Infoveranstaltung zu Flüchtlingen
"Miteinander reden ist das A und O"
80 Besucher, viele Fragen, nur wenige verbale Ausrutscher, dafür aber auch viele Hilfsangebote: Die Bürgerinfoveranstaltung zur geplanten Flüchtlingsunterbringung in der Friedrich-Harkort-Schule in Merklinde am Montagabend verlief konstruktiv und sachlich. Alle Themen kamen auf den Tisch.
von Abi Schlehenkamp
MERKLINDE
, 10.08.2015 / Lesedauer: 3 minBürgerinformationsveranstaltung zur Flüchtlingsunterbringung in der Harkort-Schule.
Rund 80 Besucher waren heute Abend der Einladung der Stadt zu einer Bürgerinfoveranstaltung zur geplanten Flüchtlingsunterbringung in der Friedrich-Harkort-Schule gefolgt. Im Bürgerzentrum Marienschule stellten Bürgermeister Johannes Beisenherz sowie Regina Kleff, Susanne Köhler und Thomas Woitalla von der Stadt den aktuellen Stand der Dinge dar.
Wenige verbale Ausrutscher
Eine gute Stunde lang nutzten viele Bürger das Angebot, um sich Ängste von der Seele zu reden, aber auch, um Hilfe anzubieten, damit die Flüchtlinge sich hier nicht allein gelassen fühlen. Bis auf wenige verbale Ausrutscher verlief die Diskussion sachlich und konstruktiv. Aus der Zusage des Landes, die Turnhalle der Janusz-Korczak-Gesamtschule (JKG) in Ickern nur bis zum Ende der Sommerferien als Erstaufnahmeeinrichung nutzen zu wollen, ist nichts geworden.
Bis Herbst dieses Jahres, das hat das Land die Stadt wissen lassen, werde weiterhin eine Notaufnahmeeinrichtung in Castrop-Rauxel benötigt. Mangels Alternativen hat die Stadt entschieden, dass ab Ende August die 150 Flüchtlinge von Ickern aus in die vor zwei Jahren geschlossene Friedrich-Harkort-Schule nach Merklinde umgesiedelt werden.
JKG benötigt Turnhalle und Mensa wieder
Ein konkreteres Datum als Herbst zu benennen, ist der Stadt derzeit nicht möglich. Beisenherz verhehlte nicht, dass die Notunterkunft in Merklinde auch bis in den November vom Land gebraucht werden könnte.
Ab Ende August, das ist mit der Schulleitung so vereinbart, braucht die JKG ihre Mensa und die Turnhalle für den Ganztagsbetrieb wieder. Dass vorsätzlich überproportional viele Flüchtlinge nach Merklinde kämen, wie ein Bürger kritisch anmerkte, wollte Beisenherz so nicht gelten lassen. "Wir sind zunächst ja nach Ickern gegangen", betonte er.
Kosten trägt das Land
Und stellte ausdrücklich noch einmal heraus, dass die Turnhalle an der Wittener Straße weiter in gewohntem Unfang ausschließlich den Sportvereinen zur Verfügung steht. Die vorgesehenen Duschcontainer auf dem Schulhof sowie alle weiteren finanziellen Kosten tägt laut Bürgermeister ausschließlich das Land. Bei den so genannten Kontingent-Flüchtlingen sei das anders, betonte er, die Kommunen bräuchten hier viel mehr Unterstützung von Land und Bund.
Einer besorgten Bürgerin, die von mehreren Ratten an der Harkort-Schule sprach, sicherte Beisenherz zu, dass sich die Stadt unverzüglich kümmert. Edeltraud Kluft, die zu den Ehrenamtlichen gehört, die sich über das soziale Netzwerk Facebook in zwei Gruppen zusammen getan haben, hielt ein kleines Plädoyer für Menschlichkeit. Aufkeimender Kritik weniger Bürger hielt sie entgegen: "Miteinander reden ist das A und O. Kritiker sollten mit den Flüchtlingen reden. Das ist sehr bereichend."
Willkommensfest am 26. September
Eine Gelegenheit dazu bietet das Willkommensfest, das die Ehrenamtlichen auf die Beine stellen. Es geht am 26. September ab 15 Uhr im Bürgerzentrum Marienschule an der Johannesstraße über die Bühne.
Beisenherz appellierte, den Flüchtlingen vorurteilsfrei zu begegnen. In seinem Schlusswort erklärte er: "Mit dem Potenzial an Menschen, das wir hier haben, können wir unheimlich viel stemmen in dieser Stadt. Auch in der Flüchtlingsfrage."