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Mevlana-Moschee kostet etwa eine Millionen Euro: Wo kommt das Geld her?
Moschee
Etwa eine Millionen Euro soll die geplante Mevlana-Moschee mit Minarett auf Schwerin kosten. Wo kommt das Geld her? Kubilay Corbaci liefert Antworten. Er ist Vorstandsmitglied der Moschee.
Die Mevlana-Gemeinde möchte aus dem Hinterhof an der Bodelschwingher Straße 70 in Richtung Dortmunder Straße 175 a, also rein in den Schweriner Ortskern. Der repräsentative Bau soll eine siebenstellige Summe kosten.
Kubilay Corbaci benennt die unterschiedlichen Geldgeber, möchte aber erst einmal ganz klar und deutlich sagen: „Wir erwarten keine Finanzierung aus den Staatstöpfen. Weder aus Düsseldorf, Ankara oder Berlin. Wenn wir Unterstützung bekämen, würden wir aber auch nicht nein sagen.“ Es sei jedoch keine entsprechende Anfrage gestellt worden, ergänzt er.
Corbaci geht von einem Baubeginn zwischen Mitte bis Ende nächsten Jahres aus, aber das sei auch abhängig von den Behörden. Bis dahin soll ein Drittel der Summe vorhanden sein. Zum aktuellen Geldstand will er nichts sagen, weil es kein nennenswerter Betrag sei. Die Spendenoffensive beginne im nächsten Jahr, so das Vorstandsmitglied.
Verschiedene Einnahmequellen
Auf folgende Einnahmequellen hofft die Gemeinde:
- Aus etwa 250 Mitgliedern besteht laut Corbaci die Mevlana-Gemeinde. In der Regel vertritt ein Mitglied eine ganze Familie, sodass man von etwa 1.000 Personen ausgehen könne.
- Corbaci erwartet, dass ein Großteil der Summe durch eigene Mitglieder finanziert werden soll. Er erwartet von diversen Einzelpersonen Spendensummen im vierstelligen Bereich.
- Als Alternative zur Spende können die Gemeinde-Mitglieder zinslose Privatkredite gewähren.
- Die größten Spenden erwartet die Mevlana-Gemeinde von türkischstämmigen Unternehmern aus Castrop-Rauxel und Umgebung, die einen direkten oder indirekten Bezug zur Moschee haben.
- Die Ditib-Moschee organisiere in regelmäßigen Abständen Gemeindefeste. Die Einnahmen sollen in den Moscheebau fließen.
- Ditib ist laut Corbaci eine Solidargemeinschaft. Vertreter der Castrop-Rauxeler Gemeinde werden in umliegende Ditib-Moscheegemeinden gehen und dort um Spenden bitten.
- Kleinere Einnahmen erwirtschaftet die Gemeinde durch den wöchentlichen Verkauf von Lahmacun (eine türkische Pizza) nach dem Freitagsgebet.
- Falls die Spenden und Einnahmen nicht ausreichen, zieht die Gemeinde in Erwägung, die aktuelle Moschee in der Bodelschwingher Straße zu verkaufen. Im Idealfall möchte man die Immobilie jedoch behalten und in Wohngebäude umfunktionieren, um regelmäßige Einnahmen zu erwirtschaften.
- Jedes Mitglied zahlt monatlich mindestens 15 Euro, um die laufenden Kosten zu decken. Dazu zählen laut Corbaci zum Beispiel EUV-, Strom- und Wasserkosten. Diese Gelder werden für den Bau nicht angetastet.
Corbaci geht davon aus, dass die Moschee ab Baustart in zwei Jahren stehen soll. Das Tempo sei jedoch letztlich von der Liquidität abhängig. Das Vorstandsmitglied ist zuversichtlich, was die Spendenoffensive angeht, denn man habe positive Erfahrungswerte aus der Vergangenheit.
2012 bis 2018 sind 450.000 Euro durch Spenden eingenommen worden. Seinerzeit ging es um den Kauf des Grundstücks an der Dortmunder Straße 175 a sowie die Renovierung der ehemaligen Verwaltungsräume der Mototex GmbH. Diese werden als Sozialräume, Vorstandszimmer, Cafés und Schulungsräume genutzt.
Said Rezek ist Volontär bei den Ruhr Nachrichten. Hier schreibt er über alles und jeden. Vorher war er als freier Journalist unter anderem für die WAZ und bei der taz tätig. Dort hat er vor allem über Medien und Migration berichtet.
