
© Lydia Heuser
Tempo 30 auf dem Altstadtring: „Eigene Radfahrspur nur für Kinder wichtig“
Verkehrswende
Der Altstadtring soll radfreundlicher werden. Straßen.NRW will im Frühjahr mit den Arbeiten beginnen. Jetzt sind neue Schilder aufgetaucht - die längst nicht nur für Begeisterung sorgen.
Der Castroper Altstadtring ist eine viel befahrene Straße. Wer an der Altstadt vorbeifahren will, der nutzt entweder die B235 oder eben diese Nord-Süd-Achse, die in beide Fahrtrichtungen zweispurig ausgebaut ist.
Die Fahrbahndecke ist inzwischen stark in Mitleidenschaft gezogen; großflächige Schlaglöcher und meterlange Risse zwischen den Fahrspuren lassen das Auto ruckeln. Der Landesbetrieb Straßen.NRW hat nun gehandelt und neue Schilder aufgestellt. Tempo 30 gilt nun entlang des Altstadtrings. Auch der Grund wird den Autofahrern gleich genannt: „Wegen Straßenschäden“.
Doch viele Autofahrer ignorieren die neue Geschwindigkeitsbegrenzung offenbar. Es ist immer noch laut und die Autos fahren immer noch schnell. Elisabeth Albers sind die neuen Schilder gar nicht aufgefallen. Sie ist zwar als Fußgängerin unterwegs, muss aber hin und wieder auch mit ihrem Auto den Altstadtring befahren. Gut findet sie die Begrenzung nicht: „Tempo 30 ist übertrieben“, sagt sie.

Die neuen Schilder geben eine neue Höchstgeschwindigkeit am Altstadtring vor. © Lydia Heuser
Tempo 30 hat viele Vorteile
Das sieht Daniel Kigerzynowski ganz anders. Er sagt: „Für die Umwelt ist das bestimmt gut.“ Er arbeitet am Altstadtring und findet, dass der Verkehrslärm ein bisschen weniger geworden ist, seit die Schilder stehen.

Daniel Kigerzynowski findet, dass der Verkehrslärm etwas nachgelassen hat, seitdem die Schilder stehen. © Lydia Heuser
Ein anderer Fußgänger findet die neuen Schilder auch gut. Er denkt vor allem an die Kinder der nahegelegenen Grundschule am Hügel. Überhaupt würden immer wieder Leute die Straße überqueren, ohne die Fußgängerampeln zu nutzen.
Im September 2021 berichtete unsere Redaktion über die Pläne zum Umbau des Altstadtrings. Ab Frühjahr 2022 wollte Straßen.NRW die Fahrbahndecke sanieren. Der Plan sieht vor, dass Radfahrer deutlich mehr Platz bekommen sollen. Die neuen Schilder hätten aber „noch nichts“ mit der geplanten Sanierung zu tun, erklärt Stadtsprecherin Maresa Hilleringmann auf Anfrage der Redaktion.

Die Radwege-Markierungen sind kaum noch zu erkennen. © Lydia Heuser
Derzeit gibt es einen schmalen Streifen für die Radfahrer, der auf dem Bürgersteig aufgemalt ist. In Richtung Engelsburgplatz endet der Streifen abrupt und führt auf die unübersichtliche Kreuzung direkt auf die Straße.
Elisabeth Albers findet, dass der Radweg erneuert werden muss. „Aber ein ganzer Fahrstreifen? Man gesteht den Radfahrern zu viel zu“, sagt sie.
Auch Christian Weiße sieht die Pläne kritisch. „Ich fahre eh zu 90 Prozent auf der Straße“, sagt er. Eine Fahrspur für Radfahrer sei höchstens für Kinder wichtig, meint er.
Eine andere Radfahrerin hat eine ähnliche Meinung. „Ich brauche nicht so viel Platz.“ Sie hat Sorge, dass sie sich dann wie am Biesenkamp von den Bussen verfolgt fühlen würde.
Daniel Kigerzynowski findet die Pläne indes gut. Damit mehr Leute auf das Auto verzichten, sollte aber der Nahverkehr in Castrop-Rauxel und den Nachbarstädten ausgebaut werden.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
