Das nächste Millionenprojekt an der Kinderklinik Datteln Psychiatrie erhält Neubau

Das nächste Millionenprojekt der Kinderklinik: Psychiatrie erhält Neubau
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Im Oktober des letzten Jahres ging mit dem LichtHafen, dem europaweit bisher einzigartigen Operationszentrum für junge Menschen mit komplex chronischen Erkrankungen, ein millionenschweres Projekt an der Dattelner Kinderklinik an den Start. Jetzt greift die Kinderklinik erneut tief in die Tasche. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie bekommt einen Neubau auf dem Klinikgelände. Überlegungen für eine räumliche Verbesserung der Kinder- und Jugendpsychiatrie gibt es schon lange. Jetzt soll es aber ganz schnell gehen. Im März gab der Aufsichtsrat grünes Licht für den Neubau, der nach Angaben von Geschäftsführer Dr. Martin Meyer mit 6,5 Mio. Euro veranschlagt ist.

Neubau ist längst überfällig

Und das zu einer Zeit, in der die Kinderklinik – wie alle Kliniken in Deutschland – wegen hoher Inflation und explodierten Energiepreisen mit finanziellen Defiziten zu kämpfen hat. „Aber der Neubau ist längst überfällig“, sagt der Geschäftsführer im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Corona-Zeit habe aus Sicht von Dr. Meyer diesen Umstand noch einmal sehr deutlich gemacht. Die Psychiatrie in Datteln war während der Pandemie übrigens einige der ganz wenigen Einrichtungen, die nicht vom Versorgungsnetz ging, sondern mit reduzierten Betten den Betrieb aufrechterhielt. „Wir müssen nach vorne denken und uns wegen der finanziellen Lage nicht einigeln“, sagt der Geschäftsführer. Aber es sei in jedem Fall eine Herausforderung für die Klinik, da es für den Neubau keine Fördermittel gibt.

Und es gibt neben der Verbesserung der räumlichen Situation einen weiteren Grund, der das Bauvorhaben so wichtig macht. Psychische Erkrankungen sind nach einer neuen Studie gewissermaßen bei Jugendlichen inzwischen eine Art Volkskrankheit geworden. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, sind psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 17 Jahren der häufigste Grund für einen Krankenhausaufenthalt. Diese Krankheiten machten laut Bundesamt 2021 einen Anteil von 19 Prozent aus.

Psychiatrie hat ein festes Versorgungsgebiet

Die Kinder- und Jugendpsychiatrie hat ein festes Versorgungsgebiet. Dazu gehören unter anderem die Städte Datteln, Waltrop, Castrop-Rauxel und Oer-Erkenschwick. „Wir sind aufgrund unseres Versorgungsauftrages verpflichtet, Akutpatienten aus diesen Städten aufzunehmen“, erläutert Chefärztin Dr. Claudia Sauer. Von je her sei es sehr positiv, dass die Psychiatrie in die Kinderklinik integriert ist. „Die Kombination ist sehr ungewöhnlich, aber sehr von Vorteil für die Patienten. Meistens sind psychiatrische Einrichtungen als Stand-alone-Lösung errichtet“, betont Dr. Meyer. Da in Datteln beide Disziplinen unter einem Dach sind, könnte hier psychische und körperliche Krankheiten, die oft einhergehen, behandelt werden.

Eine Leiter liegt vor einem Gebäude.
Machs gut, altes Haus steht auf der Wand des alten Eltern-Kind-Hauses. Für den Neubau der Kinder- und Jugendpsychiatrie muss das Gebäude abgerissen werden. © Uwe Wallkötter

Da die Kinderklinik unter chronischem Platzmangel leidet, muss vor dem Neubau erst einmal ein Abriss erfolgen. Das alte Eltern-Kind-Haus der Kinder- und Jugendpsychiatrie und das angrenzende Gebäude, in dem die Ärztliche Beratungsstelle untergebracht war, werden verschwinden. Berthold Freitag, Leiter der Wirtschafts- und Versorgungsdienste an der Kinderklinik, geht davon aus, dass mit dem Abriss im September begonnen werden kann. Mit der Fertigstellung rechnet er Ostern 2025.

Der Neubau wird drei Etagen für die Kinderstation (6 bis 11 Jahre), die Psychotherapiestation und die Traumastation haben, und bietet Platz für 36 Patienten plus sechs Notbetten. Die Patienten werden in deutlich größeren, hellen Zweibettzimmern (plus Nasszelle) untergebracht. Im Erdgeschoss wird es einen Atriumbereich geben. Auch diverse Therapie- und Aufenthaltsräume wird es geben. Die Akutstation bleibt an alter Stelle, genauso wie die Tagesklinik. Eine Aufstockung der Bettenzahl wird es laut Dr. Meyer aber nicht geben. Es bleibt bei 58 Plätzen. „Für die Erhöhung der Bettenzahl ist das Land NRW zuständig“, so der Geschäftsführer.

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