
Flohe-Geschäftsführer Arndt Dung sieht sein Unternehmen im Winter mit explosionsartig ansteigenden Energiekosten konfrontiert. © Maurice Prior
Castrop-Rauxeler Mittelständler in Sorge: „Das wird ein ruppiger Winter"
Explosion der Energiekosten
Die Energiepreise gehen durch die Decke. Gerade der Mittelstand könnte im Winter unter die Räder kommen. Was erwartet ein alteingessenes Castrop-Rauxeler Unternehmen für die kommenden Monate?
Seit rund 30 Jahren arbeitet Arndt Dung für das Castrop-Rauxeler Hochstrom-Technik-Unternehmen Flohe. In diesem Winter sieht der Geschäftsführer auf seine Firma Energiekosten bisher ungekannten Ausmaßes zukommen: „Ich habe natürlich keine Glaskugel, aber das wird definitiv ein ruppiger Winter für uns."
Das Unternehmen verarbeitet Elektrotechnik und liefert sie beispielsweise an Kraftwerke und andere Betriebe. „Wir sind darauf angewiesen, dass energieintensive Betriebe bei uns bestellen", sagt Flohe-Chef Dung. Einige dieser Betriebe hätten angesichts der hohen Preise allerdings Aufträge wieder storniert.
Lage vor allem für energieintensive Betriebe schwierig
Der Grund dafür seien vor allem die deutlich steigenden Preise für Energie, sagt Dr. Eckhard Göske. Er ist Abteilungsleiter Industrie bei der Industriehandelskammer (IHK) Nord Westfalen. „Die meisten Unternehmen schließen langfristige Verträge ab", erklärt Göske.
Wenn die aber zum Jahresende auslaufen, müsse ein neuer Vertrag mit dem Energieversorger ausgehandelt werden. IHK-Mann Göske sagt: „Spätestens Anfang nächsten Jahres geht es dann rund."

Laut Dr. Eckhard Göske von der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen blicken gerade energieintensive Unternehmen mit Sorge auf den bevorstehenden Winter. © IHK Nord Westfalen
Vor dieser Herausforderung stehe auch Flohe, so Geschäftsführer Arndt Dung. Für Strom und Gas muss er jetzt neue Verträge für das neue Jahr aushandeln. „Beim Strom haben wir eine Versechsfachung des Preises vom Anbieter angeboten bekommen", berichtet Dung.
Neue Verträge bedeuten Kostenexplosion
Noch dicker kommt es wohl beim Gas. „Da will unser Versorger noch nicht mal ein Angebot für einen langfristigen Vertrag machen", berichtet Flohe-Geschäftsführer Arndt Dung. Das habe er noch nie erlebt. Im Extremfall müsse Flohe die Energie im kommenden Jahr immer kurzfristig zu den dann aktuellen Preisen einkaufen.
„Für uns bedeutet das eine riesengroße Unsicherheit. Und diese Unsicherheit ist eigentlich das schlimmste", meint Dung. Zu den steigenden Kosten komme hinzu, dass auch eine drohende Versorgungslücke noch nicht vom Tisch sei: „Wir wissen also, dass Energie für uns teurer wird. Aber wir wissen nicht sicher, ob und wie lange wir überhaupt noch welche bekommen."
Eckhard Göske von der IHK drückt es so aus: „Von einer Versorgungslücke, wenn also die Liefermengen eingeschränkt werden müssten, wären besonders energieintensive Betriebe in akuter Gefahr, über die Klinge zu springen." Für den Mittelstand sei das eine enorme Belastung.
Viel Luft nach oben bei den Entlastungspaketen
Eine Belastung, auf die politisch nicht ausreichend reagiert werde, wie Flohe-Geschäftsführer Dung findet. Im von der Bundesregierung geplanten dritten Entlastungspaket sei der Mittelstand „mal wieder vergessen worden". Im Unternehmen Flohe beschäftigt Arndt Dung mehr als 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, etwa 100 davon am Standort in Castrop-Rauxel.

Die Firma Flohe hat ihren Sitz in der Rheinstraße im Stadtteil Habinghorst, nahe des Rhein-Herne-Kanals. © Maurice Prior
Ihnen könnte Flohe laut den Plänen der Ampel-Koalition bis zu 3000 Euro steuerfrei als Inflationsprämie auszahlen. „Ob wir dafür noch Spielraum haben, wenn wir als Unternehmen selbst solch immense Preissteigerungen erleben", fragt sich Arndt Dung.
Mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein seien die wenigen Maßnahmen, die den Unternehmen zugute kommen sollen, nicht. Die Ampel-Regierung plant unter anderem, die Umsatzsteuer auf den Gasverbrauch von 19 auf 7 Prozent zu senken und die Erhöhung des CO₂-Preises zu verschieben. Von der Regierung erhofft sich Dung noch weitere Entlastungen: „Wenn da bis Weihnachten nichts mehr kommt, dann sehe ich wirklich schwarz."
2001 in Witten geboren und schon lange an Politik und Journalismus interessiert. Als echtes Pottkind jetzt für die Ruhr Nachrichten in Castrop-Rauxel und im Dortmunder Westen unterwegs.
