Ein Freitagsgebet in der Mevlana Moschee Castrop-Rauxel. Der Ruf des Muezzin erklingt in der Europastadt in den Mauern der Gebetshäuser, nicht vom Minarett in aller Öffentlichkeit.

Ein Freitagsgebet in der Mevlana Moschee Castrop-Rauxel. Der Ruf des Muezzin erklingt in der Europastadt in den Mauern der Gebetshäuser, nicht vom Minarett in aller Öffentlichkeit. © Said Rezek

Expliziter Verzicht auf den Muezzin-Ruf ist ein Zeichen von Respekt

rnMeinung

Die Ditib-Gemeinde in Köln-Ehrenfeld will den öffentlichen Muezzin-Ruf, weil es Tradition ist. Aber manch einen provoziert das. Besser machen es die Muslime in Castrop-Rauxel, meint unser Autor.

Castrop-Rauxel

, 12.10.2022, 17:55 Uhr / Lesedauer: 1 min

Wenn Adil Tamouh sagt, man brauche keinen öffentlichen Muezzin-Ruf in Castrop-Rauxel, dann ist das bemerkenswert. Es ist ein Zeichen von gelingender Integration, von guter Nachbarschaft und einer Anerkennung der abendländisch-christlichen Kultur.

Adil Tamouh taugt als Vorbild: Mitte 40, die Eltern Marokkaner, im Alter von zwei Wochen nach Habinghorst gekommen. Heute ist er in der SPD aktiv, in der Standortgemeinschaft InWerb von der Langen Straße, im Stadtteilverein Habinghorst e.V., also voll angekommen im „guten deutschen Vereinsleben“. Und in der Bladenhorster Moscheegemeinde als Gläubiger. Genauso muss es sein!

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Der Muezzin-Ruf ist das, was für die Christen der Glockenschlag ist. Wenn in St. Lambertus Castrop zur Messe geläutet wird, dann fällt man in unserer Redaktion fast vom Stuhl vor Schreck. Stelle ich mir vor, da riefe stattdessen ein Muezzin zum Gebet: Was ich im Urlaub liebe, würde mich daheim zumindest irritieren.

Muezzinruf und Kirchenglocken

Springen wir mal in die andere Position: ich als Christ in einem muslimisch geprägten Land. Klar, sollten wir dort Gottesdienst feiern. Aber während an allen Ecken der Muezzin ruft, würde ich dort sagen: auf Kirchenglocken verzichten!

Ich kenne Mitchristen, die würden darauf Wert legen. Es gibt eben solche und solche. In Köln-Ehrenfeld, in Castrop-Rauxel, in Istanbul und Rabat. Die besten sind die, die respektvoll mit ihrer Umgebung umgehen.