Jochen Schwarm (59) hat immer einen Beutel dabei Er ist sogar auf dem Weg zur Arbeit Müllsammler

Jochen Schwarm (59) ist ein Müllsammler – sogar auf dem Weg zur Arbeit
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Dieser Mann taugt als Vorbild für viele Castrop-Rauxeler: Jochen Schwarm wird in diesem Jahr 60. Der 59-Jährige wohnt auf der Grenze der Stadtteile Castrop und Bladenhorst. Und zweimal wöchentlich, eigentlich sogar jeden Tag auf seinem Weg zur Arbeit oder zurück, sammelt er Abfall ein. Weil er ein schönes Stadtbild schätzt und sich über Müll auf den Straßen ärgert. Dieses Engagement im Kleinen führt dazu, dass die Castrop-Rauxelerin Carmen Keruth ihn für den Ehrenamtspreis der Stadt vorgeschlagen hat.

Schwarm ist dabei nicht ganz unbekannt: Auf Facebook ist er unter dem Pseudonym „Pejo Norden“ immer mal wieder in Debatten und Diskussionen verwickelt. „Pejo“ steht dabei für die je zwei Anfangsbuchstaben der Vornamen seiner Frau Petra und seiner selbst, Jochen. Und „Norden“ für den Ort, an sie gemeinsam den beruflichen Ruhestand verbringen wollen: „Irgendwo in Ostfriesland“, verrät Schwarm im Gespräch mit unserer Redaktion.

Aber noch hat ihn Castrop-Rauxel. Schwarm lebt und arbeitet hier. Seinen Job als Küchenverkäufer in einem Geschäft in der Altstadt hat er schon lange und will ihn noch bis zum Renteneintrittsalter weiter machen, sagt er. Und bis dahin wolle er auch diesem „Ehrenamt“ nachgehen; auch wenn er es gar nicht so sehr als solches empfindet.

Eigentlich gehe er zweimal die Woche für zwei Stunden raus, mittwochs und sonntags, um Müll zu sammeln. Dazu habe er aber stets einen Picker und ein paar EUV-Müllsäcke bei sich im Kofferraum und einen Handschuh in der Jackentasche. Wenn er geht, und sei es zu Fuß zur Arbeit, dann pickt er hier und sammelt da etwas ein und plant dafür dann auch gleich etwas mehr Zeit ein, als er eigentlich bräuchte.

Jochen Schwarm aus Castrop-Rauxel-Bladenhorst sammelt auf seinem täglichen Weg zur Arbeit Müll von den Straßen auf.
Jochen Schwarm aus Castrop-Rauxel-Bladenhorst sammelt auf seinem täglichen Weg zur Arbeit Müll von den Straßen auf. © Maurice Prior

Im Sommer 2022, da fiel er unserer Redaktion aber auch in einer anderen Rolle auf: Er initiierte eine Gieß-Aktion öffentlicher Grünanlagen und Bäume in einer Dürre-Phase. Auch hier ging er mehrfach die Woche herum und versorgte trockene Hecken und Bäume. Er beanstandete gegenüber unserer Redaktion, dass eine Wasserleitung an der Herner Straße bei Tiefbauarbeiten dauerhaft Wasser ausließ. Eine Verschwendung, fand er, gerade in trockenen Phasen.

Auch als Teil der Ruhrpott-Helfer mischte er mit, um Flutkatastrophen-Opfern aus dem Ahrtal zu helfen: Im September 2023 war er zuletzt dort auf einem Campingplatz in Mayschoß, um gemeinsam mit rund 20 Campingfreunden Geld in die Region zu bringen. Sein eigener Großvater habe in der Region einst ein Hotel betrieben.

„Er trägt dazu bei, dass ein Teil unserer Stadt nicht im Müll versinkt!“, findet in jedem Fall Carmen Keruth, die auf Facebook auf seine Aktivitäten aufmerksam wurde und den Mann gar nicht namentlich kennt. „Durch seine regelmäßigen ehrenamtlichen Aufräumaktionen wurde schon so mancher Platz vom Müll befreit.“ Castrop-Rauxel dankt allen Müllsammlern – in diesem Fall insbesondere Jochen Schwarm alias „Pejo Norden“.

Zum Thema

Wer bekommt die Ehrennadel der Stadt?

  • Die Ehrennadel der Stadt ist die höchste Auszeichnung für ehrenamtliches Engagement. Seit fast 20 Jahren wird die Auszeichnung beim Neujahrsempfang des Bürgermeisters verliehen.
  • Bürger haben für Februar 2025 20 Vorschläge eingereicht. Wir stellen Jochen Schwarm und alle anderen Kandidaten vor und starten Mitte Januar eine Abstimmung, wer die Ehrennadel bekommen soll.
  • Der Empfang und die Ehrennadel-Verleihung 2025 stehen unter dem Leitthema Demokratie.
  • Viele Projekte, Initiativen und Angebote wären ohne die ehrenamtliche Arbeit von engagierten Castrop-Rauxelern nicht möglich.