Die Kliniken in Deutschland stehen vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. Da bildet die Kinderklinik in Datteln keine Ausnahme. Dennoch startet dort in Kürze ein neues, großes Bauprojekt. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie der Kinderklinik bekommt einen Neubau. Überlegungen, die räumliche Situation der Psychiatrie zu verbessern, gibt es schon lange. Für Klinik-Geschäftsführer Dr. Martin Meyer steht fest: „Das ist längst überfällig.“

Umso ärgerlicher ist es, dass es bei dem Bauprojekt zu erheblichen Verzögerungen gekommen ist. Eigentlich sollte dort längst gebaut werden. Die Fertigstellung war für Ostern 2025 geplant. Das war der Stand von Sommer 2023. Doch allgemeine Baukostensteigerungen zwangen die „arme“ Kinderklinik, zum Sparen.
Klinik musste umplanen
Und das sorgte dafür, dass es bei dem Projekt zu erheblichen Umplanungen kommen musste, wie Geschäftsführer Dr. Martin Meyer und Berthold Freitag, Leiter der Wirtschafts- und Versorgungsdienste an der Kinderklinik, im Gespräch mit unserer Redaktion erklärten. Damit verbunden sind natürlich zeitliche Verzögerungen. Im Januar 2025 sollen nun wirklich die Bagger rollen, sagt Berthold Freitag. Die Fertigstellung ist für April 2026 geplant. Aktuell läuft die Ausschreibung für den Rohbauer. Da die Kinderklinik unter chronischem Platzmangel leidet, musste vor dem Neubau erst einmal ein Abriss erfolgen. Das alte Eltern-Kind-Haus der Kinder- und Jugendpsychiatrie und das angrenzende Gebäude, in dem die Ärztliche Beratungsstelle untergebracht war, sind im Frühjahr 2024 abgerissen worden.
Baukosten liegen jetzt bei 7,3 Mio. Euro
Wie Berthold Freitag erläutert, wird der Psychiatrie-Neubau ohne den ursprünglich geplanten Keller auskommen. Dort sollte die gesamte Technik für das Gebäude untergebracht werden. Die findet jetzt Platz in einem angrenzenden alten Nebengebäude. Dafür musste natürlich vieles umgeplant werden. Dr. Meyer: „Dadurch konnten die Baukosten um rund 400.000 Euro gesenkt werden.“ Allerdings ändert das nichts daran, dass das Bauprojekt trotzdem teurer wird als ursprünglich vorgesehen. Im Sommer 2023 ging der Geschäftsführer von Baukosten in Höhe von 6,5 Mio. Euro aus. Die Summe liegt jetzt bei 7,3 Mio. Euro. Zuschüsse für das Millionenprojekt gibt es für die Kinderklinik nicht. Wer die wichtige Arbeit der Kinder- und Jugendpsychiatrie unterstützen möchte, kann dafür spenden. Die Spenden gingen nicht in den Beton des Gebäudes, macht Dr. Meyer deutlich. Jeder Spendeneuro wird für zusätzliche Ausstattungen der neuen Psychiatrie eingesetzt, kommt also direkt den Patienten zugute.
Neben der Verbesserung der räumlichen Situation gibt es einen weiteren Grund, der das Bauvorhaben so wichtig macht. Psychische Erkrankungen sind, so zeigen Studien, gewissermaßen bei Jugendlichen inzwischen eine Art Volkskrankheit geworden. Demnach sind psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 17 Jahren der häufigste Grund für einen Krankenhausaufenthalt. Diese Krankheiten machten laut Studie einen Anteil von 19 Prozent aus. Und Corona hat die Situation noch einmal verschärft.
Der Neubau wird drei Etagen für die Kinderstation (6 bis 11 Jahre), die Psychotherapiestation und die Trauma-Station haben, und bietet Platz für 36 Patienten plus sechs Notbetten. Die Patienten werden in deutlich größeren, hellen Zweibettzimmern (plus Nasszelle) untergebracht. Im Erdgeschoss wird es einen Atriumbereich geben. Auch diverse Therapie- und Aufenthaltsräume wird es geben. Rund 2100 Quadratmeter Fläche stehen für die drei Stationen im Neubau zur Verfügung. Die Akut- und Kriseninterventionsstation 1 E bleibt an alter Stelle, genauso wie die Tagesklinik. Eine Aufstockung der Bettenzahl wird es laut Dr. Meyer aber nicht geben. Es bleibt bei 58 Plätzen. Für die Erhöhung der Bettenzahl ist das Land NRW zuständig.
Die Kinder- und Jugendpsychiatrie hat ein festes Versorgungsgebiet. Dazu gehören unter anderem die Städte Datteln, Waltrop, Castrop-Rauxel und Oer-Erkenschwick. Aufgrund des Versorgungsauftrages ist die Klinik verpflichtet, Akutpatienten aus diesen Städten aufzunehmen.