Rund 30 Brücken über Autobahnen und Bundesstraßen gibt es in Castrop-Rauxel. Die Autobahn GmbH überprüft regelmäßig die Sicherheit dieser Bauwerke. Bei einer letzten großen Überprüfung im September 2021 lagen die Brücken in Castrop-Rauxel überwiegend im Bereich „befriedigender Zustand“. Aber Anfang 2023 wurden an drei Brücken erhebliche Mängel festgestellt, die die Tragfähigkeit vermindern. Nun sieht man das Ergebnis, unter anderem in Dorf Rauxel.
Die Grutholzstraße führt von der Pallasstraße aus über die A42 in die kleine Siedlung „Am Wildgehege“. Bis vor kurzem war sie so breit, dass vor allem auf der östlichen Straßenseite Autos parkten und manchmal auch ein Lastwagen über Nacht abgestellt wurde. Auf der Brücke ist sie jetzt aber nur noch einspurig befahrbar.

Zwei große Metallschienen sichern diesen Zustand: Was aussieht wie zwei Schienen einer (allerdings kurzen und wenig steilen) Sommerrodelbahn, trennt auf beiden Seiten einen vermeintlichen Radweg von der verengten Fahrbahn ab. Kritische Stimmen schrien im Internet schon laut auf; zum Beispiel war bei Facebook zu lesen, ob in Deutschland etwa Radfahrer eine Fahrradsteuer oder Autofahrer eine Kfz-Steuer entrichten würden.
Für eine Sanierung fehlt hier wie an weiteren Brücken im Stadtgebiet aber offenbar wirklich das Geld. Die Brücke über die Emscher an der Horststraße ist schon seit Jahren durch Betonklötze auf eine Fahrspur verengt. Die ohnehin schon schmale Kanalbrücke an der Lambertstraße von Henrichenburg nach Becklem ist durch Höhenbegrenzer, an denen es immer mal wieder zu Verkehrsunfällen kam, zwangsreduziert. Nun also auch die Brücke an der Grutholzstraße in Dorf Rauxel.
Beschränkung auf 12 Tonnen
Betroffen von den aktuellen Schäden sind außerdem die Brücken an der Holthauser Straße ganz im Westen an der Stadtgrenze zu Herne und die A2-Brücke an der Rittershofer Straße. Während die Brücken Grutholzstraße und Holthauser Straße immerhin noch bis zu 40 Tonnen tragen können, gilt dort eine striktere Begrenzung: Die Brücke darf seit Februar/März 2023 schon nur noch von Fahrzeugen von bis zu 12 Tonnen befahren werden. Die Fahrbahn hier war bereits auf 3,50 Meter verengt.
Und wie geht es mit den drei genannten Autobahnbrücken nun weiter? „Die Verkehrszeichen und -einrichtungen verbleiben voraussichtlich mehrere Jahre vor Ort“, schreibt die Stadtverwaltung in einer Ausschussvorlage zum Brückenzustand, die EUV-Chef Michael Werner Ende April im Betriebsausschuss 3 vorstellte. „Solange, bis eine Instandsetzung des Überführungsbauwerkes durch den Bund erfolgt ist.“
Kosten für Schilder und die markanten Schienen zur Fahrbahn-Einengung übernimmt der übergeordnete Baulastträger, also nicht die Stadt. Und: „Nach vorsichtigen Schätzungen ist mit einem langfristigen Zeitraum von 25 bis 30 Jahren zu rechnen.“ Die Brücke an der Holthauser Straße liege nicht in der Zuständigkeit der Stadt Castrop-Rauxel, sondern beim Kreis Recklinghausen.

Die vier schlechtesten Brücken
Und wie ist der Zustand der anderen Brücken in Castrop-Rauxel? Die Emscher Wassertechnik GmbH prüfte sie 2022 komplett ab und vergab deutlich bessere Zustandsnoten als noch im Jahr 2019. Damals waren acht Brücken in einem nicht ausreichenden oder ungenügenden Zustand, 2022 waren es nur noch vier: Die Emscherbrücke an der Horststraße schnitt am schlechtesten ab. Außerdem ungenügend die Fußgängerbrücke Schwarzer Weg über die B235. Nur marginal besser: eine Holzbrücke im Goldschmieding-Park und die Emscherbrücke Stettiner Straße.
Für die Emscher-Brücken Horststraße und Borghagener Straße sei eine gemeinsame Planung für einen Ersatzneubau vorgesehen, heißt es im EUV-Bericht, „da eine Sanierung per se nicht wirtschaftlich darstellbar oder mit einem äußerst hohen Kostenrisiko bei gleichzeitig nicht zeitgemäßer Nutzbarkeit verbunden ist“, so Werner.
Ein Neubau an der Emscher geplant
Eine weitere Brücke wird komplett neu geplant: die der Wartburgstraße über die Emscher. Hier soll die Radwegeführung komplett verändert werden. Der Emscher-Radweg soll unterhalb der Brücke ins Emscherland und zur dann wohl fertiggestellten Prestige-Brücke „Sprung über die Emscher“ angeschlossen werden. „Die Planungen sind größtenteils abgeschlossen“, erklärte Michael Werner Ende April. Eine letzte Absprache zwischen allen Beteiligten stand damals allerdings noch aus.
„Die Baumaßnahme wird voraussichtlich 2025 beginnen und 2026 abgeschlossen sein“, so Werner weiter. Dabei könne wohl kein Verkehr über die Wartburgstraße mehr fließen. Der EUV werde aber „darauf hinwirken, die verkehrlichen Einschränkungen so gering wie möglich zu halten“.

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