„Gut investierte Zeit“: Im Amtsgericht Castrop-Rauxel gehört Ausbildung nicht zu den lästigen Pflichten im Justizalltag. Im Gegenteil: Hier wird der „Nachwuchs“ direkt und auf Augenhöhe „abgeholt“. Und das verfehlt die gewünschte Wirkung nicht.
Amtsgerichtsdirektorin Yvonne Schmuck-Schmiedel hat eine bestechend einfache Logik, wenn es um die Justizmitarbeiter von morgen geht: „Wichtig ist, dass die Auszubildenden ins Team passen und sie sollen sich wohlfühlen.“ Aufseiten der Azubis seien Offenheit und Neugier wichtig. Und: „Das soll Spaß machen. Am besten ist es natürlich, wenn man dafür brennt.“ Auf Seiten der langjährigen Mitarbeiter sei in erster Linie Hilfsbereitschaft erforderlich – sie sollten ansprechbar sein. „Denn das“, so betont die Direktorin, „ist gut investierte Zeit. Es kommt ja allen zugute, denn am Ende haben wir gut ausgebildete Kollegen.“
Letztlich, so Yvonne Schmuck-Schmiedel, sollte das Thema Ausbildung für alle Beteiligten angenehm und zielführend sein. Es sollten neue Impulse gesetzt werden. Und deshalb werde gerade auch eine Junior-Geschäftsstelle eingerichtet. Deren Ziel solle es sein, einen Teil der Akten in die Zuständigkeit der Azubis zu geben. So sollten sie Verantwortung übernehmen und mehr selbstständig arbeiten.

„Der Umgang mit jungen Menschen macht mir Spaß“, fasst es Ausbilderin und Justizamtsinspektorin Elisabeth Held zusammen. Sie, die den Nachwuchs seit 2015 betreut, teilt sich die Aufgabe mit ihrer Kollegin Michaela Kamper. Und, Unterstützung gibt es demnächst außerdem von Martha Charlotta Schmelt, die ihre Ausbildung im Übrigen am Amtsgericht Castrop-Rauxel gemacht hat und dort geblieben ist.
Ihren Kolleginnen und ihr, so erklärt Elisabeth Held im Gespräch, sei es wichtig, dass die Azubis keine Angst davor hätten, Fragen zu stellen. Sie sollten insgesamt keine Scheu haben, zu ihnen zu kommen – auch bei beruflichen oder privaten Problemen. Natürlich sollten die Auszubildenden hier lernen und arbeiten, aber dabei sollten sie sich eben wohlfühlen. Hier gebe es kein Mobbing, keine Ausgrenzung. Hier herrsche Augenhöhe. Und durch die Auswahl der Azubis würden sie gleichzeitig auch die Freundschaftsbildung untereinander stärken.
Das Konzept geht ganz offensichtlich auf. „Der Empfang war super“, versichert Niklas Peitz, der seine Ausbildung zum Justizfachangestellten am 1. September 2024 begonnen hat. „Die waren total freundlich. Als würde man sich schon ewig kennen“, erklärt der 20-Jährige aus Dortmund, der sich schon lange für die Justiz interessierte und dann aber eher zufällig über eine Online-Jobbörse auf den freien Ausbildungsplatz am Castrop-Rauxeler Gericht aufmerksam wurde. Er lächelt spontan, fühlt sich sichtlich wohl und freut sich auf seine berufliche Zukunft. Das sei nun sein Einstieg. Er wolle in der Justiz weiterkommen und sei offen für alles.
Mit ihm startete Luis Benno Burmann, ein 20-Jähriger, der aus Castrop-Rauxel kommt. Er erinnert sich, dass er damals langsam auf sein Abi zugesteuert sei. „Ich musste gucken, was ich machen will.“ Also habe er sich im Internet informiert, sei auf die Justiz gestoßen und habe dabei auch an die Zukunft gedacht: „Es ist ein sicherer Arbeitsplatz.“ Er, der später unter Umständen Gerichtsvollzieher werden will, aber auch offen für andere Optionen ist, denkt gerne an den ersten Tag im Amtsgericht zurück. Natürlich habe er nicht gewusst, was ihn dort erwarte. Und, ehrlich gesagt, habe er damit gerechnet, dass es vielleicht sehr streng zugehen könne. Ein Irrtum der angenehmen Art: Das Klima sei menschlich, freundlich, auf Augenhöhe. „Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen.“

Robin Wilde gehört zu den „alten Hasen“. Der 22-Jährige aus Castrop-Rauxel befindet sich im dritten Lehrjahr. Er fand damals über einen Freund, der bereits in der Justiz tätig war, zum Amtsgericht an der Bahnhofstraße. „Der hat mir das schmackhaft gemacht.“ Das habe ihn überzeugt, sich zu informieren, um sich ein eigenes Bild zu machen und er habe direkt gemerkt: „Das passt.“ Eine Entscheidung, die er ganz sicher nicht bereue. Im Gegenteil: Derzeit warte er auf die Ergebnisse der Abschlussprüfung und hoffe nicht nur darauf, danach übernommen zu werden, sondern vielleicht auch im Castrop-Rauxeler Gericht bleiben zu können. Auch er weiß die vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten zu schätzen und kann sich sehr gut vorstellen, Rechtspfleger zu werden.
Mit ihm begann Pia Steuer die Ausbildung am Amtsgericht Castrop-Rauxel. Die 20-Jährige aus Dortmund suchte nach dem Abitur einen Ausbildungsplatz, recherchierte im Internet und entdeckte schließlich eine Stellenanzeige der Justiz. Darauf habe sie sich beworben – zum einen, weil ihr die Nähe zum Wohnort gefallen habe, zum anderen seien es die interessanten Aufgaben gewesen. „Ne“, versichert sie auf Nachfrage und lächelt, „ich bereue das nicht.“ Vielleicht werde sie irgendwann die Ausbildung zur Rechtspflegerin machen. Aber erst einmal wolle sie Arbeiten gehen.
Nebenbei bemerkt: Natürlich gibt es im Amtsgericht Castrop-Rauxel auch Azubis im zweiten Lehrjahr – Lea Boinski und Lara Freitag. Sie fehlten allerdings nicht grundlos bei dem Gespräch, sie befanden sich vielmehr in der Berufsschule.
Übrigens: Weitere Informationen über Jobs in der Justiz gibt es unter www.justiz.nrw/karriere. Und, künftige Schulabgänger können sich unter www.bewerbungsportal-justiz-nrw.de bewerben. Das Portal ist noch bis Ende März 2025 geöffnet.