„Mein Lokal, Dein Lokal“ zwingt alle zum Jubeln Beim Dreh läuft alles anders als später im TV

Hinter den Kulissen bei „Mein Lokal, Dein Lokal“: So läuft TV-Dreh ab
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Seit zehn Jahren wird die TV-Sendung „Mein Lokal, Dein Lokal“ nun schon gedreht – und das diese Woche (10. bis 14.7.) in „Castrop-Rauxel und Umgebung“. Am Mittwoch (12.7.) war bereits das Parkbad Süd von Marlen Kempf und ihrem Küchenchef Dominik Golabek an der Reihe, am Freitag (14.7.) folgt die Trattoria Puglia von Nunzio Marcucci.

Unsere Redaktion war beim Dreh am Mittwoch dabei und gibt einen Einblick hinter die Kulissen: Was passiert vor, während und nach dem Dreh, gibt es vielleicht auch Dinge, die nicht gezeigt werden – oder aber auch anders, als sie beim Dreh eigentlich waren?

Was passiert vor dem Dreh?

„Wir planen immer für eine gesamte Staffel im Voraus“, erklärt Andreas „Andi“ Szilagyi, Aufnahmeleiter bei der „Good Times Fernsehproduktions-GmbH“, die das TV-Format umsetzt. „Das heißt: In welche Städte wir gehen, steht schon vor dem Staffelstart fest.“

Für diese Woche fiel die Wahl auf „Castrop-Rauxel und Umgebung“. Umgebung, das ist für die Fernsehproduzenten allerdings ein dehnbarer Begriff: Bekanntlich sind neben den beiden Restaurants aus Castrop-Rauxel auch Lokale aus Waltrop (knapp 15 Kilometer entfernt), Hamm (etwa 50 Kilometer entfernt) und Halver (rund 60 Kilometer entfernt) dabei. Andi Szilagyi lacht, als er darauf angesprochen wird. „Ja, das wird manchmal schon weit gefasst“, bestätigt er und erklärt: „Wir stecken halt quasi eine Nadel in die Karte, in diesem Fall in Castrop-Rauxel, und schauen uns dann in der Region um, um die Teilnehmer zu finden. Es muss ja am Ende zusammenpassen und stimmig sein.“

Dann gehe es daran, potenzielle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu finden. Das passiere meist mittels „Kaltakquise“, sagt Andi Szilagyi. Die Mitarbeitenden von „Good Times“ recherchieren also erstmal, welche Gastronomiebetriebe es in den zuvor festgelegten Städten gibt und was diese so anbieten. Falls sie in das Format passen könnten, werden sie kontaktiert – meistens, so der Aufnahmeleiter, via Telefon, seltener auch via Mail oder über die Homepage.

Es gibt mitunter aber auch Betriebe, die sich selbst bei der Sendung bewerben. So war es auch im Falle des Parkbads Süd, erzählt Geschäftsführerin Marlen Kempf: „Ich habe uns irgendwann während Corona, so vor zwei Jahren etwa, dort beworben.“ Dann sei sie darum gebeten worden, selber ein Casting-Video zu drehen und es einzureichen. Das ist bei „Mein Lokal, Dein Lokal“ aber nur bedingt üblich. „Normalerweise schicken wir immer jemanden raus, der das Casting-Video dann dreht“, sagt Aufnahmeleiter Andi Szilagyi. Das war vor der Teilnahme des Parkbads Süd auch so: „Im Juni 2023 wurde es hier mit dem Team gedreht“, verrät Marlen Kempf. „Und dann ging es auch ganz schnell weiter und wir waren dabei.“

Die gedrehten Casting-Videos werden dann in der Redaktion gesichtet – und wer, wie die Teams von Parkbad Süd und Trattoria Puglia infrage kommen, mit dem wird nochmal telefoniert. Unter anderem abgestimmt werden muss dann nämlich noch, ob auch wirklich das ganze Team dazu bereit ist, gefilmt zu werden. „Alle müssen Lust darauf haben. Und auch Zeit“, erklärt Andi Szilagyi. Schließlich dauere der Dreh: Rund elf Stunden wird an einem Tag gefilmt und die Gastronomin oder der Gastronom sind natürlich nicht nur bei den Aufnahmen in ihrem Lokal dabei, sondern eben bei fünf Drehs an fünf aufeinanderfolgenden Tagen. Hinzu kommt außerdem noch die Aufnahme mit Fernsehkoch Mike Süsser, die zusätzlich nochmal rund drei bis vier Stunden in Anspruch nimmt, führt Andi Szilagyi aus.

