgeschehen, sondern ganz unmittelbar an der uns umgebenden Natur und dem Rhythmus von Jahreszeiten und kulturellen Fixpunkten.“

Meine Wohnung ist ein Prozess?

Die Wohnung wird also Prozess. Hmmmh? Warum hat mir meine Wohnung das noch nicht gesagt? Und warum will sie sich jahreszeitlich verändern? Soll ich ihr alle drei Monate neue Einrichtung kaufen? Und zu einem „kulturellen Fixpunkt“ wie Weihnachten noch eine Extra-Ummöblierung schenken?

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Fragen, die mich gerade wirklich umtreiben. Ich müsste nämlich noch rasch etwas Geld an die Seite legen, um den Weihnachtswunsch meiner vier Wände erfüllen zu können. Reichen wohl rote Wände, um meine Wohnung im Prozess der Weihnachtswerdung trendgerecht aufzubrezeln? Oder fände meine Prozess-Wohnung das knickrig und ich muss tiefer in die Tasche greifen?

Das Problem ist freilich, dass die nächste Kölner Möbelmesse, die tatsächlich auch real statt nur virtuell stattfinden soll, im Januar schon wieder neue Wohntrends setzen wird. Schließlich müssen die Möbelindustrie und die sie begleitenden Deko-Unternehmen Ihnen und mir dann erneut wortreich wie nebulös erklären, wie es in deutschen Wohnstuben 2022 auszusehen hat.

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Klar ist dabei nur, dass ein Trend anhalten wird: Es wird noch neuere Trends für morgen geben müssen, um uns Kunden die Freude am Verjubeln unserer hart verdienten Euros zu erhalten. Den Trend allerdings gibt es gefühlt schon, seit der Mensch zum Schutz vor dem Wetter in seine Höhle gekrochen ist.

Zur Kolumne

In den „Wohn(t)räumen“ befasst sich Thomas Schroeter regelmäßig auf sehr persönliche Art mit dem Wohnen. Da kann es um neue Trends gehen, um Wohnphilosophien, um Bauärger oder Küchendeko. Einfach um alles, was das Wohnen im Alltag so ausmacht.
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