Die beiden Polizei-Großeinsätze von Ende der vergangenen Woche beschäftigen Castrop-Rauxel weiterhin. So erklärt Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber im Gespräch am Montagmittag, dass die Polizei auch in dieser Woche verstärkt im Stadtgebiet unterwegs sein und Präsenz zeigen wird. „Das ist im Moment als reine Vorsichtsmaßnahme zu sehen“, betont er.
Seit dem Polizei-Großeinsatz am Freitag (16.6.) an der Wittener Straße in Merklinde habe es aber keine weiteren Vorfälle gegeben. Die Polizei sei „personell und organisatorisch“ auch in dieser Woche so aufgestellt, dass sie jederzeit vorbereitet sei und reagieren könne.
Doch sowohl zu der Massenschlägerei an der Wartburgstraße am Donnerstag (15.6.) als auch zu dem Großeinsatz am Freitag gibt es weiterhin viele offene Fragen. Die Redaktion hat hierzu am Montagmittag mit Carsten Dombert, Oberstaatsanwalt in Dortmund, gesprochen.
In der ersten gemeinsamen Pressemeldung der Staatsanwaltschaft Dortmund und des Polizeipräsidiums Recklinghausen zur Schlägerei am Donnerstag war die Rede von 20 bis 30 beteiligten Personen. Augenzeugen sprachen uns gegenüber aber eher von 70 bis 80 Personen und auch Videos legen nahe, dass es mehr als 30 Personen waren. Von welcher Anzahl gehen Sie mittlerweile aus?
Es waren mindestens 52 Personen. Das ist auch die Anzahl derer, von denen wir mittlerweile die Personalien aufgenommen haben.
Wissen Sie mittlerweile, wie viele an der Massenschlägerei Beteiligte Libanesen und wie viele Syrer waren?
Davon habe ich keine Kenntnis.
Dombert ergänzt noch, dass das aber auch nicht wirklich relevant sei. Es gehe vielmehr darum, zu erfahren, wie sich die Situation am Donnerstag genau zugetragen habe. Die Protagonisten zeigten sich jedoch „wenig kooperationsbereit zur Aufklärung beizutragen“.
Wissen Sie mittlerweile, was der Grund für die Ausschreitung am Donnerstag gewesen ist? War es wirklich ein Streit zwischen zwei Kindern der Familien?
Wir haben jedenfalls keine Hinweise darauf, dass es einen kriminellen Hintergrund gibt. Die Ursache ist wohl eher im zwischenmenschlichen Bereich zu vermuten.
Mehrere Augenzeugen berichteten uns gegenüber, dass es am Donnerstag auch mindestens einen Autofahrer gegeben hat, der auf dem Supermarkt-Parkplatz im Kreis gefahren ist, mit dem Ziel, Menschen umzufahren. Können Sie dazu etwas sagen?
Dazu kann ich nichts sagen.
Dombert führt aus, dass Polizei und Staatsanwaltschaft weiter daran gelegen sei, Hinweise, beispielsweise bei der Massenschlägerei aufgenommene Videos, zwecks weiterer Erkenntnisse zur Verfügung zu stellen. Dies ist in einem Hinweisportal möglich, dass die Polizei nach der Massenschlägerei online gestellt hat. Darüber hinaus könnten Zeuginnen und Zeugen natürlich auch die Polizeidienststellen aufsuchen und dort Angaben machen.
Wie viele Verletzte gab es nach der Massenschlägerei am Donnerstag, sind zu den sieben bereits bekannten Verletzten noch weitere hinzugekommen?
Wir gehen davon aus, dass die Dunkelziffer recht hoch ist und dass es mehr Verletzte gegeben hat. Nur wissen wir das eben nicht.
Wie geht es den Verletzten denn mittlerweile?
Alle sind außer Lebensgefahr.
Dombert fügt aber noch hinzu, dass man nicht bei allen am Donnerstag Verletzten auf einem aktuellen Stand wäre, denn: Teilweise seien die Verletzten einfach aus dem Krankenhaus abgehauen, ohne überhaupt entlassen worden zu sein.
Wie viele Festnahmen gab es mittlerweile in dem Zusammenhang?
Keine. Das liegt aber auch darin begründet, dass die Ermittlungen sich äußerst schwierig gestalten. Unter anderem, weil die Beteiligten sich eben nicht äußern. Und so lange wir nicht sicher wissen, was überhaupt vorgefallen ist, können wir auch niemanden festnehmen.
Können Sie sagen, wer sich am Freitag an der Wittener Straße in Merklinde getroffen hat und wen sie dort überprüft haben? Waren es, so war zumindest unser Eindruck, als wir vor Ort waren, nur Libanesen?
Darüber habe ich noch keine Erkenntnisse.
Wissen Sie denn mittlerweile, ob die Vorfälle in Castrop-Rauxel und Essen zusammenhängen?
Auch dazu haben wir noch keine Erkenntnisse.
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