Es gibt Dinge, die stören im Bild: Deshalb haben die Teilnehmer von „Mein Lokal, Dein Lokal“ beim Dreh im Parkbad Süd ihre Wasserflasche, Gläser, Handys und mehr unter dem Tisch liegen. Die vorne sitzenden Gastronomen Mahesh Hewakandamby (l.) und Nunzio Marcucci müssen außerdem ihre äußere Hand auf dem Schoß ruhen lassen, damit auch Nahaufnahmen von den Speisen auf ihren Tellern möglich sind.
Es gibt Dinge, die stören im Bild: Deshalb haben die Teilnehmer von „Mein Lokal, Dein Lokal“ beim Dreh im Parkbad Süd ihre Wasserflasche, Gläser, Handys und mehr unter dem Tisch liegen. Die vorne sitzenden Gastronomen Mahesh Hewakandamby (l.) und Nunzio Marcucci müssen außerdem ihre äußere Hand auf dem Schoß ruhen lassen, damit auch Nahaufnahmen von den Speisen auf ihren Tellern möglich sind. © Anna Katharina Wrobel

Wie läuft der Dreh ab?

Das Fernsehteam, das in dieser Woche aus acht Leuten – einem Aufnahmeleiter, zwei Realisatorinnen, drei Kameraleuten und zwei Tonmännern – besteht, trifft gegen 9.15 Uhr im Lokal ein. Am Vormittag werden dann die Szenen gedreht, bei denen die vier Gäste dem Team in der Küche über die Schulter gucken oder bei der Zubereitung einzelner Gerichte helfen. „Das passiert aus organisatorischen Gründen schon am Vormittag, denn nachmittags geht es ja um das Essen und die Bewertungen, da würden wir da nicht mehr dazu kommen“, erklärt Aufnahmeleiter Andi Szigalyi.

Am Nachmittag – im Parkbad Süd ging es gegen 15 Uhr los – wird dann gefilmt, was die vier Gäste bestellen und wie sie die Aufmachung des Lokals und das Angebot auf der Speisekarte finden. Und natürlich auch, wie sie die einzelnen Speisen – jede und jeder isst Vor-, Haupt- und Nachspeise – bewerten.

Dabei achten Realisatorinnen wie Sarah Hadjadji wirklich auf jedes Detail: „Stell doch bitte Dein Glas mit dem Aperol noch ein bisschen weiter nach hinten, weil es sonst zu sehr im Bild steht“, sagt sie im Parkbad Süd etwa zu Mahesh Hewakandamby („The Elephants“ aus Halver). Oder aber sie erinnert Nunzio Marcucci (Trattoria Puglia) aus dem gleichen Grund daran, dass er seine vordere Hand bitte auf dem Schoß liegen lässt und nicht auf dem Tisch. Auch eine Wasserflasche, mehrere Gläser, Handys und mehr liegen beim Dreh aus diesen Gründen unter dem Tisch.

Realisatorin Sarah Hadjadji lässt die vier Gäste beim Dreh zwar frei sprechen, fragt aber auch gezielt nach, wenn ihr noch etwas an der Antwort nicht ausreicht. „Geh doch darauf bitte nochmal etwas genauer ein“, ist einer der Sätze, der häufiger fällt.

Ihre Anweisungen sind ziemlich genau. So erinnert sie die Gäste, als die Vorspeisen schließlich auf dem Tisch stehen: „Denkt dran, nicht zu viel zu essen, wir brauchen noch von jeder Komponente etwas auf dem Teller, damit wir es filmen können.“ Außerdem weist sie sie darauf hin, langsam zu essen und die auf dem Besteck befindlichen Happen zuvor noch für die Kamera zu präsentieren.

Manchmal müssen die Statements auch wiederholt werden. Das kann einerseits technische Gründe haben – beim Dreh im Parkbad Süd gab es anfangs Probleme mit dem Ton, andererseits aber auch an möglichen Versprechern liegen.

