Marktplatz wird zum Strand – Opposition rebelliert „Wir sind doch hier nicht auf einem Ponyhof“

FDP und CDU positionieren sich klar gegen Strand – Grüne sind dafür
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Am Freitag startet „Castrop karibisch“ in der Altstadt. Für das passende Sommergefühl wurde der Marktplatz zum Strand gemacht. Von Freitag bis Sonntag stehen um den Sand dann Imbissstände und mobile Bars. Aber auch nach dem kleinen Festival bleibt der Strand, solange gibt auf dem Marktplatz keine Parkplätze. Auf dem Strand soll es in den kommenden Wochen noch kleinere Events geben und Gastronomen können hier ihre Tische aufstellen.

Stadtsprecherin Nicole Fulgenzi: „Dank der spontanen Idee, die sich in den Sommerferien verfestigte, ist eine Beteiligung auf den Aktionsflächen durch Vereine, Gruppen und Institutionen auf der Aktionsfläche noch kurzfristig möglich. Interessierte können sich für weitere Details per E-Mail an ladenlokal@castrop-rauxel.de wenden.“

Kritik von CDU und FDP

Doch nicht allen gefällt diese spontane Idee. Nils Bettinger (FDP), er sorgt um die Anwohner, die trotz Berechtigung erst mal nicht auf dem Marktplatz stehen können: „Es kann doch nicht sein, dass die Stadt nun über Wochen ihren Verpflichtungen dort nicht nachkommt. Der Parkdruck für die Anwohner ist eh schon hoch – hier wird er noch verschärft.“

Grundsätzlich seien Veranstaltungen auf dem Marktplatz natürlich eine gute Sache, aber „ich halte das für schädlich wegen der Dauer.“ Neben den Problemen für die Anwohner fehle der Stadt so natürlich auch Geld in der Kasse: „In der Zeit können da ja keine Parkgebühren erhoben werden.“

Auf Anfrage erklärt Nicole Fulgenzi: „Etwa 360 Euro nimmt die Stadt durch die Parkgebühren durchschnittlich pro Tag ein.“ Sollte der Platz für drei Wochen gesperrt bleiben, wären das etwa 6.500 Euro, die der Stadt entgehen. Fulgenzi merkt allerdings an: „Fällt der Marktplatz für einige Tage für die Bewirtschaftung aus, verlagert sich die Nachfrage naturgemäß zum Teil auf andere (bewirtschaftete) Parkflächen.“

An den wegfallenden Einnahmen stößt sich auch die CDU. Fraktionschef Michael Breilmann kündigte bereits ein politisches Nachspiel an: „Wir fragen uns: Wer kommt eigentlich für die Einnahmeausfälle aus? Darf eine Stadt unter Finanzaufsicht einfach so auf Parkgebühren verzichten und ist die Kommunalaufsicht zuvor dazu befragt worden?“ Stadtverbandschef Carsten Papp kritisiert außerdem die Kommunikation des Bürgermeisters: „Es ist ein Unding, dass wir als Stadtrat erst aus der Presse erfahren, dass das Streetfood und Beachfestival ‚Castrop karibisch‘ per ordre des Bürgermeisters auf unbestimmte Zeit verlängert worden ist.“ Pressesprecher Michael Fritsch abschließend: „Wir sind doch hier nicht auf einem Ponyhof, wo der Bauer bestimmen kann, was gemacht wird.“

Koalition lobt Idee

Während die Opposition Kritik übt, sieht die Koalition die Chancen. Das Grüne Ratsmitglied Bert Wagener: „Schon seit Jahren fordern wir, dass der Marktplatz in Castrop-Rauxel wieder mehr sein muss als ein Parkplatz.“ Wenn es nach den Grünen geht, parken Autos langfristig auf ungenutzten Parkplätzen am Widumer Tor. Fraktionschef Timo Eismann: „Insgesamt ist das eine runde Sache und alles wird so, wie es sein sollte: Der Marktplatz ist Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens und die Autos werden in leer stehenden Abstellanlagen untergebracht.“

Auch der Koalitionspartner SPD ist zufrieden mit dem Experiment für den Marktplatz. Daniel Molloisch: „Wir finden es gut, dass sich der Marktplatz zu einem Veranstaltungsort entwickelt.“ In Zukunft sollen öfter Events auf dem Marktplatz steigen, für den Herbst sei beispielsweise ein Mittelaltermarkt geplant. Der autofreie Marktplatz sei eine Chance für die Altstadt, so Molloisch: „Wir müssen das natürlich zusammen mit den Gastronomen weiterentwickeln.“

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