Mit der MS Henrichenburg über die Kanäle Andreas Kracke (26) will die Gäste glücklich machen

Saisonstart am Hebewerk: Kapitän Kracke will die Gäste glücklich machen
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Wenn es um die Kanäle zwischen Ruhrgebiet und Münsterland geht, gerät Andreas Kracke ins Schwärmen: Der heute 26-jährige Dattelner hat sich vor zwei Jahren das Fahrgastschiff MS Henrichenburg gekauft - und bietet damit Ausflugsfahrten ab dem Alten Schiffshebewerk in Waltrop an. „Ich habe den schönsten Job der Welt“, meint er - „jedenfalls immer dann, wenn die Sonne scheint.“ Ab Sonntag (24.3.) startet er in die neue Saison. „Viele Leute, die hier schon lange leben, wissen gar nicht, wie toll das ist, die Heimat vom Kanal aus zu entdecken.“ Das sei Naherholung pur, beteuert er. Seine Mission: „Ich will die Menschen glücklich machen.“

Aber auch Können ist gefragt: Denn ab sofort ist Andreas Kracke nicht nur Schiffseigner, sondern besitzt auch das EU-Patent, um sein Schiff und auch größere „Pötte“ (bis 1600 Passagiere) über die Wasserstraßen der Region zu steuern. Pünktlich zum Saisonstart hat er am Donnerstag (21.3.) seine Abschlussprüfung im Simulator in Duisburg mit Bravour bestanden.

Familie Kracke auf ihrem Schiff.
Familie Kracke auf ihrem Schiff: (v. l.): Vater und Kapitän Jörg Kracke, Andreas Kracke mit Freundin Jasmin Kiczka, Mutter und Kapitän Petra Kracke. © Elena Schulze Langenhorst (A)

Dabei ist sein Schiff schon über 50 Jahre alt und kann eine eigene Geschichte erzählen: Denn ursprünglich hieß die gut 18 Meter lange und 5,60 breite „Henrichenburg“ noch „Neuwerk“, so wie die kleine Insel vor Hamburg, und war von 1973 bis zum Jahr 2001 als erste Ein-Mann-Fähre in der Elbmetropole im Einsatz. Danach holte sie Kapitän Claudius Kalka ins Ruhrgebiet, restaurierte sie und baute sie zum Fahrgastschiff um. „Der 325 PS starke Motor könnte sogar mit 26 km/h über die heimischen Wasserstraßen rauschen - doch das ist hier schlicht nicht erlaubt“, weiß Andreas Kracke.

Als Claudius Kalka schließlich aus Altersgründen sein Schiff im Jahr 2022 verkaufen wollte, konnte der bootsverliebte Dattelner nicht widerstehen. Auch das hat einen besonderen Grund: Denn der damals 24-Jährige gelernte Maschinenbauer stammt aus einer Binnenschiffer-Familie. Vater Jörg war sein Leben lang als selbstständiger Partikulier auf den Flüssen und Kanälen unterwegs und transportierte zuletzt mit seinem Frachtschiff „Andreas K.“ (benannt nach seinem Stammhalter) häufig Steinkohle von den holländischen Seehäfen zu den Kraftwerken in Bergkamen und Werne. „Aber da ich den Job nicht übernehmen und ständig getrennt von der Familie unterwegs sein wollte, verkaufte er 2019“, erzählt der Sohn. Es sei eben etwas anderes, wenn man abends wieder daheim im eigenen Bett schlafen könne, weiß er aus Erfahrung.

Vater Jörg und Mutter Petra machten mit

Dass der heute 61-jährige Vater das Henrichenburg-Projekt seines Sohnes von Beginn an nach Kräften unterstützt, versteht sich fast von allein: Da Sohn Andreas anfangs noch kein Kapitänspatent besitzt, übernehmen Jörg, aber auch Mutter Petra (61) komplett das Steuerrad. Dabei halten sie nicht nur das Schiff auf Kurs, sondern versorgen die älteren Gäste mit Touristen-Infos und Binnenschiffer-Romantik - oder lassen die Jüngeren auf die Hupe drücken.

„Wir sind ein richtiges Familienunternehmen“, sagt Andreas Kracke stolz. „Denn auch meine Freundin Jasmin sammelt schon Erfahrungen, um hier als Matrose mitzuhelfen.“ Arbeit gibt es an Bord schließlich genug: Derzeit möbelt Andreas Kracke das Schiff im Schatten des historischen Schiffsfahrstuhls für die Ausflugssaison auf - mit neuer Steuertechnik, aufgefüllter Getränke-Bar und frisch gestrichenem Dach. Alles in Eigenregie.

Die Henrichenburg am Unterwasser des Alten Schiffshebewerks.
Heimathafen der MS Henrichenburg ist das Unterwasser am Alten Schiffshebewerk. © Privat

Und was bietet Kapitän Kracke in der neuen Saison an? Der Klassiker ist die 3-Kanäle-Tour, die samstags und sonntags um 11, 12.30 und 14 Uhr am Unterwasser beginnt. Vorbei an der alten Schachtschleuse, der neuen Schleuse und dem neuen Hebewerk geht es bis zur Mündung des Datteln-Hamm-Kanals. Die gut einstündige Fahrt kostet für Erwachsene 9 Euro und Kinder (4 bis 12 Jahre) 6 Euro (zuzüglich Museumseintritt).

Die 4-Kanäle-Tour, die um 15.30 Uhr startet und zwei Stunden dauert, führt zusätzlich an den Dattelner Schleusen am Wesel-Datteln-Kanal vorbei bis zur Lippe-Überführung kurz vor Olfen. Kostenpunkt: 16 Euro für Erwachsene und 11 Euro für Kinder (zuzüglich Museumseintritt). Nur auf Anfrage wird auch eine zweistündige Schleusenfahrt angeboten, zu der Andreas Kracke aber nur Technikbegeisterten rät

Die MS Henrichenburg auf dem Dortmund-Ems-Kanal.
Mit bis zu 60 Fahrgästen ist die MS Henrichenburg auf den heimischen Kanälen unterwegs. © privat

Weiter ausbauen will er künftig die Charterfahrten: Hier sind Familien- und Firmenfeiern mit einem Catering-Service möglich, für den die Dattelner Fleischerei Baumeister sorgt. Dabei kostet eine 2-Stunden-Tour 550 Euro, eine 4-Stunden-Tour 1000 Euro und eine 6-Stunden-Tour 1300 Euro. Die Fahrstrecken können individuell abgesprochen werden, so Andreas Kracke. Das Ruhrgebiet habe jede Menge Wasser zu bieten!

Übrigens: „Die MS Henrichenburg ist für bis zu 100 Personen zugelassen, doch wir nehmen nur 60 Leute an Bord“, so Andreas Kracke. „Denn wenn es auf der Tour mal regnet, finden alle Fahrgäste unter Deck ein trockenes Plätzchen.“

Zwei Hochzeitstermine sind noch frei

Neuerdings will der Kapitän auch Themenangebote, darunter Brot- oder Bier-Verköstigungen mit Dattelner Unternehmen, verstärken. Fest stehe zum Beispiel der Termin für ein Kaffee-Tasting am 11. Mai. Online-Buchungen sind ab sofort unter www.schiffstour.de möglich!

Und wer an Bord der MS Henrichenburg ganz romantisch in den Hafen der Ehe schippern möchte, hat dazu am Freitag, den 9. August, Gelegenheit. „Zwei Termine hat das Dattelner Standesamt noch frei“, weiß der Kapitän. Wie gesagt: Andreas Kracke will die Menschen glücklich machen!

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