Marlen Kempf mit der Figur einer Badenden in ihrem Parkbad Süd
Marlen Kempf hatte vier Kollegen und das Team von Kabel Eins zu Gast in ihrem Parkbad Süd. © Anna Katharina Wrobel

Was passiert nach dem Dreh?

Es dauert laut Aufnahmeleiter Andi Szigalyi rund zweieinhalb bis drei Monate, bis die nun in „Castrop-Rauxel und Umgebung“ gedrehten Szenen bei Kabel Eins ausgestrahlt werden. In dieser Zeit wird das aufgenommene Material gesichtet, geschnitten und mit Grafiken sowie den Bauchbinden ausgestattet. Außerdem wird jede Folge von einem Off-Sprecher kommentiert. Und natürlich auch von Mike Süsser.

„Dafür drehen wir mit ihm im Anschluss an diese Woche in einer Green-Box“, erklärt Andi Szilagyi. Der Fernsehkoch bekommt also, vor einer komplett grünen Kulisse sitzend, die Szenen aus den Lokalen vorgespielt und bewertet sie – wie die Teilnehmenden zuvor auch – mit Punkten zwischen 1 und 10. Der grüne Hintergrund wird dann in der Postproduktion durch einen beliebigen Hintergrund ersetzt.

Auf dem Foto sitzen die vier Gäste von Marlen Kempf am Tisch. Sie werden von zwei Kameras gefilmt und ein Tonmann hält eine Mikrofon-Angel über ihren Köpfen.
Und Action: Auch eine Mikrofon-Angel kommt beim Dreh von "Mein Lokal, Dein Lokal" im Parkbad Süd zum Einsatz. © Anna Katharina Wrobel

Apropos Fernsehkoch: Ist der die Woche über eigentlich dabei?

Nein. Aber Mike Süsser guckt sich die teilnehmenden Gastronominnen und Gastronomen und ihre Betriebe natürlich auch an. Im Parkbad Süd, verrät Marlen Kempf, war er in der vergangenen Woche zu Besuch. „Er war etwa drei bis vier Stunden vor Ort“, erzählt Küchenchef Dominik Golabek.

Fernsehkoch Mike Süsser und Gastronom Nunzio Marcucci in der Trattoria Puglia
Fernsehkoch Mike Süsser kommt schon im Vorfeld zu den Dreharbeiten zu den einzelnen Gastronomen wie hier zu Nunzio Marcucci in der Trattoria Puglia. © Kabel Eins

Wer sind die anderen Gäste, die im Lokal zu sehen sind?

Das ist unterschiedlich. Manchmal, wenn das Lokal regulär geöffnet hat, sind es ganz „normale“ Gäste. In anderen Fällen, so auch im Parkbad Süd, waren quasi „Statisten“ beim Dreh dabei, da das Restaurant am Mittwoch eigentlich Ruhetag hatte. „Wir haben deshalb Familie und Freunde gefragt, ob sie uns unterstützen“, verrät Marlen Kempf.

Was ist anders, als es im Fernsehen gezeigt wird?

Die Chronologie, die nachher im Fernsehen suggeriert wird, gibt es so natürlich nicht. Fernsehkoch Mike Süsser ist ja zum Beispiel nicht in der gleichen Woche zu Besuch wie die Gäste.

Auch die Bestellungen werden, anders als im Fernsehen gezeigt, nicht erst am Tisch aufgenommen, sondern schon vorher abgefragt. Das begründet Aufnahmeleiter Andi Szigalyi mit organisatorischen Gründen. „Die Küche muss ja darauf vorbereitet sein. Damit dann zum Beispiel alle Zutaten für die entsprechenden Gerichte auch wirklich da sind“, sagt er.

Jedes Gericht, das probiert wird, wird übrigens auch mehr als einmal zubereitet. Denn: Die Kameraleute machen Nahaufnahmen von jeder Speise. Das kann dauern und das Essen soll ja nicht erst kalt serviert werden.

Und eine Sache ist besonders lustig: Ob Gewinner oder nicht – jedes der fünf Gastro-Teams darf während der Drehwoche einmal über seinen Sieg jubeln. „Das kommt dadurch, dass wir im Vorfeld ja noch nicht wissen, wer gewinnen wird, weil Mike Süsser seine Punkte erst später vergibt. Von daher drehen wir natürlich auch mit allen Teilnehmern eine Gewinnsituation“, verrät Aufnahmeleiter Andi Szigalyi.

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